Mit eurem Startup yōyoka bietet ihr nachhaltig produzierte Yogamatten und künftig auch weitere Produkte für Yoga-Praktizierende an. Was ist das Besondere an euren Produkten?
Christin Schmidt & Hanna Wedekind: Viele Yogis praktizieren auf Yogamatten aus fossilem Primär-Plastik, die nicht ihrem Mindset entsprechen. Mit yōyoka wollen wir das ändern und Plastik wiederverwenden! Wir bieten die erste Yogamatte aus recycelten PET-Flaschen und mit perfektem Grip - für dich und den Planeten. Ganz nach dem Motto: #makeoldgold. Als Impact-Business möchten wir damit den Yogamarkt revolutionieren und Engagement für eine zukunftsfähige Welt schaffen.
Welches grundsätzliche Problem möchtet ihr mit eurer Geschäftsidee lösen? Auf welche Weise möchtet ihr einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken?
Christin & Hanna: Rohstoffe werden heutzutage gewonnen, genutzt und dann: weggeworfen. Das führt dazu, dass der »Earth-Overshoot-Day« (also der Tag, an dem das globale Ressourcenbudget aufgebraucht ist, welches die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann) sich jedes Jahr nach vorne schiebt. Er fiel 2019 auf den 29.Juli. Das geht so nicht weiter. Wir wollen dafür sorgen, dass Rohstoffe wiederverwendet werden. Gerade unter Yogis befinden sich viele Menschen mit nachhaltigem & bewusstem Mindset. Daher möchten wir hier ansetzen. Heute praktizieren die meisten Yogis auf Matten, die nicht ihrem Mindset entsprechen. Mit yōyoka wollen wir das ändern und Plastik wiederverwenden! Mit unserer Yogamatte machen wir darauf aufmerksam, dass wir Ressourcen wiederverwenden müssen und unsere Gewohnheiten ändern. Der Yogamarkt wächst – also können wir hier Impact generieren.
Zudem ist yōyoka ein Impact-Business. Wir tragen mit einem Teil unserer Gewinne dazu bei, das Recycling und die Säuberung der Ozeane von Plastik zu fördern sowie Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen. Mit jedem Produkt, das wir verkaufen, fördern wir eine Nachhaltigkeitsinitiative. Mit jeder »Mindful Mate«, der Matte für zu Hause und das Studio, fördern wir den Gili Eco Trust - eine Organisation auf der Insel Gili Travangan (in der Nähe von Bali), welche die erste Zero-Waste-Insel erschafft. Ein Teil der Gewinne der »Travel Buddys«, der Reisematten, geht an Viva con Agua, die mit ihren Projekten für den Zugang zu sauberem Trinkwasser sorgen.
Du suchst nach einem Job mit Sinn?
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Wo lasst ihr die Matten herstellen und nach welchen Kriterien wählt ihr eure Produzent*innen aus?
Christin & Hanna: Wir produzieren in Taiwan. Warum? Der Naturkautschuk (für die Unterseite der Matte) stammt aus Südostasien. Die Produzent*innen dort beherrschen die Verarbeitung. Da der Kautschuk so oder so transportiert wird, haben wir uns entschlossen, vor Ort zu produzieren. Taiwan liegt hinsichtlich der Arbeitsbedingungen auf Basis des Länder-Rankings der BSCI knapp hinter den USA und vor Frankreich und Spanien, erzielt doppelt so viele Punkte wie China – und bietet damit innerhalb Asiens gute Voraussetzungen für die Produktion. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl war, die Einstellung des Lieferanten in Bezug auf nachhaltige Produktion zu forcieren. Als Christin im Sommer vor Ort war, war sie begeistert davon, wie präsent Umweltschutz und Recycling in den Büroräumen und in der Produktionsstätte war. Neben der Tatsache, dass über Plakate und Schriftzüge auf Recycling, Kreislaufwirtschaft und »Cradle2Cradle« hingewiesen wird, der Lieferant die Umweltzertifizierung nach ISO 140001 und z.B. einen Zero-Waste-Produktionsplan hat, bekommt jede*r Mitarbeiter*in ein Buch zum Thema »Cradle-to-Cradle« des Autors Prof. Dr. Braungaart. Das war wirklich beeindruckend!
Angenommen, meine yōyoka-Matte hat irgendwann nach langer Benutzung ausgedient. Ist die Matte selbst auch recyclebar? Könnte sie theoretisch für die Produktion einer neuen yōyoka-Matte dienen?
Christin & Hanna: Das ist ein wichtiger Punkt. Stand heute lässt sich die Matte tatsächlich nur thermisch verwerten. Da uns die Wiederverwendung des Materials allerdings am Herzen liegt, sind wir bereits mit Plastship, einem Marktplatz für recycelte Rohstoffe im Austausch, um Partner für die Wiederverwendung des Materials zu finden. Das können z.B. Reifenrecycler sein, das Material könnte als Dämmstoff dienen oder für Tartanbahnen eingesetzt werden. Tatsächlich ist es so, dass Yogamatten zurzeit in der Regel nicht recycelt werden, da dafür keine Stoffströme, also Entsorgungswege, bestehen. Die bloße Recyclingfähigkeit hat also Stand heute nur bedingt einen Wert. Daher stand für uns fest: Wir sorgen erstmal dafür, dass der Input, der in die Yogamatte hineingeht, nachhaltiger ist, um dann im zweiten Schritt dafür zu sorgen, dass das Material wiederverwendet wird.
Wie ist die Idee zur Gründung von yōyoka entstanden und wie habt ihr als Gründerteam zueinander gefunden?
