VYTAL ist ein Mehrwegsystem für Take-Aways, Lieferdienste und Convenience Food. Erkläre doch bitte einmal genauer, wie euer Konzept funktioniert.
Sven Witthöft: Wir bieten Restaurants, Kantinen, Supermärkten und Unternehmen unser digitales Mehrwegsystem als »Packaging-as-a-Service« an. Das heißt, wir stellen unseren Partnern hochwertige Mehrwegverpackungen mit Smart Labels (100% auslaufsicher, BPA-frei, Mikrowellen & Geschirrspüler-geeignet) auf Leihbasis zur Verfügung und sie bezahlen uns pro Befüllung. Die Abwicklung erfolgt komplett bargeldlos über unsere digitale Plattform. Für Konsument*innen funktioniert unsere Lösung wie andere Sharing Apps – nach der kostenlosen Registrierung können sie bei jedem Partner ihr Essen in hochwertigen Mehrwegverpackungen bekommen, an der Kasse wird der QR Code auf den Schalen und in der App gescannt und nach dem Verzehr geben sie die Verpackungen einfach bei einem Partner in der Nähe wieder zurück. Dort werden die Verpackungen vor der nächsten Benutzung hygienisch in der Gastrospülmaschine gereinigt.
Wie finde ich heraus, bei welchen Gastronomiebetrieben man sich die VYTAL-Bowls ausleihen kann? Gibt es dabei irgendetwas zu beachten?
Sven: In unserer VYTAL-App oder über unsere Website findet man immer Gastronomiebetriebe in der Nähe, bei denen man mit unserem System Verpackungsmüll sparen kann. Fehlt dein Lieblingsrestaurant noch in der Liste, dann schreib uns bitte einfach. Wir freuen uns über jeden Tipp! Zu beachten gibt es dabei nichts Besonderes – einfach dein Essen in Mehrweg statt Einweg bestellen und QR-Code scannen lassen.
Aus welchem Material bestehen eure Mehrwegverpackungen? Wie oft können die Bowls eigentlich benutzt werden und was passiert mit ihnen am Ende ihrer Gebrauchszeit?
Sven: Unsere Schalen sind aus hochwertigem Polypropylen (PP), einem BPA-freien, sehr haltbaren und gut recyclebaren Kunststoff. Die Schalen halten mindestens 200 Spülzyklen und wir nehmen nicht mehr nutzbare Schalen fürs Recycling des Materials zurück, so dass wir eine wirklich zirkuläre Lösung anbieten. Schon nach 10 Befüllungen sind unsere Schalen nachhaltiger als Einweg und sparen über den Lebenszyklus rund 30 kg CO2 ein.
Welche Vorteile haben Gastronomiebetriebe, die das VYTAL-Mehrwegsystem benutzen? Haben sie dadurch keinen Mehraufwand, z.B. durch das Spülen der Schüsseln?
Sven: Gastronom*innen sparen sich Verpackungsmüll und -kosten – häufig mehr als 15 Cent pro Befüllung. Außerdem gewinnen sie neue Kund*innen über die Listung in der VYTAL-App sowie Kommunikation auf unseren Social Media-Kanälen und steigern die Loyalität ihrer bestehenden Kund*innen, die regelmäßig zurückkommen, um Verpackungen wieder zurückzubringen. Da die Schalen ganz einfach in der Gastrospülmaschine gereinigt werden können, ist der Mehraufwand für unsere Partner sehr überschaubar.
Wie kann man sich bei Interesse als Partnerrestaurant bei euch registrieren?
Du suchst nach einem Job mit Sinn?
Du suchst nach einem Job mit Sinn?
Sven: Interessierte Restaurants, Kantinen, Supermärkte oder Unternehmen können sich einfach über unsere Website eintragen. Wir melden uns dann bei ihnen und besprechen gemeinsam, wie sie mit VYTAL Verpackungsmüll einsparen können.
Eine Kreislaufwirtschaft gilt als wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft. Warum ist eurer Meinung nach der Wandel dorthin für viele noch so schwierig? Welche Anreize müssten geschaffen werden, damit sich dies ändert?
Sven: Wir merken in unseren Gesprächen immer wieder, dass viele Konsument*innen und Partner keine Lust auf Einwegmüll haben. Bisher fehlte ihnen aber eine bequeme Alternative. Durch unser digitales Mehrwegsystem und unseren Ökosystem-Ansatz bieten wir endlich eine bequeme Lösung ohne zusätzliche Kosten für Restaurants und Konsument*innen. Durch die App können wir den Konsument*innen Anreize und Erinnerungen anbieten und ihre Einsparungen anzeigen. So sorgen wir dafür, dass die Verpackungen schnell zurückgebracht werden. Zusätzliche Anreize wie eine Steuer auf Einwegvpackungen und das EU-weite Verbot von Einwegplastik sind zusätzliche Signale der Gesetzgeber*innen für mehr Nachhaltigkeit und machen unsere Lösung nochmal attraktiver. Am Ende sind wir überzeugt, dass sich nachhaltige Modelle nur dann durchsetzen, wenn sie bequem sind – denn die Masse verzichtet nicht gerne auf liebgewonnenen Komfort.
