Zuerst veröffentlicht auf cologne.io.
Mit eurem Startup ekipa habt ihr eine Plattform geschaffen, auf der junge Menschen der digitalen Generation zusammen mit Unternehmen gemeinsam Innovationsprozesse für mehr Nachhaltigkeit starten können. Wie genau funktioniert euer Konzept?
Justin Gemeri: Die junge Generation bringt ein unglaubliches Innovationspotential mit, da sie in einer digitalen Welt groß geworden ist, die sich immer schneller verändert und daher völlig neue Ideen und Perspektiven mitbringt. Allerdings bestehen für die Angehörigen dieser Generation bislang noch wenig Chancen, diese Potentiale wirklich zu entfalten. Als Studierende*r bekommt man z.B. viel theoretisches Wissen vermittelt, hat aber nur wenige Möglichkeiten, dieses auch praktisch - vor allem auch in der Realität - anzuwenden. Außerdem werden junge Menschen von Unternehmen und Organisationen oft nicht ganz so ernst genommen.
Auf der anderen Seite gibt es unserer Erfahrung nach aber unzählige Unternehmen und Organisationen, die sich mit immer größeren Hürden konfrontiert sehen, weil sich die Rahmenbedingungen immer schneller verändern (z.B. Kundenbedürfnisse in der digitalen Welt) und der Innovationsdruck höher wird. Sprich, die Unternehmen haben einen immer stärkeren Bedarf nach neuen Ideen. Unsere Theorie: Wenn wir es schaffen, beide Welten miteinander zu vereinen, dann könnte da etwa Gutes draus entstehen! Denn beide Seiten können sich gegenseitig helfen, die jeweiligen Herausforderungen zu meistern und genau hier setzen wir mit ekipa an. Wir versuchen, die richtigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die junge digitale Generation ihr eigenes Potential entfalten kann und Unternehmen dabei geholfen wird, neue Perspektiven kennen zu lernen.
Dafür führen wir sog. »Innovation Challenges« durch. Dabei handelt es sich um konkrete, reale Fragestellungen von Unternehmen oder Organisationen und verpacken diese in den richtigen Rahmen. Das heißt, beim »Challenge Briefing« wird die Fragestellung zielgruppengerecht aufbereitet sowie die Hintergründe und mögliche Herangehensweisen aufgezeigt. Dies stellen wir dann auf unsere eigens dafür entwickelten Online-Plattform. Mittlerweile haben wir ein Netzwerk aus über 65 Universitäten und Hochschulen in ganz Europa, mehr als 40 Innovationsnetzwerke (z.B. Inkubatoren, Hubs), die uns ermöglichen, für jedes Anliegen und jede Problemstellung, die Unternehmen haben, genau die Zielgruppen innerhalb der digitalen Generation zu adressieren, die genau die richtigen Lösungsansätze entwickeln können.
Die Challenges bestehen aus mehreren Stufen. Zu Beginn kann jede*r eine Idee einreichen, woraufhin durch uns eine Vorauswahl getroffen wird. Zusätzlich moderieren wir einen Prozess, in dem beide Seiten gemeinsam an Ideen und Lösungsansätzen arbeiten. Am Ende steht eine Innovation mit dem größtmöglichen Impact.
Was zeichnet die »digitale Generation« aus? Welche Impulse können sie der Wirtschaft mit ihren Fähigkeiten und ihrem Mindset für eine nachhaltige Entwicklung geben?
Justin: Ich denke, dass die junge Generation einen völlig anderen Zugang zu bzw. Umgang mit digitalen Medien hat, der auch eine nachhaltige Entwicklung fördern kann. Zum Beispiel können Social Media, mit denen junge Menschen groß geworden sind und die eine ganz neue Art der Vernetzung ermöglichen, ganz neue Prozesse entstehen lassen. Für die junge Generation hat Nachhaltigkeit schon allein deshalb eine große Bedeutung, weil sie sich natürlich noch ein wenig länger auf diesem Planeten bewegen wird und es daher eine hohe Priorität hat, was mit der Erde in nächsten Jahren passiert. Das sieht man nicht nur an großen Aktionen wie den »Fridays for Future«-Demonstrationen, sondern auch auf anderen Ebenen: Bei unseren Challenges (z.B. zum Thema »Green Cities« oder zur Nutzung neuer Mobilfunktechnologien für die Erschaffung sozialen Mehrwerts) sehen wir, dass die Resonanz und die Vielfalt an Ideen unglaublich groß sind. Wir glauben fest daran, dass wir Menschen genau dann am besten für eine Teilnahme an einer Challenge begeistern können, wenn das Thema für sie einen hohen Stellenwert hat und sie einen wirklichen Impact generieren können.
