Mit Thriving Nomads geht ihr mit einer Konferenz zum Thema Remote-Arbeit und einem anschließenden Workation-Projekt an den Start. Was genau ist das grundsätzliche Konzept hinter Workation und an wen richtet sich euer Angebot?
Jorin Eichhorn: Der Begriff »Workation« setzt sich aus »Work« und »Vacation« zusammen und meint im Prinzip, dass man Arbeit und einen Urlaubsaufenthalt miteinander kombiniert. Da wir uns an Menschen richten, die ihre Arbeit von überall aus erledigen können (solange es stabiles Internet gibt), ist das Konzept natürlich recht interessant – und auch noch relativ neu.
Man muss sich dabei den Urlaub aber etwas anders vorstellen als im klassischen Sinne. Natürlich werden wir uns aber auch mal die Sonne auf die Nase scheinen lassen oder mal einen Sprung in den Pool wagen, gerne auch mal vor der Arbeit.
Ansonsten hat speziell unsere Workation aber den Hintergrund, mit Gleichgesinnten zusammen wachsen zu wollen, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, neue Impulse aufzunehmen, mitunter sogar neue Projekt- oder Businesspartner*innen zu finden. Wir helfen dabei als Facilitators im Hintergrund, so dass sich unsere Teilnehmenden zu 100 % auf genau diese Dinge konzentrieren können.
Das Angebot richtet sich, genau wie bei unserer vorangehenden Konferenz, an Online-Unternehmer*innen, Freelancer*innen, digitale Nomaden oder auch einfach Remote Workers, die sich gerne weiter in eine Richtung entwickeln wollen, wo sie einen positiven Impact generieren können. Das schafft man selten alleine: Deswegen haben wir eben genau das Projekt der Thriving Nomads ins Leben gerufen.
Was konkret bedeutet für euch »Impact«? An welcher Art von Projekten arbeiten die Menschen, die an Thriving Nomads teilnehmen?
Jorin: Genau die Frage mussten und müssen wir uns natürlich auch immer wieder stellen. Wir sind hier auf den positiven Impact aus, bei dem grundlegend die Motivation dahinter steht, die eigene Ortsunabhängigkeit, oder insgesamt das eigene Wirken mit einem bestimmten Projekt oder Unternehmen, für mehr als nur den eigenen Gewinn und/oder Prestige zu nutzen.
Die Bereiche, an welchen unsere Teilnehmenden oder auch unsere Referent*innen auf der Bühne arbeiten, sind tatsächlich ganz unterschiedlicher Natur. Es kann sich beispielsweise um ein ländliches Co-working oder Co-living Projekt irgendwo in den spanischen Bergen handeln, um die Neubelebung eines ganzes Dorfes, eine*n Plattformbetreiber*in, welche*r digitalen Nomaden ermöglicht, der lokalen Gesellschaft durch Freiwilligenarbeit etwas zurückzugeben, oder auch um Vertreter*innen der ortsunabhängigen Bewegung aus Teilen der Welt, wo es weitaus schwieriger ist als in unseren westlichen Gefilden, sich online etwas aufzubauen.
Gerade durch die Möglichkeit einer kostenlosen Online-Teilnahme an unserer Thriving Nomads Conference am 07. & 08. März 2022 wollen wir es Menschen, die es allein schon aus Gründen der Visa-Restriktionen nicht mal eben easy-breezy nach Gran Canaria schaffen können, um live vor Ort dabei zu sein, ermöglichen, etwas davon mitnehmen zu können. Etwas, das für europäische Staatsbürger*innen ein paar Klicks und ein, sagen wir mal 70-Euro-Flugticket und gerade einmal etwa fünf Stunden Reisezeit bedeutet, sieht für andere Menschen ganz anders aus.
Welches Programm erwartet die Teilnehmenden bei der Thriving Nomads Conference (07. & 08. März 2022)?
Jorin: Wir werden in den zwei Tagen eine steile Mischung aus Vorträgen, Workshops und sog. Panel Discussions haben. Zudem werden wir kleine interaktive Sessions einbauen, wo die Teilnehmenden die Gelegenheit zum networken haben, wozu natürlich auch unsere Mittagspause mit dem inkludierten Mittagessen seinen Teil beitragen wird.