Christin & Hanna: »Warum praktizieren wir auf Plastikmatten, die gar nicht zu unserem Mindset passen?« und »Wenn man Turnschuhe & Rucksäcke aus PET-Flaschen entwickeln kann, warum dann keine Yogamatten?«
Das sind Fragen, die Hanna in ihrem Kopf herumschwirrten und geboren war die verrückte Idee, die heute yōyoka heißt und uns jeden Tag herausfordernd frech die Stirn bietet, zu wachsen und etwas zu schaffen, das Impact schafft, uns erfüllt und glücklich macht.
Hanna lernte Christin bei einem Startup-Event der Firma pinqponq kennen, die die erwähnten Rucksäcke aus Plastikflaschen herstellt. Als Yogalehrerin und BWLerin mit Erfahrung im Einkaufs- und Nachhaltigkeitsbereich ergänzt sie das Team perfekt. Gepaart mit Hannas Drive und Umsetzungsstärke und der gemeinsamen Überzeugung, die Welt besser machen zu wollen und zum Positiven zu verändern, war yōyoka geboren. Die Überzeugung, dass wir Ressourcen schonen müssen, um den Planeten weiterhin lebenswert zu erhalten und dass dies möglich ist, treibt uns jeden Tag an.
Was waren bislang eure größten Herausforderungen in der Gründungsphase und wie seid ihr diesen begegnet?
Christin & Hanna: Die größten Herausforderungen liegen darin, zu zweit alles zu managen – auch die Themen, von denen man vorher keine Ahnung hatte ;) und das zum Teil neben dem regulären Job. Als Gründer*in macht man einfach alles selber – es ist ja niemand da, der es sonst machen würde. Also übernimmt Christin den Zahlenpart, auch wenn sie – mal abgesehen vom theoretischen BWL-Studium – noch nie wirklich gerne mit Exceltabellen hantiert hat. Und Hanna übernimmt die Kommunikation, Social Media und organisiert die Shootings. Sie hat gelernt, was ein Callsheet (nämlich eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen für den anstehenden Produktionstag, das allen Beteiligten zur Verfügung gestellt wird) ist und wie man optimal Beiträge auf Instagram bewirbt.
Und auf welchen Erfolg seid ihr besonders stolz?
Christin & Hanna: Unsere Crowdfunding-Kampagne ist am 18.Oktober 2019 gestartet. Nach nur drei Tagen haben wir es geschafft, 30 % unseres ersten Finanzziels zu erreichen! Wir freuen uns riesig, dass uns so viele Menschen vertrauen und unterstützen – und vor allem: Matten kaufen! Ein super »proof of concept« für uns! Natürlich fehlen auch noch 70 %, daher: Unterstützt uns dabei, die Welt ein bisschen besser zu machen und erhaltet dafür unsere Matte »Mindful Mate« für zu Hause/das Studio! Sollte jemand gerade keine Matte benötigen: Es gibt auch weitere tolle nachhaltige »Dankeschöns«, wie z.B. das »Break-Free-From-Plastik-Kit«. Natürlich kann man auch mit einem Betrag seiner Wahl unterstützen. Wir danken allen Supporter*innen schon jetzt herzlich. Be part of the change.
Was macht für euch den Reiz der Selbstständigkeit aus? Und was bedeutet für euch ein »Job mit Sinn« aus?
Christin & Hanna: Als Selbstständige in einem kleinen Team lassen sich unglaublich schnell Entscheidungen treffen und man sieht sehr schnell Entwicklung und Erfolge. Das motiviert. Da man alles selber macht, wird einem außerdem bewusst, wie viel man schaffen und auf die Beine stellen kann mit der richtigen Partnerin und dem richtigen Team im Boot. Als Yogalehrerin ist es mir, Christin, besonders wichtig, das eigene Potential und das des Teams zu entdecken und daran zu glauben, um dann im nächsten Step dieses Gefühl weiterzuvermitteln. Das habe ich für mich auf dem Weg in die Selbstständigkeit nochmal spüren dürfen – und dafür bin ich sehr dankbar.
Wir möchten mit unserer Tätigkeit Impact, also Wirkung, generieren. Das bedeutet für uns: Messbare Veränderungen zu schaffen, die unseren Planeten und die Umwelt schützen und mit den Menschen, die in unserer Lieferkette arbeiten, fair umzugehen. »Jobs mit Sinn« motivieren von ganz alleine, weil etwas Größeres dahinter steht. Ein »Job mit Sinn« ermöglicht als Teil des Ganzen an Rädchen zu drehen, um damit gemeinsam tiefgreifende Veränderungen zu ermöglichen. Jede*r für sich hat immer nur begrenzten Einfluss. Wenn jedoch jede*r einen Teil beiträgt, sind große Veränderungen möglich.
Was sind eure Pläne für die Zukunft? In welche Richtung möchtet ihr eurer Business weiterentwickeln?
Christin & Hanna: Unsere Vision ist, den Yogamarkt zu revolutionieren und Engagement für eine bessere Welt zu schaffen. Unsere Mission: Mit Yogaprodukten aus nachwachsenden und recycelten Rohstoffen ermöglichen wir es unseren Kund*innen, bewusst und nachhaltiger zu praktizieren. Gleichzeitig fördern wir als Impact-Business Initiativen, die zur Erhaltung unseres Planeten beitragen. Wir wünschen uns, dass nachhaltiger Konsum Realität wird, dass wir Bewusstsein für die Konsequenzen unseres Handelns entwickeln und gemeinsam etwas verändern.
Alle Informationen zum Startup und den Produkten findest du auf der Website von yōyoka.