Welche Vorteile haben Studierende und Startups von der Teilnahme an einer Challenge? Über welchen Zeitraum erfolgt in der Regel eine Teilnahme? Arbeiten die Teams beim Unternehmen vor Ort oder arbeiten sie räumlich unabhängig?
Justin: Der größte Vorteil, den wir den Teilnehmenden ermöglichen, ist einen realen Impact zu schaffen und das eigene Potential zu entfalten. Das mag erst einmal simpel klingen, aber ganz viele Gespräche, die wir mit jungen Menschen geführt haben, zeigen, dass sie es als sehr schwierig empfinden, mit eigenen Ideen einen echten Impact zu erzielen. Das habe ich während meiner Zeit als Student ähnlich in Erinnerung: An der Uni bekomme ich Unmengen an theoretischem Input, den ich bei der Prüfung einfach nur reproduziere. Am Ende des Semesters frage ich mich dann, wofür ich das Ganze jetzt eigentlich gemacht habe - außer für die Noten. Wir wollen mit ekipa jungen Menschen und Gründer*innen ermöglichen, tatsächlichen Impact zu haben. Beispielsweise, indem wir den besten Teams eine Art Funding geben oder die Möglichkeit, ihre Idee in einem Inkubation-Programm voranzutreiben und schließlich wachsen und fliegen zu lassen.
Für Studierende besteht der Anreiz also aus dem Praxisbezug und dem frühzeitigen Aufbau einer Reputation sowie im Kontakt zu großen Unternehmen und Organisationen. Natürlich gibt es auch Preisgelder und Prämien zu gewinnen, diese sind aber natürlich aus unserer Sicht nur eine Ergänzung zu den anderen Vorzügen der Teilnahme an einer Challenge.
Startups haben diesen Praxisbezug zwar in der Regel ohnehin schon, aber mit ekipa erhalten sie die Möglichkeit, mit einem starken Partner (z.B. einem renommierten Unternehmen wie Samsung oder der Deutschen Bahn) an ihrer Seite ihre Idee viel schneller fliegen zu lassen und schneller skalieren zu können.
Die Challenges erstrecken sich in der Regel über einen Zeitraum von 3-4 Monaten, allerdings arbeitet man in dieser ersten Phase nicht durchgehend an der Idee, sondern investiert insgesamt ca. 10 bis 30 Stunden in die Ausarbeitung. In der zweiten Phase, in welche die besten Teams aufgenommen werden und durch uns sowie dem Auftrag gebenden Unternehmen unterstützt werden, steigt der Aufwand ein wenig - genauso ist in dieser Phase aber die Chance, eine Förderung zu erhalten, deutlich höher.
Von wo aus die Teams arbeiten, hängt ein wenig von der Challenge ab. Die erste Phase läuft hauptsächlich online über die Plattform ab. Wir bieten jedem Team einen eigenen digitalen Workspace, wo sie an ihren Ideen arbeiten und diese einreichen können. In der zweiten Phase organisieren wir auch Events wie z.B. Bootcamps, Workshops oder Pitches, zu denen wir die Teams einladen, entweder an neutralen Locations oder auch ins Unternehmen selbst - hier ist der Anteil an analogen Kontaktpunkten also höher, um eine intensivere Zusammenarbeit mit den Unternehmen zu ermöglichen.
Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um an einer eurer Challenges teilnehmen zu können? Muss ich dafür bereits ein Startup gegründet oder Team zusammengestellt haben?