Aber auch schon vor der Konferenz sind wir nicht untätig: Wir wissen genau, dass Vorabtreffen erheblich dazu beitragen, dass es Menschen dann im Konferenz-Setting nicht mehr so schwer haben, das Eis zu brechen. So werden wir mit einem lokalen Projektpartner eine Inseltour veranstalten, um bei lockerer Stimmung die Vorfreude der Konferenz am nächsten Tag zu teilen. Dann noch ein lockeres Abendessen zusammen, das sollte mitunter schon mal kleine Wunder bewirken.
Wo findet das Event statt und was ist das Besondere an diesem Ort?
Jorin: Das Event findet in Las Palmas auf Gran Canaria statt, einer spanischen Insel im Atlantik vor Afrika gelegen.
Gran Canaria bietet in mehrerer Hinsicht gute Bedingungen für uns: João, einer unserer Co-Founder, ist vor Kurzem nach Gran Canaria gezogen und kann deswegen die Dinge vor Ort super regeln, das macht natürlich vieles wesentlich einfacher.
Dann gibt es auf Gran Canaria selbst (sowie auf der benachbarten Insel Teneriffa) bereits eine etablierte Community von ortsunabhängig arbeitenden Menschen. Da haben wir natürlich einen guten Pool an Personen, denen die Entscheidung einer Teilnahme an dem Event von der Logistik her etwas einfacher fällt. Und da João vor Ort auch schon gute Kontakte hat, ist das dann nochmal ein Vorteil für uns.
Last but not least sind die klimatischen Bedingungen um diese Jahreszeit ein Plus, gerade für Menschen, die, sagen wir mal, in Deutschland oder in den Niederlanden, gerade noch im grauen kalten Apartment sitzen. 22 Grad, Strand in der Nähe und Sonne sind da natürlich ein Argument, welches man nicht vernachlässigen kann.
Besteht für die Teilnehmenden auch die Möglichkeit, nach der Konferenz länger zu bleiben?
Jorin: Natürlich besteht die Möglichkeit! Direkt nach der Konferenz, vom 09. Bis 13.03.2022, findet unsere 5-tägige Thriving Nomads Workation statt. Wenn man sich schon die Mühe und auch den umwelttechnischen Aufwand macht (das sollten wir nicht außer Acht lassen), nach Gran Canaria zu kommen, macht es ja durchaus Sinn, die Zeit dort zu nutzen und quasi die Energie aus der Konferenz in die Workation mitzunehmen.
Hier wird sich für einige Teilnehmende die Möglichkeit ergeben, das Rohmaterial, welches sie während der Konferenz erst einmal für sich aufnehmen konnten, dann in einem exklusiven Setting zu verarbeiten.
Über die Workation hinaus kann jede*r selbst entscheiden, danach einfach noch eine Weile auf der Insel zu bleiben, um diese noch etwas besser kennenzulernen, andere Ortsunabhängige zu treffen und vielleicht ja sogar mal mit ein paar Locals in Kontakt zu kommen.
Und ehrlich gesagt befürworten wir allgemein längere Aufenthalte, da das Konzept »slow travel« auch ganz unserem Thriving Nomads Spirit entspricht. Wenn man schon den Flug durch halb Europa oder vielleicht sogar noch weiter auf sich nimmt und dann nach 3 Tagen zurück fliegt, ist das klimabilanz-technisch äußerst ungünstig (wobei man irgendwann ja schon auch wieder zurückfliegen muss).
Zudem wird man in einer solch kurzen Zeit kaum wirklich nachhaltige Kontakte knüpfen können, und dann muss man sich fragen, wie sehr es den Aufwand rechtfertigt – aber das muss jede*r für sich selbst wissen.
Welche Menschen stehen hinter Thriving Nomads und wie ist die Idee zu einem Workation-Projekt entstanden?
Jorin: Es handelt sich im Moment um eine Deutsch-Portugiesische Kooperation.
Zuerst haben João und ich Mitte 2020, also inmitten der ersten Pandemie-Welle, uns da ein paar Ideen zusammengesponnen, kurz danach ist Ana dann Teil des Thriving Nomads-Teams geworden.
João hat immer eine gute Übersicht und ist daher der Projektmanager, außerdem hat er technisch ganz gut etwas auf dem Kasten. Ich glaube, er wird später seinen Enkelkindern mal albenweise Apps präsentieren können, die er im Laufe des Lebens gesammelt hat. Außerdem hat er wirklich ein Netzwerk sondergleichen, weswegen er auch die Speaker*innen und Workshopleiter*innen heranholt.
