(Dies ist Teil 2 des Artikels Soziales versus Wirtschaft – von der Mär der Unvereinbarkeit)
Die Kunden: CSR vs. Wirtschaftlichkeit?
Und warum genau machen unsere Kunden das? Ausschließlich aus CSR Überlegungen? Nein, lautet die einfache Antwort. Unsere Mitarbeiter haben besondere Fähigkeiten, die in den Teams unserer Kunden zu klar darstellbaren Verbesserungen im Ergebnis führen:
- Qualitätsbewusstsein: Menschen im Autismus-Spektrum haben ein Auge für das Detail. Sie – so sagte es mir mal eine Autistin – suche Fehler nicht, sie sehe sie einfach. Und zwar in einer enormen Geschwindigkeit. Menschen im Autismus-Spektrum geben sich daher nicht mit "halbgaren" Lösungen ab. So erhöhen sie die Qualität beim Kunden.
- Mustererkennung: Autisten denken anders als Nicht-Autisten. Ich als Nicht-Autist löse Probleme oftmals auf bereits bekannten Wegen. Das macht die Problemlösung zwar schnell – aber gegebenenfalls entgehen mir dadurch auch effektivere Lösungsmöglichkeiten. Autisten erörtern Probleme jedes Mal aufs Neue. Sie verknüpfen Eindrücke auf eine eigene Weise und erkennen so Muster, die Nicht-Autisten übersehen. Das dauert zwar manchmal etwas länger - führt oftmals aber zu verblüffenden, innovativen Lösungen.
- Spezialinteresse: Ich habe noch nie einen Nicht-Autisten getroffen, der die alle Stationen des Berliner Verkehrsnetzes aus dem Kopf aufzeichnen kann – und zwar korrekt geordnet. Es gibt Autisten, die das können, weil alles rund um Züge nicht nur ihr Hobby, sondern ihre Leidenschaft ist. Bei unseren Mitarbeitern liegt ihr Spezialinteresse im IT Bereich. Programmieren, Fehler in Quellcodes finden und Codes optimieren ist für sie nicht nur ein Job: Ihre Berufung wird zum Beruf.
- Ehrlichkeit: Unsere Mitarbeiter sind verdammt ehrlich! Wenn ihnen etwas nicht gefällt, dann sagen sie es. Wenn etwas schief läuft, dann sagen sie es. Wenn sie etwas nicht verstehen, dann sagen sie es. Das ist eine Eigenschaft, die wir uns alle zwar im Job wünschen, mit der es sich unsere Mitarbeiter aber manchmal sehr schwer machen. Wer kennt nicht die kleinen Notlügen im Berufsalltag, die man macht, um Konflikten aus dem Weg zu gehen? Aber – um ehrlich zu sein – effizient ist das nicht! Nur, wenn auf Probleme und Missstände hingewiesen wird, können diese auch beseitigt werden. Darin liegt die Stärke unserer Consultants. Und das haben unsere Kunden verstanden.
Du suchst nach einem Job mit Sinn?
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Impact ud Umsatz – sonst wäre das nicht auticon
Weshalb stellen also nicht mehr Unternehmen Menschen im Autismus-Spektrum ein? Weil es klare Regeln, Absprachen und eine Art Supervisor-Funktion im Hintergrund braucht. Autismus birgt erstaunliche Stärken, kann aber insbesondere im Alltag auch behindern. Daher gibt es unsere Job Coaches. Eine Funktion, die sich andere Beratungsunternehmen nicht leisten. Unsere Job Coaches unterstützen die Consultants zum Beispiel in der Arbeitsplatzgestaltung, denn viele haben eine hohe Sensibilität gegenüber Sinneseindrücken wie Licht oder Geräuschen. Gleichzeitig erörtern sie mit unseren Kunden, wie Aufgaben gut kommuniziert werden können und geben unseren Consultants Struktur und Regeln vor.
Die Job Coaches sind neben unseren Consultants die entscheidenden Positionen bei auticon. Mit ihnen fällt die Inklusion von Menschen im Autismus-Spektrum viel leichter, als manch eine oder einer glaubt. Ihre Hauptaufgabe: Dasein! Und zwar nicht vor Ort bei unseren Kunden, sondern als Ansprechpartner.
Das ist die Geschäftsidee von auticon: Wir verfolgen wirtschaftliche Ziele, die wir mit sozialen verknüpfen. Daher müssen wir uns die Frage nicht stellen, ob wir eher unsere Stake- oder Shareholder befriedigen wollen. Oder ob wir eher unseren Umsatz oder unseren Impact erhöhen wollen: Höherer Umsatz bedeutet bei uns auch höherer sozialer Impact. Denn am Ende des Tages schaffen wir so Arbeitsplätze für Menschen, die bisher vergessen werden.
Und so kann ich auf die Frage, die mir glücklicherweise immer seltener gestellt wird, antworten: »Wir vereinen Wirtschaftlichkeit und sozialen Impact automatisch. Sonst wäre das nicht auticon!«
Zu Teil 1 des Artikels Soziales versus Wirtschaft – von der Mär der Unvereinbarkeit