Justin: Grundsätzlich können sowohl Studierende und Absolvent*innen als auch bereits gegründete Startups an den Challenges teilnehmen, der Fokus ist aber je nach Challenge ein wenig unterschiedlich. Unsere »Digital Future«-Challenge richtet sich fast ausschließlich an Studierende und Absolvent*innen und weniger an Startups, während wir bei anderen Challenges eher den Fokus auf junge Startups oder gründungswillige junge Menschen richten. Uns ist aber ganz wichtig, dass wir niemanden prinzipiell von einer Teilnahme ausschließen. Während bei klassischen Bewerbungen Noten oder der Lebenslauf als Kriterien ausschlaggebend sind, steht bei uns die Idee, der Lösungsansatz im Vordergrund. Es gibt natürlich im Verlauf der Challenge einen Auswahlprozess, wo sich die besten Ideen für die nächste Runde qualifizieren und mehr Support erhalten, aber auch hier steht die Idee und auch das Team an zweiter Stelle im Vordergrund.
Was eine gute Idee ausmacht, ist je nach Challenge unterschiedlich. Auf unserer Plattform erhält man ein sehr ausführliches »Challenge-Briefing«, wo alle Informationen und das nötige Hintergrundwissen rund um das Thema der Challenge zur Verfügung gestellt wird. Zudem veröffentlichen wir ganz transparente Bewertungskriterien, Inspirationen für mögliche Herangehensweisen und Beispiele, wie man sich an die Challenge heranwagen könnte und welche Lösungsansätze am Ende gesucht werden. Dabei erwarten wir nicht, dass es zu den Ideen bereits einen fertigen Businessplan gibt, dennoch sollte die Idee in gewissem Maße fundiert sein. Sei es, dass z.B. erste Kundeninterviews durchgeführt worden sind oder grundlegende Kenntnisse der Wettbewerbssituation vorhanden sind. Möchte man eine Idee einreichen, helfen einem die Leitfragen im Einreichungsformular (2-4 Seiten) bei der Orientierung. Optional kann man noch zusätzliches Material, wie ein Pitch Deck oder kleines Erklärvideo anhängen.
Auf der Plattform findet bei Bedarf eine Zusammenstellung des Teams statt, d.h. jede*r, die*der sich für eine bestimmte Challenge interessiert, kann selbst ein Team gründen bzw. über die Plattform einen gezielten Aufruf nach Innovator*innen mit speziellen Fähigkeiten starten. Umgekehrt ist es auch möglich, dass andere sich zwar für das Thema interessieren, aber noch keine konkrete Idee haben. Diese können sich auf ekipa anschauen, welche Teams es bereits gibt, wer noch Mitstreiter*innen mit welchen Fähigkeiten sucht und dann in ein passendes Team aufgenommen werden.
Wer erhält am Ende einer Challenge die Recht an den entwickelten Innovationen? Verdient ekipa auch etwas an den Ergebnissen?
Justin: Hier gibt es grundsätzlich je nach Challenge drei verschiedene Szenarien. Zum einen können die Nutzungsrechte an der Idee an das Auftrag gebende Unternehmen übergehen. Zum anderen können geteilte Nutzungsrechte zwischen den Gewinnerteams und dem Unternehmen entstehen oder die Nutzungsrechte bleiben als dritte Option komplett bei den Teilnehmenden.
Zum Beispiel sind bei einer Challenge mit der F.A.Z., wo es darum ging, ein neues digitales Medienprodukt zu entwickeln, die Nutzungsrechte an das Unternehmen übergegangen. Bei den Teilnehmenden handelte es sich in diesem Fall um Studierende, die Preisgelder für ihre Idee erhalten haben, außerdem wurden Teile des Teams von der F.A.Z. als Mitarbeiter*innen rekrutiert und das Produkt wird intern in das Portfolio implementiert.
Bei einer Challenge mit Merck, wo es um moderne neurowissenschaftliche Erkenntnisse ging, haben sich Teilnehmende und Unternehmen die Nutzungsrechte geteilt und arbeiten gemeinsam an der Weiterentwicklung des Prototypen. Dies liegt darin begründet, dass Merck im Zuge der Challenge viele eigene Ressourcen zur Verfügung gestellt hat, mit denen die Teilnehmenden ihre Idee testen konnte.
