Teil 1 des Artikels: CSR-Qualifikation: Welchen Bedarf hat die Wirtschaft?
Viele Unternehmen müssen feststellen, dass die eigene Belegschaft oft nicht ausreichend für den Wandel, den die Implementierung von CSR mit sich bringt, qualifiziert ist. Quereinsteiger haben daher heute gro- ße Chancen, die Bedarfslücke bei den Unternehmen zu schließen. Diese Quereinsteiger kommen häufig unternehmensextern aus der Kommunikation oder aus Beratungsunternehmen. Oft haben sich aber auch Mitarbeiter eines Unternehmens innerhalb ihrer Organisation für die CSR-Posten weiter qualifiziert. In der Befragung von Unternehmen für das "Corporate Sustainability Barometer" der Leuphana Universität Lüneburg wurde festgestellt, dass die übergroße Mehrzahl der Unternehmen in Deutschland ihre Mitarbeiter, zumeist unternehmensintern, weiterbilden wollen. Ein Drittel der Unternehmen plant darüber hinaus Neueinstellung im CSR-Bereich. Neben der unternehmensinternen Weiterbildung gewinnen die auf Nachhaltigkeit und CSR ausgerichteten Voll- oder Teilzeitstudiengänge privater und öffentlicher Hochschulen sowie die Weiterbildungsangebote verschiedenster weiterer Anbietern zunehmend an Bedeutung. Fehlen im eigenen Haus CSR-Spezialisten oder Mitarbeiter mit entsprechendem Weiterbildungspotenzial, werden zum Teil auch Studierende als Praktikanten rekrutiert, die im Rahmen ihres Studiums CSR-Schwerpunkte belegen. Die Unternehmen entwickeln diese dann entsprechend des individuellen Bedarfs der Organisation weiter und binden sie ans Unternehmen.
Vielfältige fachliche Ausrichtungen und Einsatzbereiche
Die Möglichkeiten für eine fachliche Schwerpunktsetzung bei der Qualifizierung zum CSR-Experten sind naturgemäß weit gefächert und können hier nur grob betrachtet werden. Aus Arbeitsmarktsicht interessant sind relativ neue internationale Aufgabenbereiche wie:
- das umfassende Reporting (Lieferkettenmanagement, Menschenrechte etc.),
- das Nachhaltigkeitscontrolling,
- die Umsetzung internationaler Gesundheits- und Arbeitsmarktstandards (ILO, UN, OECD etc.),
- die Koordination zwischen den großen internationalen Unternehmen und deren Zulieferern (Vertragsgestaltung, Auditierung etc.) oder
- die Einrichtung von Managementsystemen in diesen Bereichen.
Neben diesen betriebswirtschaftlich/juristischen Themen sind auch Betätigungsfelder im Bereich Stakeholder-Management und natürlich für Umweltspezialisten zu sehen.
Wie die fachlichen Schwerpunkte unterscheiden sich auch die Einsatzbereiche. Zum einen werden viele Experten in den CSR-Abteilungen großer und mittelständischer Unternehmen ihren Einsatz finden. Vorteil kann hier sein, dass verschiedene Unternehmens- und Fachbereiche gleichzeitig kennengelernt werden, strategisch gearbeitet wird und die Aufstiegsmöglichkeiten positiv zu bewerten sind. Weiterer wichtiger Einsatzbereich sind Unternehmensberatungen, die sich hauptsächlich oder mit einem Schwerpunkt auf CSR spezialisiert haben. Sie unterstützen die Unternehmen unter anderem beim Verfassen von Nachhaltigkeitsberichten oder beim Messen der Auswirkungen des CSR-Managements. Potentielle Arbeitgeber sind auch Rating Agenturen, die ganze Branchen auf ihre Nachhaltigkeit prüfen und bewerten. Darüber hinaus suchen NGOs und andere Organisationen, die sich als Katalysatoren bei der Implementierung der Nachhaltigkeit sehen, ebenfalls qualifizierte Mitarbeiter. Neben den genannten, sind natürlich weitere unternehmens- bzw. organisationsspezifische Einsatzbereiche denkbar.