Wer steckt hinter VYTAL und wie habt ihr zusammengefunden? Welche beruflichen Hintergründe bringen die drei Gründer mit?
Sven: Hinter VYTAL stecken drei Gründer: Tim, Fabian und Sven. Wir haben uns alle bei einer großen Unternehmensberatung kennengelernt, wo wir selbst viel Take-Away und Lieferessen bestellt und uns immer geärgert haben, wenn nach einem Essen mit dem Team der Büromülleimer überquoll. Deswegen haben wir eine Alternative gesucht und keine gefunden. Da wir alle sehr impact-getrieben sind, also den Wunsch haben, unsere Energie und Expertise für eine gute Sache einzusetzen, haben wir uns entschieden, diesen Verpackungswahnsinn anzugehen.
Tim, der klassisch BWL studiert und in sozial-kognitiver Psychologie promoviert und bereits im Studium ein Sozialunternehmen aufgebaut hat, kümmert sich um die Themen Gamification und Nudging sowie die Bereiche Marketing und Finance. Fabian, der zuvor vor allem Operations-Projekte geleitet hat und in VWL promoviert hat, ist unser Operations- und Business Intelligence-Guru. Ich, Sven, habe schon während meines VWL-Studiums einen Schwerpunkt in nachhaltiger Entwicklung und Ressourceneffizienz gehabt und in den letzten Jahren bei der Unternehmensberatung mit Großunternehmen Startups gebaut, um neue Geschäftsmodelle zu erschließen. Ich kümmere mich daher bei VYTAL um die Bereiche Product und Sales.
Wo habt ihr euch in der Gründungsphase Unterstützung geholt und wie habt ihr euer Business zu Beginn finanziert?
Sven: In der Gründungsphase haben wir uns viel mit anderen Gründer*innen ausgetauscht und konnten natürlich auch auf das große Netzwerk unseres vorherigen Arbeitgebers zurückgreifen. Sehr geholfen haben uns auch Programme wie das Gründerstipendium NRW und die Coachings im Rahmen des WECONOMY Award des Handelsblatts, die wir recht früh gewonnen haben. Wir haben noch immer das Glück, dass wir viel Unterstützung von allen Seiten erfahren, da sehr viele etwas gegen den Verpackungswahnsinn unternehmen möchten und daher wollen, dass unsere Lösung zum neuen Standard wird. Neben dem Gründerstipendium NRW, haben wir zunächst unser Erspartes genutzt und »ge-bootstrapped« (Anm. d. Red.: Bootstrapping bezeichnet eine Finanzierungsart der Unternehmensgründung, die gänzlich ohne externe Finanzierung funktioniert), da wir einhundert Prozent an unsere Idee glaubten.
Bisher wird VYTAL nur in einigen deutschen Großstädten angeboten. Könnt ihr euch vorstellen, euer System ins ganze Land, vielleicht sogar ins Ausland, auszuweiten?
Sven: Wir sind sehr froh, dass wir unser Mehrwegsystem aus Köln so schnell in andere deutsche Großstädte wie Berlin, München, Hamburg, Bremen und Freiburg ausdehnen konnten. In den nächsten Monaten kommen noch weitere Städte dazu und natürlich ist es unser Ziel, VYTAL in ganz Deutschland anzubieten und ins Ausland zu bringen. Denn in anderen Ländern spielen Take-Away und Lieferessen eine noch größere Rolle und das Müllaufkommen ist gigantisch. Deutschland, mit seiner Mehrwegtradition, bietet uns viele Startvorteile, aber wir wissen, dass wir besonders dann richtig großen Impact erzielen können, wenn wir unser System international skalieren.
Du möchtest wissen, ob es die VYTAL-Bowls auch in deiner Nähe gibt? Dann geht es hier lang zur Website von VYTAL.
Über Sven Witthöft:
Sven Witthöft ist Mitgründer und Geschäftsführer des Startups VYTAL. Nach seinem VWL-Studium mit Fokus auf nachhaltiger Entwicklung in Mannheim und Paris arbeitete er zunächst als Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er Kunden im In- und Ausland bei der Entwicklung von digitalen Strategien und neuen Geschäftsmodellen beraten hat. Als leidenschaftlicher Koch ist er der Foodie im Team und freut sich besonders über die überdurchschnittliche Qualität der VYTAL-Partner. Er lebt mit seiner Frau und Tochter in Köln.
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