Bei einer aktuellen Challenge mit Samsung geht es darum, dass Startups gegründet werden sollen. Hier macht es aus unserer Sicht nicht zwingend Sinn, Nutzungsrechte an das Auftrag gebende Unternehmen zu übertragen, so dass diese bei den Gründer*innen bleiben und die Startups aber weiterhin von Samsung in Form von Mentoring oder einem Funding unterstützt werden.
ekipa versteht sich als Full Service-Dienstleister für Innovation Challenges und werden dafür in unserer Funktion Berater*innen, Projektmanager*innen und Community Manager*innen von den Unternehmen bezahlt. Dies umfasst u.a. eine umfassende Betreuung der Teilnehmenden, mit denen wir z.B. Workshops durchführen, sie bei der Generierung von Ideen unterstützen und den Teilnehmenden zeigen, wir man aus Ideen Geschäftsmodelle baut. Uns ist wichtig, dass für die Teilnehmenden keine Kosten entstehen und wir auch keinen Anteil von den Preisgeldern einbehalten.
Neben der »Corporate Social Responsibility« (CSR), mit der sich bereits viele Unternehmen aktiv auseinandersetzen, gewinnt nun auch die »Corporate Digital Responsibility« (CDR) zunehmend in den Fokus. Was versteht ihr unter CDR und in welchen Handlungsfeldern sind in diesem Kontext besonders dringend innovative Lösungen erforderlich?
Justin: Aktuell haben wir die »Digital Future Challenge« laufen, bei der Studierende aus ganz Deutschland rund um das Thema CDR Ideen entwickeln und haben uns im Vorfeld sehr intensiv mit den Auftraggeber*innen - das sind die Deloitte Stiftung und die Initiative D21 - mit der Definition von CDR beschäftigt. Kurz zusammengefasst umfasst CDR für uns die Verantwortung im und durch den digitalen Wandel. Das heißt, dass neben der unternehmerischen, ökologischen und sozialen Verantwortung noch eine digitale Dimension hinzukommt. Durch die Digitalisierung entstehen zwar ganz neue Möglichkeiten, aber auch neue Risiken, von denen viele noch nicht ausreichend bedacht wurden. Sowohl Chancen als auch Risiken gehen in einem digitalen Umfeld mit einer gewissen Verantwortung einher. Neben plakativen Beispielen - besonders bekannt hier das selbstfahrende Auto, das einen Menschen umfährt und nun geklärt werden muss, ob nun der Autohersteller oder die*der Softwareentwickler*in haftet, fängt es aber schon auf einer kleineren Ebene an, z.B. bei der Personalauswahl: Sollte man künstlichen Intelligenzen erlauben, über Bewerber*innen zu urteilen? Mit den knapp 10 Unternehmen, die mit uns im Rahmen dieser Challenge kooperieren, haben wir solche konkreten, realen Spannungsfelder aus den jeweiligen Unternehmen identifiziert. Die Teilnehmenden können sich dann das für sie interessanteste Spannungsfeld aussuchen, um Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen dafür zu entwickeln, wie Unternehmen ihrer digitalen Verantwortung begegnen können.
Bietet ihr auch für Hochschulen Möglichkeiten zur Kooperation an?
Justin: Wir arbeiten bereits mit zahlreichen Hochschulen zusammen. Zum Beispiel können Fachbereiche, Fachschaften oder bestehende Initiativen Studierende auf passende Challenges aufmerksam machen. Viele Hochschulen sind sich über die strukturelle Hürden und den teils mangelnden Praxisbezug sehr bewusst und wir bieten Hochschulen einen Weg, mit dem sie ihren Studierenden relativ unkompliziert die Möglichkeit der praktischen Anwendung ihres Wissens eröffnen können.
Die Kooperation können aber auch intensiver sein. Wir sind aktuell mit unserem Team an Hochschulen in ganz Deutschland und auch darüber hinaus unterwegs und führen z.B. Workshops mit Studierenden zum Thema Potentialentfaltung oder Problemlösekompetenzen durch - also dafür, was auch in den Challenges passiert, aber auch in der Berufswelt total wichtig ist.
