GreenTech Startup Enpal auf Erfolgskurs: »Wir träumen davon, dass alle Menschen ihre eigene, saubere Energie erzeugen können.«

Auf unseren Dachflächen ist viel ungenutzter Platz: Etwa für Solaranlagen, die sauberen Ökostrom erzeugen. Doch viele Hausbesitzer*innen werden von den hohen Investitionskosten für die Solarmodule abgeschreckt. Enpal macht den Zugang zu grünem Strom vom eigenen Dach für jede*n möglich: Durch ein »Rundum-sorglos«-Abonnement, welches in der Regel günstiger ist als die bisherigen Stromkosten. Mit diesem innovativen Modell hat das Startup eine in Deutschland fast beispiellose Erfolgsstory hingelegt. Mehr über Erfolgsfaktoren für junge Unternehmen und die Energiewende im Interview mit »Chief Evangelist« Dr. Wolfgang Gründinger.
Enpal GmbH
von Charlotte Clarke, 18. Januar 2022 um 07:14

Mit eurem Unternehmen Enpal wollt ihr der Energiewende einen ordentlichen Schub verpassen. Wie sieht euer Geschäftskonzept konkret aus? 

Dr. Wolfgang Gründinger: Enpal macht Solar endlich einfach: Durch Solaranlagen und Batteriespeicher im Abonnement. Dadurch brauchen Hausbesitzer*innen nicht mehr 15.000 Euro oder sogar 20.000 Euro in die Hand nehmen, um sich eine Solaranlage zu kaufen, und sparen sich einen Großteil der Bürokratie. In der Miete ist alles inklusive: Montage, Beratung, Wartung, Reparatur, Versicherung, Austausch defekter Teile usw. Die Kund*innen brauchen sich um nichts kümmern und können zusehen, wie der Strom fließt. Egal was passiert: Enpal ist da und kümmert sich. Nach 20 Betriebsjahren kann die Solaranlage für nur einen Euro fast kostenlos erworben werden, und dann liefert sie noch gut zehn Jahre kostenlos sauberen Strom vom eigenen Dach.


Welche Vorteile hat eine Solaranlage auf dem eigenen Hausdach im Vergleich zur Energieversorgung aus dem zentralen Netz?

Gründinger: Zum einen ist Solarstrom grüner, sauberer Strom, der dazu beiträgt, die Klimakrise zu bekämpfen und die Energiewende voranzutreiben. Dazu ist Solarstrom auch noch die günstigste Stromquelle Deutschlands und damit deutlich preiswerter als der Stromversorger. ​​Insbesondere Haushalte mit einem relativ hohem Stromverbrauch, etwa durch ein E-Auto, können von einer Photovoltaikanlage profitieren. Mit einer Solaranlage auf dem eigenen Hausdach gelingt also nicht nur die Unabhängigkeit von Großversorgern, es kann auch bares Geld gespart werden.

92% der Deutschen befürworten den Ausbau und die Förderung von Solardächern. So beliebt ist sonst keine Energie. Der Ausbau muss jedoch schnell gehen, um die Klimaziele zu erreichen. Laut Klimaforscher Stefan Rahmstorf müssen wir in Deutschland bis 2036 klimaneutral werden, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Das sind nur noch 15 Jahre. Auch durch den steigenden Strombedarf durch E-Autos und die Wärmewende muss Photovoltaik jetzt sofort und sehr schnell massiv ausgebaut werden, um die Stromlücke zu schließen.


Welche Möglichkeiten gibt es für Menschen, die die teilweise hohen Investitionskosten für Solaranlagen scheuen?

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Gründinger: Wir bieten Solaranlagen im Abo. So spart man sich als Hausbesitzer*in die hohen Investitionskosten von bis zu 20.000 Euro für eine Anlage. In der Regel rentiert sich eine Solaranlage erst nach gut 13 Jahren für die Besitzer*innen. Innerhalb unseres Abo-Modells sparen Eigenheimbesitzer*innen dagegen oft schon im ersten Monat, weil die monatlichen Raten häufig günstiger sind als die bisherigen Stromkosten. In der Miete ist alles inklusive: Beratung, Planung, Montage, Reparatur, Reinigung, Zinsen, Monitoring, Enpal-App, Versicherung, Ersatz des Wechselrichters, des Batteriespeichers oder anderer defekter Bauteile. Wir kümmern uns um alles! Für die Kund*innen ist das ein Rundum-Sorglos-Paket. Das Abo läuft für 20 Jahre, danach können die Hauseigentümer die Anlage für nur einen Euro übernehmen.


Welche Geschichte steckt hinter der Gründung von Enpal? Wie ist die Idee entstanden und wie hat alles begonnen?

Gründinger: Bereits 2008 hat Mario Kohle mit Anfang 20 die Plattform Aroundhome (ehemals Käuferportal) mitgegründet (Außenumsatz: 1,5 Milliarden Euro; einer der größten Vermittler für Produkte rund ums Haus in Deutschland). Schon während seiner Zeit bei Aroundhome hat er viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Solarfirmen gesammelt und schnell gemerkt, dass die Anschaffung einer Solaranlage noch zu kompliziert und zu teuer ist. So kam die Idee für Enpal: Solarenergie endlich einfach machen, von allen, für alle.