Ana ist nicht nur eine begnadete Designerin, sondern ist als kleines Kind auch in den Zahlentopf gefallen. Sie stellt Excel-Tabellen auf, die mir nicht in den kühnsten Träumen unterlaufen könnten und klopft uns und da immer wieder auf die Finger, wenn es eben um genau diese Dinge geht – und das muss sie durchaus einige Male machen, wenn wir mal wieder leichtfertig einen Rabatt raushauen wollen – wie an NachhaltigeJobs, mit dem wir euch bzw. euren Leser*innen 10 % Rabatt* einräumen :)
ich selbst bin für Partnerschaften, die Texte in Social Media und den Newsletter zuständig, da ich mit leichter Hand mal locker flockig ein paar Texte herausbringe, die anscheinend nicht allzu schlecht rüberkommen. Außerdem bin ich eine Sales Person, sprich da lass ich bei manchen Möglichkeiten der Zusammenarbeit auch nicht sofort locker.
Marion, die noch auf unserer Webseite vertreten ist, hilft uns derweil noch sporadisch aus und bombardiert ihr nicht zu unterschätzendes Netzwerk mit unseren Ambitionen.
*Nutze bei deiner Ticketbuchung über die Homepage von Thriving Nomads einfach den Rabatt-Code "nachhaltigejobs".
Im Zuge der Corona-Pandemie hat das ortsunabhängige Arbeiten einen regelrechten Boom erfahren. Längst sind es nicht mehr nur Selbstständige, die größtenteils remote arbeiten, sondern auch immer mehr Festangestellte erhalten durch die Flexibilisierung der Arbeitswelt die Option des »digitalen Nomadentums«. Welche Auswirkungen wird dies aus eurer Perspektive auf die Art haben, wie wir in Teams zusammenarbeiten und wie diese geführt werden?
Jorin: Ja, das ist in der Tat einer der positiven Auswirkungen der Pandemie, wobei ich da durchaus differenziert draufschauen möchte. Auf die Art und Weise der Teamzusammenarbeit wird das meiner Meinung nach signifikante Auswirkungen haben.
Interessanterweise gibt es eine ganze Reihe von Fällen, bei denen es die Unternehmensführung vor Corona für unmöglich gehalten hat, dass die Mitarbeitenden von zu Hause aus tatsächlich produktiv sein können oder Produkte und/oder Services online verkauft werden können. Sie wurden vielmals eines Besseren belehrt.
Aber es muss eben auch klar sein: Es wird niemals in allen Berufssparten durch die Bank möglich sein, remote zu arbeiten. Auch ist es einfach nicht für alle gemacht und ich kenne auch einige Fälle, wo sich die Person wieder sehr auf das Büro und die Kolleg*innen freut. Privates und Arbeit räumlich zu trennen, ergibt durchaus Sinn und manche Menschen brauchen das einfach.
Ich denke, dass eine Mischform da durchaus sinnvoll ist: Wenn man vor Ort ist, kann man 1-2 Mal die Woche ins Büro gehen um team-relevante Dinge abzuklären oder einfach mal wieder die menschlichen Beziehungen etwas aufzupolieren. Die Tagesarbeit kann man dann für sich zu Hause erledigen.
Arbeitet man hingegen in einem sog. distributed team, wo einer in Deutschland, die nächste in Spanien und der dritte in Rumänien sitzt, ist das natürlich nochmal ein ganz anderes Setting. Oftmals hat man in diesem Falle die Kolleg*innen, wenn überhaupt, nur zwei Mal in drei Jahren getroffen, ein Großteil der Kommunikation verläuft asynchron und dann spielen interkulturelle Differenzen und manchmal sogar Zeitzonen-Unterschiede noch eine Rolle. Das ist kein leichtes Unterfangen, aber allemal machbar.
Aber natürlich bilden sich da teilweise ganz neue Berufsbilder heraus: Ein Bekannter von mir ist professioneller Onboarder für remote Teammitglieder, die neu einsteigen. Hier werden von Anfang an bis zur vollständigen Eingewöhnung klare Prozesse aufgesetzt.
Für letztgenannte Situationen, also bei jenen distributed teams, ist es jedoch enorm wichtig, sich mindestens alle 6 Monate in echt zu treffen. Diese menschlichen Beziehungen, die informellen Gespräche bei einem Abendessen, einfach die andere Personen zu erleben, wird auf lange Zeit kein Onlinemedium ersetzen können.
