Welche Idee steht hinter "nearBees"?
Michael Gelhaus: nearBees ist ein Social Startup, das sich der Rettung der Bienen verschrieben hat. Da die Honigbiene auf die Unterstützung eines Imkers angewiesen ist, setzt nearBees genau hier an, denn: Ohne Imker, keine Bienen und weniger Artenvielfalt in unserer Natur.
Wir möchten deutsche (Hobby-)Imker bei dem Vertrieb ihres Honigs helfen und haben aus diesem Grund eine Onlineplattform auf die Beine gestellt, auf der sie ihren Honig unkompliziert zum Verkauf einstellen können. Gleichzeitig können Honigliebhaber gezielt und ohne Rechercheaufwand nach Honig aus ihrer Region suchen - und ihn sich direkt nach Hause in den Briefkasten liefern lassen. So möchten wir langfristig einem weiteren Rückgang der Bienenpopulation entgegenwirken.
Was hat euch zur Gründung von nearBees motiviert?
Gelhaus: In Viktorias Familie hat die Imkerei eine lange Tradition. Als ihr Opa nach langer Zeit mit dem Imkern aufhörte, trug der Kirschbaum im Garten auch plötzlich weniger Kirschen. So wurde ihr bewusst, welche Bedeutung die Bienen für die Natur haben.
Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier und etwa ein Drittel unserer Lebensmittel hängt direkt oder indirekt von der Bestäubungsleistung der Bienen ab, sie ist daher ein entscheidender Faktor hinsichtlich der Nahrungsmittelsicherheit. Vor allem aber tragen die Bienen mit ihrer Bestäubungsleistung zum Erhalt der Biodiversität bei. Bereits ein leichter Rückgang der Bienenpopulation zieht unkalkulierbare Folgen für die heimische Fauna und Flora nach sich - dem muss unbedingt entgegengewirkt werden.
Mit nearBees haben wir eine Verbindung vom alten traditionellen Handwerk Imkerei mit der digitalen Welt geschaffen. Beim Einkaufen im Internet werden Produkte oft um die halbe Welt geschickt, doch bei uns ist es umgekehrt: Wir setzen uns für eine Re-Regionalisierung des Honigs ein. Damit wollen wir erreichen, dass Verbraucher wieder bewusster und somit lokaler konsumieren.
Warum ist es wichtig, bevorzugt lokale Imker zu unterstützen? Was ist gegen den Honig aus dem Supermarkt einzuwenden?
Gelhaus: Rund 80% des Honigs in deutschen Supermärkten wird aus dem Ausland importiert. Während andere billige Produkte überwiegend ein Problem für die hiesigen Erzeuger darstellen, führen sie in der Imkerei darüber hinaus zu einem Schaden für die gesamte Gesellschaft. Denn die Bestäubung der Pflanzen als Grundlage der Lebenswelt von Mensch und Tier ist durch den Import gefährdet: Honig kann zwar importiert werden, die Bestäubungsleistung der Bienen jedoch nicht. Daneben kann regionaler Honig auch aus gesundheitlichen Aspekten einen Vorteil gegenüber dem konventionellen Importhonig darstellen. Während dieser oft Bestandteile gentechnisch modifizierter Pflanzen und erhöhte Schadstoffmengen enthält, ist Honig aus der Region ein sehr sicheres und reines Lebensmittel.
Die meisten Imker in Deutschland betreiben die Bienenhaltung als Hobby - es handelt sich dabei aber um ein recht teures Freizeitvergnügen. Damit sie ihre Bienen behalten und die Anzahl ihrer Völker nicht laufend verringern müssen, helfen wir ihnen dabei, ihren Honig kostendeckend zu vertreiben.
Das Thema Nachhaltiger Konsum ist ein wichtiger Grundsatz eures Unternehmens. Wie genau begegnet das Konzept von nearBees diesem Thema?
Gelhaus: Unsere neu entwickelte Verpackung, der Honigbeutel, kann per Briefpost in einer einfachen Versandtasche verschickt werden und ist damit mit einem minimalen Materialeinsatz von 50g Recyclingpapier und 7,5g Kunststoff je 400g Honig und CO2-neutraler Herstellung und Versand besonders ressourcen- und umweltschonend. Im Vergleich zum Versand eines konventionellen, bruchgefährdeten Honigglases verursacht der Beutel 90% weniger Verpackungsmüll. Zudem werden mit der Unterstützung von lokalen Imkern und dem Kauf von ihrem Honig Transportwege verkürzt und der Ausstoß von CO2 reduziert - ein weiterer Beitrag zum Naturschutz in der Region. Weiterhin unterstützen wir lokale Erzeuger und den Aufbau von regionalen Vertriebsstrukturen anstatt multinationaler Großkonzerne.
