Mit eurem Startup isaac nutrition vertreibt ihr hochwertige Nahrungsergänzungsmittel, die aus Insekten als Rohstoffquelle gewonnen werden. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Charlotte Binder: Wir haben über die ökologischen Vorteile der Aufzucht von Insekten gegenüber anderen Nutztieren und von ihrem Potential, eine wachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren, erfahren und uns gefragt, wieso dieser unglaubliche Rohstoff in Europa noch gar nicht genutzt wird. In den meisten Kulturen dieser Welt werden Insekten als wertvolle Nahrungsquelle geschätzt und wir wollten, dass auch hierzulande mehr Leute von den Vorzügen erfahren und Insekten als Lebensmittel nutzen können.
Welche Vorteile haben Insekten als Proteinquelle gegenüber herkömmlichen Produkten?
Charlotte: Insekten sind einerseits sehr ressourcenschonend in der Aufzucht. Das heißt, sie benötigen signifikant weniger Rohstoffe und stoßen zudem kaum Treibhausgase aus.
Andererseits sind Insekten extrem gesund. Sie liefern von Natur aus über 60% hochwertiges Eiweiß, zahlreiche Mineralstoffe und Vitamine, gesundes Fett und sogar Ballaststoffe. Da diese Nährstoffe tierischen Ursprungs sind, sind sie für den menschlichen Körper optimal verwertbar. Das macht sie zur perfekten und vor allem zukunftsfähigen Nahrungsquelle.
Wie sieht es mit der Ökobilanz der Insektenzucht im Vergleich zur Haltung von z.B. Rindern oder Schweinen aus?
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Charlotte: Für die Herstellung von 1kg Protein aus Insekten benötigt man 2000x weniger Wasser, 200x weniger CO2, 12x weniger Futter und 10x weniger Landfläche als für 1kg Protein aus Rindfleisch.
Welche Insektenart nutzt ihr als Quelle für eure Produkte und warum? Wie kann ich mir eine »Insektenfarm« vorstellen? Wie geht ihr mit dem Aspekt der Tierethik um?
Charlotte: Wir nutzen ausschließlich den Buffalo-Wurm, der in den Niederlanden gezüchtet wird. Das ist eine Art kleiner Mehlwurm. Er hat ein optimales Nährstoffprofil, enthält 15 verschiedene Vitamine und Mineralstoffe und eine Menge Protein. Für uns ist es wichtig, die Insekten aus Europa zu beziehen. Einerseits wegen der kurzen Transportwege, andererseits wegen der Transparenz und der hohen EU-Standards was die Qualität und Sicherheit angeht.
Die Farm muss man sich wie eine Art großes Gewächshaus vorstellen, wo die Buffalo-Würmer auf Tablettwägen gezüchtet werden (deshalb benötigen sie so wenig Platz). Die Würmer lieben es dunkel, eng und wuselig und werden nach 4 Wochen langsam auf ca. 20 Grad heruntergekühlt, was sie in eine Art Winterstarre versetzt. Für uns ist der ganze Prozess ethisch vertretbarer als jede Art von Massentierhaltung und auch als die Zucht von Grillen und Heuschrecken, die sich von Natur aus mehr bewegen.
Eure aktuelle Zielgruppe sind hauptsächlich Sportler*innen. Könnt ihr euch weitere Bereiche vorstellen, in denen Insekten andere Rohstoffquellen mit schlechter Umweltbilanz ersetzen könnten? Wie seht ihr z.B. die Chancen, dass Insektenprotein irgendwann in großem Maßstab als Fleischersatz dienen könnte?
Charlotte: Wir glauben daran, dass Insekten in der Ernährung der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Unserer Ansicht nach werden sie das klassische Steak nie völlig ersetzen, aber sie können eine hervorragende Alternative sein zu Steak, Burger und Co. und dazu führen, dass weniger davon konsumiert wird. Wir denken, dass Insekten eher als funktionaler und gesunder Inhaltsstoff großes Potential hat und weniger als als »Fleischersatz«.
Wie bereite ich das Proteinpulver aus Insekten zu? Hat es einen starken Eigengeschmack?
Charlotte: Das isaac Proteinpulver kann man nutzen wie jedes herkömmliche Proteinpulver aus Molke oder aus pflanzlichen Proteinen auch. Einfach ca. 30g mit 300ml Wasser oder einer pflanzlichen Milch (wir empfehlen Mandel oder Hafer) in einen Shaker geben, shaken und genießen. Das schmeckt dann nach Vanille, Kakao oder eben Kokos, ganz ohne irgendeinen störenden Eigengeschmack. Allerdings weniger süß als herkömmliche Pulver. Unser Proteinpulver eignet sich auch zum Backen – von Pancakes oder Proteinbällchen zum Beispiel.
Wie setzt sich euer Team zusammen und wie habt ihr zueinander gefunden?
Charlotte: Wir sind Charlotte, Nico und Tim und haben uns in Münster beim Studium kennengelernt. Dass wir alle danach in Köln gelandet sind, war eher ein Zufall – ein glücklicher :)
Was war bisher eure größte Herausforderung?
Charlotte: Zu Beginn war unsere größte Herausforderung die Entwicklung des Produktes mit einem Rohstoff, der zu dem Zeitpunkt (2017) noch nicht in der EU zugelassen war. Bis wir das Produkt dann 2018 auf dem Markt hatten, mussten wir viele bürokratische Hürden nehmen.
Gibt es einen Erfolg, auf den ihr besonders stolz seid?
Charlotte: Wir waren 2018 eines der ersten Unternehmen mit Insekten-Lebensmitteln und bieten bis heute in Europa das einzige Proteinpulver mit Insektenprotein an.
Wie habt ihr eure Gründung finanziert? Von welchen Förderprogrammen seid ihr unterstützt worden?
Charlotte: Zunächst haben wir uns und die Produktentwicklung über das EXIST Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums und der EU finanziert. Im Anschluss haben wir obendrauf noch das NRW Gründerstipendium erhalten und seit Dezember 2018 ist ein Investor mit an Bord, der unsere Vision unterstützt, Insekten als nachhaltige Nahrungsquelle zu etablieren.
Wo kann man eure Produkte kaufen?
Charlotte: Zu kaufen gibt es unsere Produkte über unseren Online-Shop und über Amazon. Außerdem arbeiten wir mit einigen Partnern, online und offline, zusammen, hauptsächlich CrossFit Boxen, Fitnessstudios und Online-Shops für Nahrungsergänzungsmittel.
Ihr wollt mehr über die innovative Sportlernahrung erfahren? Hier geht’s zur Website von isaac nutrition.