Und hier ergibt sich schon wieder ein neues Betätigungsfeld: Retreats für Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden aus der Welt zusammensammeln und für eine bestimmte Zeit zusammenarbeiten und sich austauschen lassen. Da haben wir von Thriving Nomads in Zukunft im Übrigen auch Pläne, genau das für Firmen anzubieten. We'll keep you posted ;)
Du lebst und arbeitest selbst seit einigen Jahren ortsunabhängig. Was sind für dich persönlich die größten Vorzüge, aber auch Herausforderungen dieses Lebensstils?
Jorin: Genau, ich selbst bin nicht erst mit der Pandemie in diesen Modus hineingestoßen worden und musste mich dann nicht erst einmal völlig neu sortieren, so erging es ja so einigen Menschen, sondern war so gesehen bestens vorbereitet. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon über 5 Jahre remote gearbeitet, deswegen war das für mich quasi business as usual. Verstärkend kommt hinzu, dass ich unter anderem beim Citizen Circle arbeite und Ortsunabhängigkeit dort schon seit einigen Jahren der Standard ist.
Grundsätzlich ist einer der größten Vorzüge, dass ich meine Tätigkeiten und meine Projekte nach meinem präferierten Lifestyle ausrichten kann – und eben nicht andersherum. Also dass ich nicht unbedingt in Stadt X leben muss, weil Unternehmen Y gerade da sein Büro hat und ich da jeden Morgen hingurken müsste. Und ja, das typische Thank-god-it's-friday ist glücklicherweise nicht Teil meines Lebens.
Da ich als Freelancer für verschiedene Projekte arbeite, sind mir Kämpfe um die besten Urlaubstage oder Parkplätze vor dem Büro genauso unbekannt wie etwaige Bürointrigen oder einfach unnützes Absitzen von acht Stunden vor dem Bildschirm, wenn selbst den Vorgesetzten eigentlich klar ist, dass man maximal 4-5 Stunden daran produktiv ist.
Aber klar, Herausforderungen gibt es jede Menge, und die haben es mitunter in sich. Nur um ein paar Stichworte zu nennen: Selbstdisziplin, Fokus, sich selbst auch mal eine Auszeit zu erlauben, soziale Isolation, abschalten können. Auch Dinge wie Krankenkasse, Steuererklärung oder Rente sind da wichtige Themen, die gerade in jüngeren Jahren gerne mal noch hinausgeschoben werden.
Grundsätzlich würde ich meinen derzeitigen Lifestyle nicht aufgeben wollen, andererseits würde ich auch gerne mal irgendwann meinen Laptop mal wieder zuklappen können.
Jorin ist bei Thriving Nomads für Partnerschaften, Marketing und Organisation der Workation zuständig.
Sein »tägliches Brot« verdient er im Moment zumeist bei einem Teilzeitjob im Sales und Business Development für ein britisches Startup im Bildungs- und Tech-Bereich. Die gleiche Tätigkeit übt er außerdem beim deutschsprachigen Online-Unternehmernetzwerk Citizen Circle aus.
Ein weiteres Herzensprojekt, woran er schon länger arbeitet, ist der Aufbau eines eigenen Coworking und Coliving-Projektes irgendwo im mediterranen Teil von Europa – und zwar auf dem Land bzw. in einer Kleinstadt.
Er ist fest überzeugt davon, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft mehr und mehr Global Villages bzw. Smart Villages (was auch immer da jetzt das Buzzword sein soll) sehen werden. Jorin möchte gerne dabei sein, wenn das erste Village dieser Art in Europa gebaut bzw. konzeptualisiert wird.
Mit der jetzigen Pandemie ist einfach klar geworden, dass das Stadtleben keinesfalls alternativlos ist. Stattdessen wurden uns ganz klar die Grenzen und mangelnde Nachhaltigkeit unseres alltäglichen Lebensstils aufgezeigt.
Neugierig geworden? Hier geht es lang zur Thriving Nomads Conference (07. & 08.03.2022) und zur Webseite der Thriving Nomads Workation (09. Bis 13.03.2022). Mit dem exklusiven Rabatt-Code "nachhaltigejobs" erhältst du 10 % Rabatt auf dein Konferenz-Ticket!
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