Mit eurer Online-Plattform reflecta.network möchtet ihr Menschen und Organisationen vernetzen, die unsere Gesellschaft auf positive Weise gestalten. Magst du uns euer Konzept kurz erläutern?
Daniela Mahr: Ja, sehr gerne. Mit dem reflecta.network ist im Juni 2020 die erste Online-Plattform für gemeinnützige und wirkungsorientierte Innovator*innen, nachhaltigen Wissensaustausch und zukunftsweisende Projektideen online gegangen. Ein intelligenter Matching-Algorithmus verbindet und vernetzt Zukunftsgestalter*innen. Das gemeinsame Ziel ist eine Welt, in der soziale Innovationen selbstverständlich sind und jedes Handeln auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit basiert.
Mit welchen Akteur*innen kann ich mich in eurem Netzwerk austauschen und welche Informationen finde ich auf den Mitgliedsprofilen?
Daniela: Wir verstehen die Plattform gerne als Ökosystem, in dem persönliche und gesellschaftliche Veränderungen leichter machbar werden. Man findet hier, wen oder was es braucht, um Vorhaben zielgerichtet und passgenau ins Rollen zu bringen. Das sind dann zum Beispiel: Mentor*innen, Unterstützer*innen, Dienstleister*innen, Mitarbeiter*innen, Kooperationspartner*innen, Förderer*innen oder einfach Gleichgesinnte.
Im eigenen Profil kann man durch einfaches Anhaken angeben, welche Themen einen interessieren und welche Menschen man sucht - diese Angaben werden im Anschluss entsprechend mit passenden Profilen »gematched«. In den Profilen findet man außerdem Themenschwerpunkte, Suche/Biete sowie Erfahrungen & Pläne der anderen Mitglieder.
Auch aktuelle und frühere Tätigkeiten können eingetragen, sowie direkt ein Organisations- oder Projektprofil dafür angelegt werden. Beim Ausfüllen gibt man zudem an, an welchen Nachhaltigkeitszielen & Megatrends man arbeitet (oder arbeiten möchte).
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Was genau unterscheidet das reflecta.network von herkömmlichen Social Media-Portalen oder Karriere-Netzwerken?
Daniela: reflecta.network schafft den Nährboden für soziale Innovator*innen und jene, die es werden wollen. Neben der klar ausgerichteten Zielgruppe und der Technologie, unterscheidet sich reflecta.network vor allem dadurch, dass wir größten Wert auf Sicherheit & Datenschutz legen. Außerdem hören wir immer wieder, dass ein besonders wertschätzender Umgangston und echte Hilfsbereitschaft auf der Plattform zu finden sind. Das freut uns natürlich sehr.
In Zeiten der Pandemie braucht die Welt mehr denn je Lösungen für soziale, ökologische und wirtschaftliche Fragen. Sie sind Kern jedes zukünftigen gesellschaftlichen Miteinanders. Die innovative Technologie hinter dem reflecta.network trägt dazu bei, dass Lösungssuchende, Ideenträger*innen und Möglichmacher*innen sich verbinden und ihre Arbeit durch einen intelligenten Matching-Algorithmus professionalisieren. Das Netzwerk dient ihnen als virtueller runder Tisch, um ihre wichtigsten Ziele zu erreichen: Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die 17 Sustainable Development Goals (SDGs).
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um im reflecta.network ein Profil anlegen zu können? Werden z.B. Unternehmen dahingehend überprüft, ob sie tatsächlich bestimmte ökologische und soziale Standards erfüllen?
Daniela: Wir überprüfen jedes neue Profil und schalten es frei. Bei den Personenprofilen sorgt das dafür, dass sich keinerlei Fake-Profile oder Trolle im Netzwerk finden. Organisationsprofile und Projekte werden ebenfalls von uns auf nachhaltige Standards geprüft und freigeschaltet. Die Details haben wir in den Nutzungsbedingungen aufgenommenen.
Veranstaltet ihr auch analoge Events, auf denen sich die Mitglieder persönlich kennen lernen können?
Daniela: Ja, das würden wir so gerne wieder! Wir haben ja seit 2010 die reflecta Festivals, einzelne Events, Netzwerkveranstaltungen und Workshops mit denselben Themen und Zielgruppe veranstaltet. Das wird es auch in Zukunft wieder geben. Nur gerade - in Zeiten von Covid19 - ist ja sowieso alles online. So auch unsere kleinen MeetUps, Impulse und Workshops.
Wie ist die Idee zum reflecta.network entstanden und welche Menschen stecken hinter dem Netzwerk?