Außerdem binden einige Professor*innen Challenges in ihr Lehrprogramm mit ein und ergänzen somit den theoretischen Input. Hier vermitteln wir passende Themen, an denen die Studierenden (z.B. auch als Prüfungsleistung oder Zusatzpunkte) ihr theoretischen Wissen praktisch anwenden können. So entsteht für alle ein Win-win-Situation: Wir haben tolle Teilnehmende für unsere Challenges, die Professor*innen haben eine aufwandsarme Möglichkeit, ihren Studierenden Praxisbezug zu bieten und die Studierenden können Lösungen für reale Herausforderungen entwickeln und erhalten dafür Credit Points.
Wie ist die Idee zur Gründung von ekipa entstanden und wie habt ihr als Gründerteam zusammengefunden?
Justin: Die Idee kam uns nicht über Nacht, sondern ist aus einem längeren Prozess entstanden. Auch wir hatten während des Studiums das Gefühl, dass wir unser Potential an vielen Stellen kaum entfalten konnten und haben mit vielen Kommiliton*innen gesprochen, denen es ähnlich ging. Da war also schon einmal das Problem erkannt. Für die Entwicklung einer Lösung für dieses Problem haben etwa ein Dreivierteljahr gebraucht, bis die konkrete Idee zur Gründung von ekipa und dem Format der »Innovation Challenges« soweit war, dass wir an den Markt gehen konnten. Im Zuge dieses Prozesses haben wir uns gefragt: In welcher Form möchten Studierende ihr Potenzial entfalten? Wie können wir ihnen reale Themen zur Verfügung stellen? So haben wir nach und nach durch viele Gespräche und Interviews mit potenziellen Teilnehmenden und Unternehmen herausgearbeitet, wie man den bestmöglichen Rahmen dafür schaffen kann. Es war auch viel »trial and error« dabei, wir haben viele Dinge ausprobiert, die mal besser, mal schlechter geklappt haben, bis wir mit unserem ersten Format, der »Innovation Challenges«, an den Markt gegangen sind und im ersten Jahr ziemlich erfolgreich gewachsen sind.
Das Gründerteam hat sich eher zufällig gefunden. Wir sitzen hier in dem Startup-Inkubator der Goethe-Universität in Frankfurt. Als wir uns auf dieses Programm beworben hatten, habe ich gemeinsam mit meinem damaligen Kommilitonen und jetzigen Mitgründer Nico einen Pitch gehalten, zu dem neben Mentor*innen und Expert*innen auch Studierende als Zuschauer*innen vor Ort waren. Im Publikum saß zufällig Linh, der damals noch Studierender war und sich für Startups interessierte. Den hat unsere Idee wohl so gepackt, dass er uns kurze Zeit später in der Mensa angesprochen hat - und 2 Wochen später war er Teil des Gründungsteams!
Wie ist es auch gelungen, als noch junges und relativ unbekanntes Startup so namhafte Unternehmen für eure Plattform zu gewinnen? Welche Tipps zum Thema Akquisition habt ihr für andere Gründer*innen?
Justin: Das werden wir tatsächlich sehr häufig gefragt. Ich denke, die Wahrheit ist relativ ernüchternd. Wir hatten am Anfang die denkbar schlechtesten Voraussetzungen: Wir waren Absolventen ohne Berufserfahrung, hatten keine Referenzen, kein Netzwerk und ein Geschäftsmodell, das wenig greifbar ist. Also sind wir ganz ganz hartnäckig und fleißig und ohne vorherige Kontakte auf Unternehmen zugegangen: »Schaut mal her, wir sind ekipa, wir haben folgende Idee, wir haben ein Format, das wir gerne umsetzen wollen und ganz fest daran glauben, dass das einen ganz großen Mehrwert für euch erzielen kann. Stimmt, wir haben noch keine Referenzen und keine Erfahrungen in dem Bereich, aber wir glauben, dass euch das helfen kann«. Letztendlich hat eine Kombination aus Quantität (denn wir haben mit unglaublich vielen Unternehmen sprechen müssen, bevor die Ersten grundsätzliches Interesse gezeigt und uns mal eingeladen haben) und Qualität (konkretes Format so greifbar wie möglich darstellen) sowie einer ganz ganz tiefen Überzeugung für die Idee zum Erfolg geführt. Ich denke, du musst als Gründer*in ganz tief überzeugt von dem sein, was du vorhast. Denn wenn du es nicht bist, kannst du deine Überzeugung nur schlecht auf andere übertragen. Sind die ersten Kund*innen erst einmal gewonnen, wird es mit jeder*jedem weiteren Kund*in, mit jeder weiteren Referenz immer einfacher. Mittlerweile kommen auch Unternehmen auf uns zu, die über uns gehört haben.