Eine Frage, die im Zuge der Solartechnik (genau wie im Bereich der alternativen Fahrzeugantriebe) noch zu großen Teilen ungeklärt scheint, ist die nach dem Lebenszyklus der technischen Bauteile, für deren Herstellung eine große Menge an Ressourcen benötigt wird. Erstrebenswert wäre ja im Idealfall ein geschlossener Kreislauf. Welche Möglichkeiten gibt es (oder wird es in naher Zukunft geben), die ausgedienten Solarzellen für andere Zwecke zu nutzen oder das Material zu recyceln?

Gründinger: Für die Kund*innen ist die Entsorgung alter Solarmodule kein Problem, wenn sie mal nach 30 Jahren ausgedient haben: Man gibt sie einfach im nächsten Wertstoffhof ab.

Auch in ökologischer Hinsicht ist das Recycling der Solarmodule grundsätzlich gut möglich. Denn Solarmodule bestehen größtenteils aus Alu, Glas und Silizium. Allerdings kann das Glas mit den derzeitigen Verfahren nicht sauber getrennt werden und wird daher überwiegend »gedowncycelt«. Besseres Recycling ist technisch durch neue Verfahren zwar möglich, lohnt sich aber derzeit nicht, u.a. weil die Verfahren teils noch prototypisch sind und die Menge der Altmodule zu gering ist: Derzeit werden jährlich circa 3.000 Tonnen recycelt. Für eine Wirtschaftlichkeit bedürfe es jedoch etwa 30.000 Tonnen im Jahr. Mit größeren Mengen lohnt sich das Verfahren aber. Die Deutsche Umwelthilfe hat das Thema auf der Liste und arbeitet mit den Herstellern daran.


Welche Rolle spielt aus eurer Sicht die private Energieversorgung für das Erreichen des 1,5°-Grad-Ziels? Schließlich geht rund ein Drittel des Energieverbrauchs in Deutschland auf das Konto der Industrie (
Stand 2019), die damit (nach dem Verkehrssektor) der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen ist. Müsste angesichts dessen der Wirtschaftssektor nicht ebenfalls viel stärker in die Verantwortung genommen werden?

Gründinger: Es ist zu spät für ein »Entweder-oder«. Wenn wir nicht alle anpacken, dann werden wir bald nur noch Hitze-Sommer und Flutkatastrophen haben. Die Forscher*innen warnen seit über 30 Jahren, jetzt sind wir mittendrin. Die Zeichen der Zeit haben sich übrigens längst gedreht. Die Industrie geht inzwischen voran, auch weil CO2-Ausstoß immer teurer wird. Auch bei uns, bei Enpal, stecken inzwischen ganz »normale« Investoren dahinter und nicht nur die Ökos von früher. Klimaschutz ist ein Geschäftsmodell für acht Milliarden Menschen. Und das ist auch gut so. Denn wir brauchen alle helfenden Hände.


Ihr seid seit gerade einmal 4 Jahren am Markt, zählt jedoch bereits mit 1.000 Mitarbeitenden zu den am schnellsten wachsenden Green-Tech-Unternehmen Europas. Kürzlich seid ihr sogar Deutschland erstes »Green-Tech-Einhorn« geworden
(Anm.: Als »Einhörner« bezeichnet man Jungunternehmen mit einem Marktwert von mind. 1 Milliarde US$)! Was ist euer Erfolgsrezept?

Gründinger: Unser Gründer Mario Kohle sagt: »Wenn du denkst, etwas zu sein, hörst du auf, etwas zu werden.« Deswegen fokussieren wir uns nicht darauf, auf Biegen und Brechen eine möglichst hohe Bewertung bei den Investoren zu bekommen. Uns treibt um, wie wir unseren Kund*innen die bestmögliche Erfahrung und das bestmögliche Produkt bieten können, wie wir eine tolle Firma bauen, wie wir die Welt verändern. Die gute Bewertung kommt dann von allein.


Was war die bislang größte Herausforderung beim Aufbau eures Business?

Gründinger: Stell dir vor, du stellst 500 Leute ein, und hast noch keine*n davon jemals persönlich gesehen. Und auch diese Leute haben sich untereinander noch nie persönlich gesehen. Das haben wir während der Pandemie gemacht. Unser Büro war geschlossen, oder maximal sehr schwach besetzt, und trotzdem haben wir es hinbekommen, dass wir stark gewachsen sind und noch mehr Kund*innen und Mitarbeitende für unsere Idee der selbstgemachten Energie begeistern konnten.


Was sind eure Ziele und Pläne für die kommenden Jahre? In welche Richtung wollt ihr Enpal weiterentwickeln?

Gründinger: Wir träumen davon, dass alle Menschen ihre eigene, saubere Energie erzeugen können. Daher wollen wir Solarenergie endlich einfach und günstig machen – und bauen dafür das größte Energie-Netzwerk Europas. Unsere Vision ist das Zuhause als grünes Ökosystem, bei dem unsere Kund*innen ihren selbst produzierten Strom nutzen, um ihr E-Auto zu laden oder in der Enpal-Community teilen. Bis Ende des Jahrzehnts wollen wir über eine Million Haushalte mit grüner Energie versorgen.



Enpal GmbH

Über Wolfgang Gründinger

Dr. Wolfgang Gründinger ist als »Chief Evangelist« so etwas wie der Außenminister von Enpal. Als Lobbyist für die dezentrale Energie­wende will er möglichst viele Menschen für Solar­energie begeistern.
















Bereit für ein Stück grüne Revolution auf deinem Hausdach? Hier geht es lang zur Webseite von Enpal.


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