Für uns selbst bedeutet das beispielsweise auch, dass wir auf ein nachhaltiges Wachstum setzen und nicht auf eine exponentielle Skalierung: Wir erweitern nearBees schrittweise und zielen so auf eine organische Zunahme von Imkern und Kunden.
Wie setzt sich euer Team zusammen? Seid ihr selbst Imker?
Gelhaus: Unser Team ist interdisziplinär aufgestellt und besteht aus Mitarbeitern in Voll- und Teilzeit sowie Praktikanten. Gegründet würde nearBees von Viktoria und mir. Viktoria ist selbst Jungimkerin und studierte Produktdesignerin. Ich kümmere mich um die strategische Weiterentwicklung von nearBees. Unterstützt werden wir durch unser super Team in den Bereichen Marketing, Presse, Vertrieb, IT und Imkerbetreuung.
Inzwischen haben wir intern fast eine "Imkerquote" von 50%. Anregende Diskussionen über verschiedene Beutesysteme, unterschiedliche Ansätze der Imkerei oder auch Verköstigungen der eigenen Honige dürfen da natürlich nicht fehlen.
Wie finanziert ihr euch bzw. was ist der Plan, um langfristig zu bestehen?
Gelhaus: nearBees finanziert sich durch eine Verkaufsprovision in Höhe von 15%. Feste Mitgliedsbeiträge oder weitere Gebühren verlangen wir von den Imkern nicht. Zusätzliche Einnahmen werden durch die Vermittlung von Honiggeschenken und Bienenpatenschaften an Geschäftskunden und den Verkauf von ergänzenden Produkten erzielt.
Langfristig möchten wir den Honig von Nebenan natürlich noch über viele weitere Wege für alle Honigliebhaber zugänglich machen.
Was ist das Besondere an Eurer Verpackung?
Gelhaus: Wir haben eine speziell für den Briefversand optimierte Verpackung entwickelt: den Honigbeutel. Den kann der Imker problemlos mit seinem Honig befüllen, verschließen und in einer Versandtasche in den nächsten Briefkasten werfen. Der Kunde wiederum bekommt seinen Honig direkt in seinen Briefkasten geliefert - Honigversand ganz ohne zeitaufwändiges Paketaufgeben und -annehmen und das auch noch deutlich preiswerter. Und auch bei der Lagerung und beim Transport hat der Beutel gegenüber dem konventionellen bruchgefährdeten Honigglas nur Vorteile.
Der Beutel hält den Honig frisch und schützt ihn ideal vor schädlicher Lichteinwirkung. Zusätzlich ist eine schonende Verflüssigung von kristallisiertem Honig bereits bei Zimmertemperatur und ohne aufwändiges Wasserbad möglich: mit einfachem Kneten des Beutels.
Kann ich meinen Imker vor Ort auch persönlich kennen lernen?
Gelhaus: Du hast die Möglichkeit, über nearBees.de direkt mit Imkern in Kontakt zu treten. Ob sie einem persönlichen Treffen zustimmen, bleibt jedoch jedem selbst überlassen. Denn viele Imker betreiben die Bienenhaltung als Hobby und sind Vollzeit berufstätig - wir möchten ihnen mit unserer Plattform eigentlich ermöglichen, ihren Honig unabhängig von Uhrzeiten und verbindlichen Terminen verkaufen zu können.
Welche Voraussetzungen muss ich als Imker erfüllen, um meinen Honig bei nearBees anbieten zu können?
Gelhaus: Die Honigvermarktung über nearBees steht allen Imkern offen, die ihren Honig gemäß den Richtlinien der Honigverordnung ernten und produzieren. Auf diese Weise können wir den Kunden die bestmögliche Qualität gewährleisten.
Davon abgesehen verlangt nearBees von den Imkern keine Anmelde-, Mitglieds- oder Nutzungsgebühren und fordert auch keine Mindestabsatzmenge an Honig: Jeder Imker, ganz gleich wie viele oder wenig Bienenvölker er hat, soll seinen Honig über unsere Plattform vertreiben können - ohne Verpflichtungen. Zum Testen unserer Plattform und unserer neuen Verpackung erhält jeder Imker nach der Registrierung ein kostenloses Probeset unserer Verpackungen.
Welche Möglichkeiten habe ich als Unternehmen bzw. Geschäftskunde, nearBees zu unterstützen?
Gelhaus: Mit unseren Honiggeschenken für Kunden, Geschäftspartner oder Mitarbeiter bieten wir Unternehmen die Möglichkeit, aktiv zum Naturschutz in ihrer Region beizutragen. Möchte sich ein Unternehmen noch mehr für die Bienen und den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen, so vermitteln wir in Kooperation mit erfahrenen Imkern Bienenpatenschaften. Im Zuge mehrerer Imkerbesuche werden Informationen rund um das Thema Imkerei und Biene vermittelt - und am Ende bleibt natürlich der firmeneigene Honig!
Mehr Infos zu nearBees unter: