Landschaftsarchitektur: Das klingt zunächst nach Natur, Felder und Wiesen. Dabei beschäftigt sie sich aber vor allem mit der Planung und (Um-)Gestaltung von Gärten, Dachterrassen, städtischen Parks und/oder Freiflächen im öffentlichen Raum. Damit diese Flächen neben der Nutzbarkeit obendrein auch noch gut aussehen und sich die Menschen gerne dort aufhalten, braucht es einen gut überlegten, kreativen und nachhaltigen Ansatz. Landschaftsarchitekt:innen sind genau dafür zuständig und dadurch maßgeblich an der Gestaltung unserer Städte und Gemeinden beteiligt. Deshalb arbeiten sie, entgegen vieler Klischees, neben Pflanzen auch viel mit »harten Materialien« wie Beton, Stein und Kies.
Gerade in städtischen Umgebungen zählt die Nutzbarkeit der Fläche mindestens genauso viel wie die Optik, so dass bei der Planung auch immer der sogenannte »Nutzungsdruck« mit berücksichtigt und eingeplant werden muss. Das heißt, dass der geplante Raum auch immer den Anforderungen und Bedürfnissen der späteren Nutzung entsprechen sollte. Deshalb werden vor der Planung auch häufig die späteren Nutzer:innen mit eingebunden und noch vor der Planungsphase nach ihren Wünschen befragt. Als Planer:innen (und dadurch meistens auch als Projektleiter:innen) sind Landschaftsarchitekt:innen anschließend auch für die Organisation, die Durchführung und Überwachung der Bauarbeiten verantwortlichen und zuständig.
Der Weg dorthin ist allerdings gar nicht mal so einfach, denn ein abwechslungsreiches und vielseitiges Berufsfeld verlangt auch immer eine umfangreiche Expertise, viel Erfahrung und eine umfassende Ausbildung.
Qualifikationen & Ausbildungsweg
Landschaftsarchitektur kann man entweder an Fachhochschulen oder Universitäten studieren, z.B. an der Fachhochschule Erfurt, der TU München, oder der TU Berlin. Voraussetzung dafür ist meist die Allgemeine Hochschulreife bzw. die Fachhochschulreife oder ein beruflicher Abschluss in einem relevanten Bereich. Dieser umfasst meistens den Gartenbau, die Natur- und Landschaftspflege oder den Bereich Gärtnerei. Meist wird auch Abiturient:innen empfohlen, eine Ausbildung in einem der genannten Fachgebiete zu absolvieren, da hier wichtige praktische Kenntnisse vermittelt werden, die man später im Berufsleben gut gebrauchen kann. Hat man solch eine Ausbildung nicht, ist ein mindestens 8-wöchiges Vorpraktikum Pflicht, das vor Antritt des Studiums absolviert werden muss.
Da die Landschaftsarchitektur eine sehr abwechslungsreiche Disziplin ist, müssen auch Studieninteressierte vielseitige Fähigkeiten mitbringen. Neben Interesse an Garten- und Landschaftsgestaltung sowie an Natur und Umwelt, sind zudem auch naturwissenschaftlich-mathematisches Verständnis, Kreativität, eine hohe Vorstellungskraft sowie technische und künstlerische Begabungen gefragt.
Schwerpunkte im Studium sind Landschaftsarchitektur und Landschaftsbau, Naturschutz und Landschaftsplanung, Pflanzenkunde und -verwendung sowie Bodenkunde. Auch Fächer zu den Themen Ökologie, Vegetation, Gartendenkmalpflege und Vermessung können wichtige Inhalte im Studium darstellen. Dies macht den Beruf zum Beispiel auch zu einem spannenden Kandidaten für generalistisch veranlagte und vielseitig interessierte »Scannerpersönlichkeiten«, da man sich in viele verschiedene Themengebiete hineinarbeiten muss und die Arbeit projektbaisert und daher sehr abweschlungsreich ist.
Da »Landschaftsarchitekt:in« eine geschützte Berufsbezeichnung ist, die nur von Personen geführt werden darf, die in der Architektenkammer des jeweiligen Bundeslandes eingetragen sind, ist ein Quereinstieg in diese Branche kaum möglich. In die Architektenkammer wird man nämlich nur durch den Nachweis mehrerer Jahre Berufserfahrung (meist 2-3 Jahre), bestimmter Fortbildungen sowie durch den Nachweis von eigenständig absolvierten Planungsleistungen aufgenommen. Auch ein Masterabschluss ist eine Grundvoraussetzung für die Ausübung der Tätigkeit und für die Aufnahme in die Architektenkammer.
Arbeitsalltag und -aufgaben
Der Arbeitsalltag von Landschaftsarchitekt:innen kann je nach Projekt und je nach Projektphase, aber auch je nach Arbeitgeber, sehr unterschiedlich ausfallen. In Planungs- und Ingenieurbüros stehen, neben dem Entwerfen von Freiflächen aller Art und der Konzeptionalisierung am Schreibtisch, auch Ortserkundungen, Baustellenbesuche und Gespräche mit Bauherr:innen auf dem Tagesplan. Bei Naturschutzorganisationen oder in öffentlichen Behörden besteht die Arbeit eher aus beratender und administrativer Tätigkeit. Hier wird also weniger entworfen, sondern Bauanträge überprüft, Genehmigungen erteilt und Berichte geschrieben. Darüber hinaus können Landschaftsarchitekt:innen auch als Sachverständige oder bei Entwicklungshilfeprojekten im Rahmen von Natur- und Landschaftsschutzmaßnahmen mitarbeiten.
Das Hauptaugenmerk der Landschaftsarchitekt:innen ist allerdings die Landschafts- und Freiraumplanung, egal ob sie selbst entworfen oder auf behördlicher Seite genehmigt oder geschützt wird. Hierbei müssen immer verschiedene Faktoren rund um die Flächennutzung, den Erhalt bzw. die Neuschaffung von Naturräumen sowie eine nachhaltige Raumordnungsstruktur und Siedlungsentwicklung berücksichtigt werden. Auch damit zusammenhängende Dorf- und Stadterneuerungen und/oder die Gestaltung des Umfeldes von Wohn- und Arbeitsstätten gehören zu den Arbeitsbereichen von Landschaftsarchitekt:innen.
Die Projekte an sich sind dabei ebenfalls so vielseitig, wie der Berufsalltag selbst. Je nach Auftrag können die (Neu-)Planung von Privatgärten und Dachterrassen ebenso dazu gehören, wie die Gestaltung von Parkflächen, Spielplätzen oder öffentlichen Räumen in Städten sowie auch die Umgestaltung von Industriebrachen oder suburbanen Räumen von Großstädten.
Bei der Konzeptionalisierung dieser Projekte werden auch immer ästhetische, wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte mit berücksichtigt, die teilweise maßgebliche Einflüsse auf die Entwürfe und die Gestaltung der Flächen haben. Um all dies zu gewährleisten, arbeiten sie auch eng mit anderen Expert:innen, wie z.B. Architekt:innen, Bauingenieur:innen, Biolog:innen, Geolog:innen und den politischen Entscheidungsträger:innen bei Gemeinden, Landkreisen und Ministerien, zusammen. Gute zwischenmenschliche Fähigkeiten und Empathie gehören daher genauso in das Skill-Set von Landschaftsarchitekt:innen, wie das Zeichnen oder die Pflanzenkunde, denn ohne Teamarbeit kommen solch große Projekte wie in der Landschaftsarchitektur nicht zustande.
Apropos Pflanzenkunde: Auch hier benötigen Landschaftsarchitekt:innen ein großes Fachwissen, denn Pflanzen sind Hauptbestandteil fast jeden Projektes. Neben ästhetischen Aspekten müssen Landschaftsarchitekt:innen nämlich wissen, welche Wachstumsbedingungen verschiedene Bäume, Sträucher oder Gräser benötigen oder wie widerstandsfähig sie in welchen Umgebungen sind.
Gehalt
Dass Absolvent:innen der Landschaftsarchitektur noch keine offiziell anerkannten Landschaftsarchitekt:innen sind, spiegelt sich auch im Einstiegsgehalt wider. So kann es vor allem bei kleineren Planungsbüros vorkommen, dass anfänglich Löhne von ca. 1.800-2.500 € brutto gezahlt werden, die sich aber im Laufe der Jahre und mit mehr Erfahrungen auf ca. 4.500 € brutto steigern können. Im öffentlichen Dienst sind, je nach Position, auch Spitzengehälter von bis zu 6.300 € möglich, aber auch das Einstiegsgehalt ist hier deutlich höher als in der Privatwirtschaft. Das Durchschnittseinkommen liegt aber meist zwischen 3.200 und 4.200 € im Monat. Die Entwicklung deines Gehaltes hängt letztendlich aber von den Qualifikationen und Fortbildungen sowie von der Größe des Büros ab, in dem man arbeitet.
Freiberufliche Planer:innen oder Berater:innen können auch deutlich mehr verdienen als angestellte Landschaftsarchitekt:innen, hier hängt der Verdienst aber natürlich sehr von der Auftragslage und von den fachlichen Kenntnissen und Spezialisierungen ab. Auch Verhandlungsgeschick und Kundenzufriedenheit sind wichtige Kriterien, die bei den Verdienstmöglichkeiten eine Rolle spielen. Bei Natur- oder Umweltschutzverbänden sowie in den Medien wird generell schlechter bezahlt, daher kann es auch sein, dass trotz viel Erfahrung und Geschick am Ende des Monats weniger Gehalt als üblich gezahlt wird.
Berufliche Perspektiven
Für eine Karriere in der Landschaftsarchitektur muss man hart arbeiten, nicht nur als fertig ausgebildete:r Landschaftsarchitekt:in, sondern auch schon während bzw. vor dem Studium. Wie bereits erwähnt, verlangen viele Hochschulen schon vor Studienbeginn Praxiserfahrung, aber auch spätere Arbeitgeber sehen es gerne, wenn Absolvent:innen bereits Kenntnisse auf dem Arbeitsmarkt gesammelt haben. Das heißt also, dass du bereits während des Studiums durch Praktika oder Aushilfsstellen Erfahrungen sammeln und so deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen solltest. Ohne diese wirst du es vermutlich verhältnismäßig schwer haben, eine gute Stelle zu finden und aus der Masse der Mitabsolvent:innen herauszustechen.
Hast du diese Hürde allerdings gemeistert, stehen dir eine breite Palette an Möglichkeiten offen, sei es in der Privatwirtschaft, bei Behörden oder im Umwelt- und Naturschutz. Gerade jetzt, wo viele Städte ihre Zentren grüner, fahrradfreundlicher und nachhaltiger gestalten wollen, sind fähige Planer:innen gefragt, die diese Ziele in die Tat umsetzen. Bist du also bereit, für deinen Traum hart zu arbeiten, wartet ein spannendes, abwechslungsreiches und sehr sinnstiftendes Berufsfeld auf dich, das es zu erobern gilt.
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