Daniela: Im Zuge der Festivals und Workshops kamen immer mehr Menschen auf uns zu, die sich nachhaltige Vernetzung und Unterstützung bei ihren Projekten wünschten. Neben den Festivals hat die gemeinnützige Organisation reflecta die »Green City Guides« herausgeben, die aber als Printprodukt schnell veralten. Der Wunsch nach einer digitalen Lösung wurde immer wieder an uns herangetragen. Das Feedback und das Fehlen eines Ortes, an dem sich Zukunftsgestalter*innen passgenau finden und professionalisieren können, hat die Idee in meinem Kopf festgesetzt.
Besprochen habe ich die mögliche Umsetzung mit meinem Partner, der Programmierer ist und schon lange bei reflecta mitwirkt und der Design-Agentur, die bereits die »Green City Guides« gestaltet haben. Alle waren sofort an Bord. Der Weg von der Idee (die um 2017 entstand) bis zu der heutigen Version war allerdings lang und mit vielen Workshops, dem Bau von Prototypen und unzähligen Gesprächen mit der Zielgruppe verbunden. Und nicht zuletzt mit vielen nächtelangen Gesprächen und Ideenspinnereien im Team. Zum Glück verfügen wir auch über eine Vielzahl an Unterstützer*innen und Mitstreiter*innen, die von Anfang an an das Projekt geglaubt haben.
Eure Plattform ist für Mitglieder kostenlos nutzbar. Wie finanziert ihr das Projekt?
Daniela: Die Mitgliedschaft im Netzwerk ist kostenlos, weil wir es so inklusiv wie möglich gestalten möchten. Aber wir müssen die Plattform natürlich auch finanziell auf ein nachhaltiges Gerüst stellen. Wir finanzieren das Projekt auf »hybride« Weise - zum einen mit kostenpflichtigen Präsentations- und Verwaltungsmöglichkeiten für Communities, Verbände, Inkubatoren oder Konferenzen, die unseren Werten und Zielen entsprechen. Sie können sich über reflecta.network vernetzen, präsentieren und ihre Community erweitern. Daneben wird es künftig Möglichkeiten geben, einen freiwilligen Beitrag zu zahlen, wir können Spenden empfangen und Teilbereiche unserer Arbeit lassen sich über Förderungen von Stiftungen finanzieren.
In welche Richtung möchtet ihr euer Netzwerk künftig weiterentwickeln? Sind z.B. zusätzliche Funktionen in Planung?
Daniela: Ja, ein paar Dinge sind noch in Planung. Das reflecta.network steht im Zeichen eines umfassenden »digitalen Inkubators«, der es einer großen Anzahl Menschen erlaubt, sich gemeinnützig, sozial und innovativ zu vernetzen und Projekte zu realisieren. Gerade haben wir die oben genannten Community-Bereiche fertiggestellt und die ersten Communities (wie zum Beispiel die »Utopie Konferenz« der Leuphana Universität, thematisch passende Programme oder Verbände) richten sich im Hintergrund ein.
Daneben werden wir für die Mitglieder Basiswissen zur erfolgreichen Umsetzung ihrer Vorhaben zur Verfügung stellen. Das kann man sich als spielerisch umgesetzte Schritt-für-Schritt-Anleitungen vorstellen. An relevanten Stellen, an denen man sich weitere Hilfe wünscht, leiten wir zu Expert*innen oder erfahrenen Hasen weiter.
Ein weiterer Schritt wird der Ausbau des Matchings für professionelle Dienstleistungen aus den Sektoren Nachhaltigkeit, Bildung, Kultur und Inklusion sein. Hier freuen wir uns über enge Zusammenarbeit mit langjährigen Akteur*innen wie euch. Daneben möchten wir Projekte und sozial-innovative Vorhaben noch besser mit denen in Verbindung bringen, die sie fördern können, wie Stiftungen oder Programmen. Und den Förderer*innen bieten wir die Möglichkeit, leichter unterstützenswerte Projekte oder auch Startups zu finden, sie direkt nachhaltig in den Community-Bereichen zu betreuen und auch im Nachgang (u.a. durch Magazinbeiträge) zu sehen, was daraus geworden ist. Natürlich soll es die Plattform künftig auch mehrsprachig geben.
Du möchtest dich mit Gleichgesinnten vernetzen? Dann geht es hier lang zur Website von reflecta.network.
Über Daniela Mahr
Daniela ist Philosophin, Soziologin und Gründerin von reflecta (Filmfestival, Workshops, Artivist Award, Green City Guides, reflecta.network). Ihre Schwerpunkte sind nachhaltiges Wirtschaften, neue Formen von Arbeit und gesellschaftlichem Zusammenleben, Identitäts- und Sinnforschung, sowie Kulturvermittlung und Digitalisierung. Neben der Arbeit an reflecta war Daniela Mahr selbstständig als Kuratorin, Impulsgeberin und strategische Beraterin tätig, konzentriert sich jetzt aber hauptsächlich auf die Entwicklung von reflecta.network.
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