Was ist eigentlich Corporate Citizenship?
Corporate Citizenship (CC) bezeichnet das bürgerliche Engagement von Unternehmen, die somit ihrer gesellschaftlichen Rolle als »vorbildliche Bürger« gerecht werden wollen.
Die Leitidee der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung entstand bereits im Zeitalter der Industrialisierung. Unternehmen engagierten sich zu dieser Zeit für ihr soziales Umfeld, indem sie Schulen oder Kultureinrichtungen in der eigenen Region unterstützten. Angesichts der Globalisierung ist dieses Engagement heute nicht mehr unbedingt nur regional begrenzt und kann auch internationale Aktivitäten, z.B. im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit umfassen.
Der entscheidende Punkt des Corporate Citizenship ist, dass Unternehmen außenorientiert mit externen Partnern agieren und gemeinnützige Aktivitäten im Bereich der Wohltätigkeit übernehmen. Dazu zählen:
- Spendentätigkeiten
- Sponsoringtätigkeiten
- Stiftungstätigkeiten
- Betriebliche Freiwilligenarbeit (Corporate Volunteering)
Welche Kategorien von Corporate Citizenship gibt es?
1. »Corporate Giving«
Corporate Giving umfasst alle Spenden, sei es in Sach- oder Geldform, mit denen Unternehmen z.B. gemeinnützige Organisationen oder kulturelle Einrichtungen unterstützen. Der wesentliche Aspekt ist hierbei, dass es sich um eine Leistung ohne Gegenleistung handelt, anders z.B. als bei Sponsoringaktivitäten.
Neben den Spenden, die direkt aus der Unternehmenskasse getätigt werden, können diese auch in gemeinsamen Aktionen mit den Mitarbeitenden und/oder Kund:innen generiert werden. In diesem Fall spricht man von »Stakeholder Philanthropy«. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Online-Tools, welche die Koordinierung solcher Corporate Giving-Aktionen erleichtern. Über die Plattformen können die teilnehmenden Mitarbeitenden und Kund:innen z.B. Projekte vorschlagen, über diese abstimmen, Spendenzahlungen leisten und sich über den Fortschritt der Kampagne informieren. Beispiel für ein solches Tool ist particulate.
2. »Corporate Foundations«
Ein Unternehmen kann sich auch sozial engagieren, indem es eine Stiftung gründet, die einem bestimmten gemeinnützigen Zweck gewidmet ist. Diese Organisationen werden als »Corporate Foundations« bezeichnet. Die Stiftung wird dabei hauptsächlich vom Unternehmen finanziert, z.B. durch Spenden oder die Übertragung von Aktienanteilen.
3. »Public Private Partnership«
Bei einer »Public Private Partnership«, schließt sich ein Unternehmen mit einer gemeinnützigen Organisation zusammen. Beide arbeiten gemeinsam an karitativen Zielen und vereinen ihr Know-How, um diese Ziele zu erreichen.
4. »Cause Related Marketing«
»Cause Related Marketing« ist eine Marketingstrategie, die Unternehmen nutzen, um ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen und gleichzeitig einen sozialen Zweck zu fördern. Kund*innen, die ein Produkt kaufen oder eine Dienstleistung in Anspruch nehmen, unterstützen damit eine gemeinnützige Organisation, da diese einen Teil des Erlöses als Spende erhält.
5. »Corporate Volunteering«
Corporate Volunteering beschreibt alle Aktivitäten eines Unternehmens, bei denen Beschäftigte sich mit ihrer Zeit und/oder ihrem Know-How für gemeinnützige Projekte oder gesellschaftliche Belange engagieren, die außerhalb der regulären Geschäftstätigkeit des Unternehmens liegen.
Vorteile des Corporate Citizenship
Diese Formen des Engagements können nicht nur z.B. die positive Entwicklung einer Region fördern oder gemeinnützigen Zwecken dienen, sondern auch im Einklang mit wirtschaftlichen Zielen stehen. Mit Corporate Citizenship-Aktivitäten wird das Unternehmensimage gestärkt und der Bekanntheitsgrad gesteigert. Dies trägt zur Kundenbindung bei, was sich wiederum positiv auf die Umsätze des Unternehmens auswirkt. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist die Tatsache, dass sich Unternehmen von ihren Konkurrenten abheben und sich damit Wettbewerbsvorteile verschaffen. Zudem wirkt ein gesellschaftlich engagierter Arbeitgeber für viele potentielle Mitarbeiter*innen besonders attraktiv.
