Happy team, happy company: So machen Sie Ihre Organisation zum Traumarbeitsplatz für Top-Talente

Was können soziale und nachhaltige Organisationen tun, damit sich ihre Mitarbeitenden langfristig wohl, verbunden und motiviert fühlen? Wir haben uns mit einer Person unterhalten, die es wissen muss: Jenny Mädel, Verantwortliche im Bereich Mensch und Kultur bei Acker e.V. - einem Sozialunternehmen mit einer außergewöhnlich hohen Mitarbeiterzufriedenheit.

© Laurent Hoffmann
von Jana Hansl, 4. April 2024 um 12:00

Eine Gallup-Analyse zeigt: Je größer die emotionale Verbindung der Mitarbeitenden zu ihrem Unternehmen ist, desto geringer ist die Fluktuation und desto weniger Fehltage werden verzeichnet. Gleichzeitig steigen damit sowohl die Produktivität als auch die Kundenzufriedenheit. 

Es lohnt sich also auf mehreren Ebenen, sich als Organisation damit auseinanderzusetzen, was Menschen wirklich brauchen, um sich in einem Unternehmen langfristig wohl zu fühlen. Und wie Sie vielleicht bereits ahnen, geht es dabei um viel mehr als Obstkörbe und den berühmten Kicker-Tisch im Büro. Doch was genau machen Organisationen mit einer sehr hohen Mitarbeiterzufriedenheit anders? Und wie geht das im Non-Profit-Bereich, wo die Ressourcen doch oftmals begrenzter sind? Jenny Mädel, Verantwortliche für Mensch und Kultur bei Acker e.V., einem Anbieter von Bildungsprogrammen für Nachhaltigkeit und bewusste Ernährung, hat uns ein paar Geheimnisse verraten. 

Gestaltungsmöglichkeiten und Verbundenheit

Ein hohes Maß an Mitgestaltung und die Möglichkeit, mit ihren Potenzialen zum Wachstum der Organisation beizutragen, sind laut Jenny wichtige Faktoren, die dazu führen, dass sich die Mitarbeitenden bei Acker e.V. so wohl fühlen. Nicht zu unterschätzen sei die Verbundenheit über eine gemeinsame Mission - gemeinsam einen positiven Impact zu generieren. Daher spielt bei Acker e.V. bereits im Recruiting-Prozess der Werte-Match zwischen Unternehmen und potenziellen Mitarbeitenden eine wichtige Rolle. Verbundenheit entstehe, so Jenny Mädel, außerdem dadurch, dass jedem und jeder klar ist, dass sie ihren individuellen Beitrag zum größeren Ziel leistet und diese Wirkung spürbar gemacht wird. 

Das sieht in der Praxis z.B. so aus, dass jede:r Mitarbeitende die Möglichkeit bekommt, im Rahmen der Bildungsprogramme auch mal selbst auf einem Schulacker zu stehen, bei einer Pflanzung dabei zu sein oder sich mit den Lehrpersonen auszutauschen. »Wenn man das einmal selbst erlebt hat, erkennt man schnell: Ah, wie cool! Dafür machen wir das alles, wir bewirken gemeinsam einen Unterschied«, so Jenny Mädel. Im Rahmen eines wöchentlichen Check-Ins, in dem alle Teammitglieder (aus dem Office und Remote) zugeschaltet sind, hebt sie besonders die »High-Five-Rubrik« hervor. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, anderen Teammitgliedern einmal vor allen anderen aktiv Wertschätzung entgegenzubringen, indem man z.B. sagt: »Mein High 5 geht heute an Nora für die großartigen Workshops, die sie auf der BUGA gegeben hat«. Formate wie dieses, die gegenseitige Wertschätzung ermöglichen, schaffen ebenfalls Verbundenheit. 

Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur, sagt sie, sei auch maßgeblich dafür, dass die Mitarbeitenden in ihrer Organisation so glücklich sind. »Come as you are« - also sich authentisch zeigen und mit seinem ganzen Menschsein einbringen, bedeutet das im Fall von Acker e.V. Anstatt von »Work-Life-Balance« zu sprechen, betont Jenny Mädel, dass diese klare Abgrenzung manchmal gar nicht notwendig ist. Der/die ein oder andere kümmert sich nachmittags um die Kinder und setzt sich dann dafür abends nochmal an den PC. »Es ist außerdem wichtig für mich zu wissen, wie es meinen Kolleg:innen wirklich geht und was in ihrem Leben gerade los ist«, sagt sie und »dass Personen auch mal mit ihrem Kind auf dem Schoß im Teams-Call sitzen, ist bei uns ganz normal.« Außerdem werden Stellen nicht mit einer bestimmten Anzahl an Wochenstunden ausgeschrieben. Stattdessen geht man bereits im Recruiting-Prozess mit den potenziellen neuen Mitarbeitenden ins Gespräch und fragt: Welche Art von »Work« passt eigentlich genau zu deinem »Life«? Diese Aspekte werden dann von Beginn an mit einbezogen. Der Rahmen der Arbeit wird demnach der individuellen Situation des Menschen angepasst und nicht umgekehrt.

Echte Wertschätzung

Natürlich gibt es auch bei Acker e.V. typische Benefits, wie z.B. Zuschüsse zum Bahnticket oder zur gesetzlichen Altersvorsorge. Doch das ist laut Jenny Mädel noch nicht die Art von Wertschätzung, die wirklich als besonders wahrgenommen wird. Vielmehr ist es das Eingehen auf die individuelle Lebenssituation, das Ermöglichen von Flexibilität, das Entgegenbringen von Vertrauen und die Ermutigung, sich selbst einzubringen und Veränderungen anstoßen zu dürfen, das den Mitarbeitenden das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. Auch das Gehalt sollte natürlich eine Grundzufriedenheit bieten, so Jenny Mädel, auch wenn die Ressourcen im Non-Profit-Bereich begrenzter sind. Jedoch sollte man laut Jenny Wertschätzung nicht allzu sehr am Gehalt festmachen, denn: »Wenn wir all unseren Mitarbeitenden so viel bezahlen könnten, wie wir ihre Arbeit schätzen, wären sie alle steinreich.«

Führung als Befähigung

Die Führungskultur bei Acker e.V. orientiert an den drei »Vs«: Vertrauen, Verantwortung und Veränderung. »Gerade mit Vertrauen geht ein hohes Maß an Selbstführung einher«, sagt Jenny Mädel. »Die Rolle der Führungskraft ist es also, mich dazu zu befähigen, dass ich meine Arbeit ausführen kann, und mit meinen Sparring-Partner:innen auf Augenhöhe zu sein.« Teil dieser Rolle ist auch die Befähigung zur Selbstfürsorge. So wird bei Acker e.V. Überlastung z.B. dadurch entgegengewirkt, dass die Frage »Wie können wir unsere Mitarbeitenden dabei unterstützen, gut für sich selbst zu sorgen und frühzeitig auf Überlastung hinzuweisen?« einen zentralen Bestandteil des jährlich angebotenen Schulungskonzeptes bildet.

Auch die einzelnen Teams setzen sich selbst ihre Ziele. Daraus ergeben sich die Ziele jedes und jeder Einzelnen. »Frauen machen bei uns übrigens 80 Prozent der Belegschaft aus und das spiegelt sich genau auch in der Führungseben wider«, betont Jenny Mädel. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei eine positive Fehlerkultur. Hierfür gibt es bei Acker e.V. ein eigenes Format, nämlich die sogenannte F***-Up-Night. Hier darf jeder und jeder von den »besten« Fehlern erzählen und auch dies wird als normaler Bestandteil der Arbeit wertgeschätzt.

Am Puls der Mitarbeitenden

Bei Acker e.V. wird drei mal pro Jahr eine anonyme Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit durchgeführt. Hier wird zum Beispiel ermittelt, wie gut informiert, eingebunden und unterstützt sich die Mitarbeitenden fühlen. Es wird erfragt, was sie brauchen, um sich noch wohler zu fühlen und noch besser arbeiten zu können. Das bedeutet, das Team Mensch und Kultur ist kontinuierlich sehr nah am Bedarf der Mitarbeitenden dran. Das sei auch sehr wichtig, so Jenny Mädel, denn manchmal bringen die am besten gemeinten Maßnahmen gar nichts. Es sei wichtig zu wissen, was die Mitarbeitenden wirklich brauchen. So hat Jenny bereits gelernt, dass es bei Teamevents auch mal wichtig ist, freie Zeit für den informellen Austausch untereinander zu lassen, anstatt zu viele Workshop-Formate anzubieten. Auch eine zentrale Weihnachtsfeier im Dezember findet nicht mehr statt: »Um diese Zeit ist jeder so busy, die Leute wollen nicht reisen, sind entweder krank oder wollen nicht krank werden. Daher haben wir uns entschieden, nur noch kleine dezentrale Weihnachtsfeiern in den Teams zu haben und den größeren Check-In inklusive Geschenke auspacken online stattfinden zu lassen.« 

Maßnahmen, die hingegen auf sehr positive Resonanz stoßen, sind beispielsweise regelmäßige Q&A-Sessions mit Dr. Christoph Schmitz, dem Gründer von Acker e.V., der persönliche Austausch mit dem Team Mensch und Kultur sowie Coachings zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Ganz besonders gut kommt das jährliche Retreat an: Zwei bis drei Tage gemeinsames Arbeiten, Essen und Feiern, Zelten am See. Das Besondere: Jeder und jede Einzelne darf selbst Workshops zu Themen geben, die ihn/sie gerade interessieren. 

Fazit: Proaktivität auf beiden Seiten

Was ich immer wieder heraushöre, wenn Jenny Mädel spricht, ist beiderseitiges Aufeinanderzugehen. Nur wenn das Thema Mitarbeiterzufriedenheit der Führungsebene wirklich am Herzen liegt und nur wenn Mitarbeitende auch wissen und äußern, was sie brauchen, um sich wohl und geschätzt zu fühlen, kann es funktionieren. »Es ist super wichtig, nicht einfach darauf zu warten, was mein Arbeitgeber tut, um mich zufriedener zu machen, sondern auch selbst mitzugestalten und mich einzubringen. Und dafür muss natürlich die Organisation den Raum schaffen.« so Jenny Mädel. Es sei wichtig, als Angestellte:r kritisch zu bleiben und die eigenen Ideen zur Veränderung einzubringen sowie Verantwortung für sich zu übernehmen: »Ich glaube, dass jeder und jede dazu beitragen kann, die eigene Zufriedenheit zu steigern.«

Acker e. V.

Über Jenny Mädel und Acker e.V.

Acker e.V. setzt sich im gesamten deutschsprachigen Raum für mehr Wertschätzung für Natur und Lebensmittel ein. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den vielfach ausgezeichneten Bildungsprogrammen AckerRacker für Kitas und Kindergärten und GemüseAckerdemie für Schulen. Mit weiteren Angeboten wie der CampusAckerdemie, der Ackerpause und dem Mitmach-Newsletter »Ran ans Gemüse!« begeistert Acker auch Erwachsene und Familien für Nachhaltigkeit und eine bewusste Ernährung. Jenny ist seit 2019 stolze »Mitackerin« und im Team Mensch und Kultur verantwortlich für Talentgewinnung, Employer Branding und Interne Kommunikation.

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