Zu den Schlüsselqualifikationen in der Entwicklungsarbeit gehören Sprachen, Methodenkompetenz und Selbstmanagement. Das liest sich zunächst wie die Anforderungen in jeder Stellenausschreibung. Dahinter steckt jedoch sensible Qualifikationen die man für die Arbeit in der Entwicklungshilfe mitbringen muss. Besonders geprüft werden Entwicklungshelfer und Experten, die als entsendete Fachkräfte Verantwortung in der Projektbetreuung übernehmen und direkt mit der Bevölkerung vor Ort zusammenarbeiten.
Was bringe ich mit?
Checkliste der Anforderungen an Entwicklungshelfer:
- Strukturiertes & lösungsorientiertes Denken
- Vermittlungsfähigkeit
- Lernfähigkeit & Flexibilität
- Verhandlungsgeschick
- Feedback geben können
- Sozial- und Kommunikationskompetenz
- Empathie
- Initiative
- Teamfähigkeit
- Interkulturelle Sensibilität
- Selbstmanagement
- Selbstreflexion
- Selbstvertrauen
- Konfliktfähigkeit
- Frustrationstoleranz & Belastbarkeit
- Professionelle Distanz
- Ambiguitätstoleranz (Unsicherheitstoleranz)
Methodenkompetenz in der Entwicklungshilfe: Arbeiten mit allen Mitteln
Methodenkompetenz ist sachlich betrachtet vor allem als Erfahrung in der Projektarbeit zu verstehen. Sie fordert aber auch, sich auf die Umstände im Einsatzgebiet einzustellen. Nicht nur die Arbeitsmethoden und vorhandenen Mittel sind eine Umstellung für deutsche Helfer.
Entwicklungshelfer arbeiten direkt mit den Partnerorganisationen vor Ort und häufig auch der Bevölkerung zusammen. Die meisten Menschen im Einsatzgebiet sind nur wenig mit der europäischen Kultur und Verhaltensweisen vertraut. Eine der ersten Hürden ist es daher, Nähe aufzubauen und einen erfolgreichen Austausch zu entwickeln. Dies erfordert einiges an Kommunikationsfähigkeit, wie aktives Zuhören und richtig Feedback geben.
Dadurch sind für die Arbeit in der Entwicklungszusammenarbeit (sehr) gute Sprachkenntnisse ein Must-Have. Da sich die Organisationen mit ihren Hilfsprojekten schon seit Jahren aus den lateinamerikanischen Staaten zurückziehen und die noch bestehenden Projekte eher mit lokalen Fachkräften besetzt werden, wird Spanisch in Zukunft weniger gefragt. Dies geht auch aus Kritische Analyse der Einstiegsmöglichkeiten für Nachwuchskräfte im Berufsfeld EZ der Humboldt-Universität Berlin hervor.
Weiterhin werden Helfer und Freiwillige in vielen Teilen von Afrika und Asien angefordert, inzwischen aber auch in Osteuropa (Syrien, Irak, Ukraine). Wichtige Sprachen sind daher vor allem Englisch, Französisch und Arabisch. Auch die Bereitschaft Sprachen wie Khmer (Kambodschanisch) oder Creole (unter anderem Haïti) zu lernen, ist bei vielen Entwicklungshelfern hoch. Sprachkurse für diese weniger verbreiteten Sprachen werden von den Organisationen selbst angeboten.
Sozialkompetenz: Mit Leidenschaft dabei
Sozialkompetenz verlangt in diesem Berufsbereich mehr als nur Einfühlsamkeit und Anteilnahme. Es bedeutet auch Kooperationsbereitschaft gegenüber anderen Kulturen aufzubringen und einen feinfühligen Umgang mit dem Wertesystem an den Tag zu legen. Damit verbunden ist auch Geduld, wenn das eigene Anliegen nicht so aufgenommen wird, wie man es sich wünscht. Man muss darauf gefasst sein, dass die Menschen der lokalen Organisation mit ganz anderen Arbeitsmethoden an eine Sache herangehen. Erscheinen dann zum Beispiel in der dritten Woche die örtlichen Arbeitskräfte immer noch jeden Tag zu spät, weil ihre Arbeitsmentalität nicht der eines ordnungsliebenden Deutschen entspricht, braucht man ausreichend Toleranz. Man muss sich selbst Strategien zurechtlegen mit denen man das Projektziel dennoch erreichen kann und Konflikte im Team bewältigt. Daraus erwächst professionelle Distanz.
Entwicklungshelfer sein: Was ist unter Selbstmanagement zu verstehen?
Die Arbeit im Entwicklungsdienst ist auch für jeden ganz persönlich eine Herausforderung. Als Entwicklungshelfer ist man für mindestens zwei Jahre weg von zu Hause. Hat man in einem anderen Kulturkreis ein teuer finanziertes Projekt umzusetzen, liegt auf jedem Entwicklungshelfer ein großer Druck. Man muss damit rechnen, dass man mit Stress in vielen Facetten konfrontiert wird. Das Leben im Ausland kann sehr schwierig werden und man ist ungewohnten Lebensbedingungen ausgesetzt.
Und man selbst ist auch nur Mensch! Man lebt unter Umständen mit vielen Einschränkungen. An manchen Tagen hat man Heimweh oder es fehlt ein aufmunterndes Gespräch mit den engsten Freunden. Im Fachjargon spricht man von Ambiguitätstoleranz, die es einem ermöglicht, Widersprüche, ungenaue und mehrdeutige Informationen und kulturell bedingte Unterschiede wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Es ist wichtig, sich als Entwicklungshelfer seiner eigenen Bedürfnisse bewusst zu sein, um seine Grenzen und seine Fähigkeiten vor Augen zu haben oder seine Position im Team zu finden.