Des Weiteren führt die Übernahme von sozialen Tätigkeiten bei den Mitarbeiter*innen des Unternehmens zu mehr Abwechslung im Berufsalltag. Sie lernen, über den Tellerrand hinauszuschauen, was die soziale Kompetenzen sowie Mitarbeitermotivation fördert und letztendlich auch die Arbeitsproduktivität.
Dass Unternehmen mit ihren Corporate Citizenship-Aktivitäten nicht zuletzt einen positiven Beitrag zur »besseren Welt« leisten, steht außer Frage. Aufgrund der zunehmenden Umwelt- und Gesellschaftsprobleme ist es umso wichtiger, dass auch Unternehmen mit einem positiven Beispiel vorangehen.
Du möchtest wissen, welche Unternehmen welche Corporate Citizenship-Aktivitäten und -Programme integriert haben? Im Folgenden stellen wir dir diese vor. Darüber hinaus findest du am Ende des Artikels eine Liste an Netzwerken, Programmen und Organisationen, die den Unternehmen Möglichkeiten für Freiwilligeneinsätze anbieten.
Unternehmen mit etablierten Corporate Citizenship-Aktivitäten und -Programmen
Das deutsche Energieunternehmen ist mit seinen Corporate Citizenship-Aktivitäten bei vielen Veranstaltungen und Projekten in den Bereichen Sport und Kultur involviert. Es ist vor allem im Sponsoring-Bereich aktiv. E.ON unterstützt z.B. die deutschlandweite B2Run-Firmenlaufserie, um Bewusstsein für den Klimawandel zu stärken..
Der Aspekt der gesellschaftlichen Verantwortung ist ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur des Gesundheitskonzerns Fresenius. Bei ihrem Projekt »AkivHelfen-Tage« haben die Mitarbeiter*innen des Unternehmens die Wahl zwischen verschiedenen sozialen Einrichtungen, denen sie einen ganzen Tag lang tatkräftig zur Seite stehen dürfen. Beispielsweise helfen sie dem gemeinnützigen Verein Friedensdorf International bei einer Spielplatzrenovierung, um bedürftigen Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten eine Freude zu bereiten.
Im Rahmen des Programmes »Dream Connectors« wählen die Mitarbeitenden des IT-Beratungsunternehmens jedes Jahr soziale Projekte aus, die von CGI mit finanzieller Förderung, Technologie und kostenloser, ehrenamtlicher Beratung durch die CGI-Berater:innen unterstützt werden. Zu den ausgewählten Projekten zählen z.B. ein Programm zur digitalen Inklusion von Mädchen und jungen Frauen, die Entwicklung unterstützender Technologie für sehbehinderte Studierende in Indien sowie die Konzeption einer Benutzeroberfläche, die es Senior:innen ermöglichst, an digitalen Angeboten teilzuhaben.
Im Rahmen von Public Private Partnerships und anderen Corporate Citizenship-Strategien setzt sich Continental aktiv für die Bereiche Soziales, Verkehrssicherheit, Bildung und Wissenschaft sowie Sport ein. Insbesondere leistet das Unternehmen Unterstützung im Bereich Chancengleichheit. Es fördert die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt und bietet ihnen Ausbildungsplätze an.
Neben Geld- und Sachspenden sind die Mitarbeiter*innen von Infineon sowohl in nationalen als auch in internationalen gemeinnützigen Projekten involviert. Bildungsprojekte und ehrenamtliche Tätigkeiten in Kinderhospizen sowie in den Bereichen Solarenergie und (Krebs-)forschung gehören zu ihren Corporate Citizenship-Aktivitäten.
Im Rahmen ihres Corporate Citizenship-Programms fokussieren sich die Mitarbeiter*innen besonders auf die Förderung von digitaler Bildung. »Teachtoday« und »1001 Wahrheit« gehören zum Beispiel zu ihren Projekten. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen mit Geld- und Sachspenden Sozial- und Umweltprojekte sowie die Katastrophenhilfe.
Netzwerke und Organisationen
Unternehmen haben im Rahmen der jährlichen Kampagne »Dein Tag für Afrika« die Möglichkeit, Schüler*innen Jobs, Praktika oder Unternehmensführungen anzubieten. Der erarbeitete Lohn der Schüler*innen fließt als Spende für Bildungsprojekte in afrikanische Länder.
Plan International Deutschland e.V.
Durch ein umfassendes Unterstützungsprogramm möchte der Verein die Lebenssituation von Kindern aus Afrika, Asien und Lateinamerika verbessern. Der Fokus ihrer Arbeit liegt u.a. auf der Familienplanung und -beratung, Bildung, Wasser, Umwelt sowie Einkommenssicherung. Unternehmen können sich hier z.B. im Rahmen von Firmenpatenschaften und freiwilligem Engagement aktiv beteiligen.
Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.
Der Verein setzt sich weltweit aktiv für die saubere Trinkwasserversorgung ein. Unternehmen können den Verkauf ihres Produktes im Rahmen einer »Cause Related Marketing«-Maßnahme mit einem wohltätigen Zweck verbinden. Pro Verkauf wird dann eine beliebige Summe an Viva con Agua gespendet. Der Verein veranstaltet viele Events, u.a. das große Ehrenamtsnetzwerk, das insbesondere jungen Menschen die Möglichkeit bietet, Kompetenzen zu erwerben und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Für die Veranstaltungen werden Unternehmen gesucht, die sich als Sponsor beteiligen.
Die humanitäre medizinische Organisation engagiert sich auf internationaler Ebene für die Gesundheitsversorgung von Erwachsenen und Kindern, die in Katastrophengebieten leben. Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten, ihr Engagement einzubringen, z.B. im Rahmen ihrer eigenen Förderstiftung, einer Benefizveranstaltung, bei der Mitarbeiter*innen ehrenamtlich bei der Organisation mitwirken oder als Partner-Unternehmen.
Der gemeinnützige Verein befasst sich mit gesellschaftlichen Problemen und fördert das Umdenken in der Gesellschaft mit Projekten wie »Die Andersmacher«, »DialogBereiter« oder »Wheelmap«. Insbesondere setzen sich die Mitglieder*innen deutschlandweit für Rollstuhlfahrer*innen ein, indem sie mehr Barrierefreiheit schaffen. Viele Unternehmen sind Fördermitglieder der Organisation und unterstützen sie mit Geldspenden.
WWF bietet Unternehmen insbesondere in den Bereichen Klima und Energie, Nahrung, Arten, Süßwasser, Meere sowie Wälder verschiedene Formen einer Zusammenarbeit an. Neben Spenden und Sponsoring-Aktivitäten können Unternehmen dabei helfen, die Botschaft »Nachhaltiges Wirtschaften mit Erfolg ist möglich« zu fördern. Das Unternehmen berät die WWF, führt ökologische Zustands- und Wesentlichkeitsanalysen durch und zusammen legen sie gemeinsame Ziele fest.
PHINEO ist ein Analyse- und Beratungsunternehmen im Bereich gesellschaftliches Engagement. Ihre Mission ist die Stärkung der Zivilgesellschaft. Das Unternehmen hilft anderen Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von Corporate Citizenship-Strategien und vernetzt diese mit ihren zahlreichen Kontakten in der Non-Profit-Branche.
Corporate Citizenship gehört zu den Hauptthemen, mit denen sich der Verein UPJ auseinandersetzt. Seit mehr als 20 Jahren vernetzt der Verein nicht nur Unternehmen mit gemeinnützigen Organisationen, sondern berät und informiert sie darüber hinaus, wenn es um die Themen gesellschaftliches Engagement und verantwortliche Unternehmensführung geht. Eigene Projekte »Lokale Aktionstage«, »Aktion Komptenzenspende Berlin« oder »Goldene Lilie« sollen Unternehmen mit gemeinnützigen Organisationen zusammenbringen und das Engagement der Unternehmen verbreiten.
Die internationale Initiative für Menschen in Not fokussiert sich auf die Handlungsfelder Wasser, Sanitär & Hygiene und gewährleistet in Entwicklungsländern im Katastrophenfall den Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen, z.B. in Form von mobilen Trinkwasseraufbereitungsanlagen, Wasserfiltern, Hilfsgüterverteilungen und ersten Wiederaufbaumaßnahmen. Seit 2015 kooperiert arche noVa mit im Rahmen der »RED CAP Spendenaktion« mit dem Gewürzhersteller Hartkorn: Dabei spendet das Unternehmen 5 Cent des Verkaufserlöses jeder verkauften RED CAP Spendendose an die Hilfsorganisation.
Das gemeinnützige Sozialunternehmen Haus des Stiftens bietet diverse Unterstützungsmöglichkeiten für Non-Profits und Stiftungen an. Neben eigenen Beratungs-, Informations- und Vernetzungsangeboten arbeitet das Haus des Stiftens auch mit Unternehmen zusammen, die sich in Form von Geld, Produkten oder Know How für gemeinwohlorientierte Zwecke engagieren können. Bei der Umsetzung der Aktionen unterstützt das Haus des Stiftens dabei z.B. mit digitalen Tools.
Du kennst weitere Unternehmen, Programme oder Netzwerke rund um den Bereich Corporate Citizenship, die unbedingt in die Liste gehören? Dann schreib’ uns einfach eine kurze E-Mail an: team@nachhaltigejobs.de.