Und zu guter Letzt: Was reizt euch besonders am Aufbau eines eigenen Startups? Welche Vor- und Nachteile bestehen im Vergleich zur Arbeit als Angestellte*r?
Justin: Wir hatten während unseres Studiums bereits eine studentische Organisation gegründet und dachten, wir wüssten schon mehr oder weniger, was auf uns zukommt. Damit lagen wir so dermaßen falsch :D ! Aber - und da spreche ich glaube ich für mein gesamtes Gründerteam - wir haben es bisher noch keine Sekunde bereut. Ich habe unglaublich viel Spaß an meiner Arbeit, und seien auch 6 oder 7 Tage pro Woche. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass man der Typ dafür sein muss. Auf der einen Seite hat man ein unglaubliches Maß an Freiheit und kann jeden Tag entscheiden, womit man sich beschäftigt, was aber auch gleichzeitig ein Nachteil sein kann. Denn wenn man kein Mensch ist, dem es liegt, selbst proaktiv und autonom Aufgaben abzuarbeiten, sondern vielleicht eine gewisse Führung braucht, ist es wahrscheinlich nicht der richtige Weg, direkt nach dem Studium zu gründen.
Neben der Freiheit ist für uns der größte Vorteil genau das, was wir auch den Teilnehmenden unserer Challenges ermöglichen wollen, nämlich einen Impact zu haben. Zum einen inhaltlich - wir generieren also Impact, indem wir anderen ermöglichen, einen Impact zu haben - aber auch auf Menschen. Für mich ist es wirklich das Größte, wenn wir nach Abschluss einer Challenge unmittelbar erleben, dass wir mit unserer Idee das Leben von Menschen auf eine positiv Art beeinflusst haben. Außerdem haben wir die Möglichkeit, ein mittlerweile 13-köpfiges, hungriges Team weiterzuentwickeln und schon in jungen Jahren so viel Erfahrung zu sammeln.
Natürlich sind die Nachteile einer Selbstständigkeit auch nicht von der Hand zu weisen. Zum Beispiel gab es letzten beiden Jahren kaum ein Wochenende, an dem ich nicht gearbeitet habe und als Gründerteam haben wir in der Regel Wochenarbeitszeiten von 60 bis 65 Stunden. Da muss man natürlich auch Opfer im Privatleben bringen. Darüber sollte man sich auf jeden Fall im Klaren sein. Man kann eben nicht mal spontan Freitagabend mit seinen Kumpels unterwegs sein, weil am Samstag vielleicht ein Event ansteht oder man Aufgaben, die unter Woche liegen geblieben sind, nacharbeiten muss. Man ist eben maximal für sein eigenes Unternehmen verantwortlich und dafür, dass die Arbeit Früchte trägt. Waren wir zu Beginn nur als Gründerteam für uns Drei verantwortlich, tragen wir nun auch Verantwortung für unsere Mitarbeitenden, was den Druck zusätzlich erhöht.
Abschließend möchte ich aber definitiv festhalten, dass die Vorteile für uns unendlich überwiegen und die Lebenserfahrung, die wir schon in jungen Jahren machen dürfen, kann uns niemand mehr wegnehmen.
Du hast eine innovative Idee für eine digitale Anwendung und möchtest an einer der Challenges teilnehmen? Mehr Infos gibt es auf der Website von ekipa.