Arbeitgeber erwarten umfangreiche fachliche und persönliche Kompetenzen
Insbesondere große Unternehmen verlangen zumeist eine Primärqualifikation, die für den jeweiligen Arbeitsbereich relevant ist. Sinnvoll ist es dementsprechend, die CSR-Qualifikation auf ein fachlich einschlägiges Erststudium (zum Beispiel ein Ingenieurs- oder ein Betriebswirtschaftsstudium) oder auf bereits vorhandene Berufserfahrungen aufzusetzen. In den meisten Positionen im Nachhaltigkeitsmanagement ist auch ein solides betriebswirtschaftliches Wissen gefragt. Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, dass sich dynamisch weiter entwickelt. CSR-Manager müssen daher eine große Bandbreite an Kompetenzen abdecken sowie bereit und in der Lage sein, mit den Veränderungen des Fachgebietes Schritt zu halten. Als Kernkompetenzen für einen CSR-Manager können unter anderem die folgenden gesehen werden:
- Kenntnis spezifischer Instrumente
- multidimensionales Denken
- breites Fachwissen zu nachhaltiger Entwicklung
- Führungsfähigkeit
- Prozesskompetenz
- persönlichkeitsbezogene Kompetenzen (Kommunikationsfähigkeit, Überzeugungskraft, Moderation etc.)
Experten berichteten oft von Umsetzungsschwierigkeiten beim Nachhaltigkeitsmanagement. Die am häufigsten genannten Probleme betreffen dabei:
- die Schaffung eines Nachhaltigkeitsverständnisses in der Unternehmensleitung und bei den Mitarbeitern,
- die zusätzlichen Anforderungen der Nachhaltigkeit an ohnehin komplexe Unternehmensprozesse und
- die Frage nach den Kosten bzw. der Wirtschaftlichkeit von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
Um mit diesen Problemstellungen umgehen zu können, sind nicht nur Fachkenntnisse und Spezialwissen, sondern insbesondere ein guter Überblick über die Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung nötig. CSR-Manager sollten in der Lage sein, langfristige Trends und Chancen zu erkennen sowie Grundsatzentscheidungen zu formulieren und zu begründen. Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien sollten sie zwischen verschiedenen Interessen und Disziplinen vermitteln können und auch über ein gesundes Maß an Frustrationstoleranz verfügen.
Es lässt sich zusammenfassen, dass das strategische Nachhaltigkeitsmanagement Generalistinnen und Generalisten braucht, die erstens ihr Fachwissen zu nachhaltiger Entwicklung in eine ganzheitliche Betrachtungsweise einbringen. Zweitens müssen sie in der Lage sein, langfristige Strategien zu entwickeln, Innovationen anzuregen und ein entsprechendes Querschnitts- und Schnittstellenmanagement zu konzipieren. Drittens müssen sie die komplexen Umsetzungs- und Steuerungsprozesse motivierend, partizipativ und kooperativ gestalten.
Welche Art der Qualifikation am geeignetesten ist, um Nachhaltigkeitsoder CSR-Kompetenzen zu erwerben, muss von Fall zu Fall entschieden werden und ist nicht pauschal zu beantworten. In jedem Fall kann davon ausgegangen werden, dass qualifizierte Nachhaltigkeitsmanagerinnen und -manager dringend gebraucht werden. Bildungsträger und Hochschulen in Deutschland und weltweit stellen sich zunehmend auf diesen Bedarf ein und entwickeln ein breites Spektrum entsprechender Angebote. Die jeweiligen fachlichen Schwerpunkte, aber auch die auftretenden Kosten und die Dauer der Ausbildung sind intensiv vor dem Hintergrund der individuellen Ziele gegeneinander abzuwägen.
Über die Autoren
Ulf Leusmann MBA ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachbereiches Nachhaltige Wirtschaft der HNE Eberswalde am Master-Studiengangs „Nachhaltige Unternehmensführung“.
Dr. Benjamin Nölting ist Leiter des Master-Studiengangs „Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement“ der HNE Eberswalde.
Über die Master-Studienangebote der HNE Eberswalde
Mit den Master-Studienangeboten "Nachhaltige Unternehmensführung" und "Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement" reagiert die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde auf den in diesem Beitrag beschriebenen Bedarf an qualifizierten Fach- und Führungskräften für Nachhaltigkeit und CSR. Der Master "Nachhaltige Unternehmensführung" richtet sich als Vollzeitstudium an Absolventen eines betriebswirtschaftlichen Erststudiums. Der Studiengang "Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement" ist als berufsbegleitendes Angebot für Praktiker konzipiert, die karrierebegleitend studieren wollen. Die Module des Studiengangs können auch einzeln als Zertifikatskurse zur beruflichen Qualifizierung in Sachen Nachhaltigkeit belegt werden.
Weitergehende Informationen zu den Master-Studiengängen und zur Hochschule:
"Nachhaltige Unternehmensführung" (M.A.) unter
"Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement" (M.A.) unter →hnee.de/snm