Möchtest du kurz etwas über deinen persönlichen Weg erzählen? Hattest du schon immer vor, ein Unternehmen zu gründen? Wie kam es zur Idee und zur Gründung von Kitchen Stories und was war die Motivation dahinter?
Mengting Gao: Ich hatte das Glück, während meines Studiums Zugang zu vielen Unternehmer*innen zu haben und mich von deren Geschichten begeistern zu lassen. Nachdem ich Praktika in der Unternehmensberatung sowie im Investment Banking hinter mich gebracht hatte, war mir schnell klar, dass ich nicht in diese Industrien gehen wollte. Ganz anders im Startup Umfeld - nach meiner ersten Praxiserfahrung war ich direkt Feuer und Flamme und wollte unbedingt ein eigenes Unternehmen nach dem Abschluss gründen. Die Idee hinter Kitchen Stories war recht einfach: das perfekte Rezept, was jede*n - egal ob Anfänger*in oder Hobbykoch*köchin - zum Kochen bringt. Wir wollen Menschen täglich dazu inspirieren, neue Gerichte zu entdecken und diese auch tatsächlich nachzukochen.
Eure App ist innerhalb weniger Wochen zu einem internationalen Erfolg geworden. Wie erklärst du dir das? Welchen Nerv habt ihr damit getroffen?
Mengting: Wir haben uns vor allem darauf fokussiert, ein Produkt zu entwickeln, welches einfach in der Bedienung ist und durch hochwertige Inhalte und Design hervorsticht. Zu Beginn haben wir uns nur auf das iPad konzentriert und wollten hierfür die perfekte User Experience erschaffen. Glücklicherweise hat Apple dies auch erkannt und uns mit einigen Features im App Store erste Visibilität verschafft.
Woher kommen die vielen Rezepte auf Kitchen Stories und wer sind die Köch*innen dahinter? Muss ich bestimmte Kriterien erfüllen, um meine eigenen Rezepte mit eurer internationalen Community zu teilen?
Mengting: Wir entwickeln und produzieren die Rezepte in unserem Berliner Office mit einem großen Creative Team voller Food Editor*innen, Fotograf*innen, Videograf*innen und natürlich Köch*innen. Die Entscheidung, welche Rezepte für die Plattform produziert werden, wird zu einem Großteil von Daten inspiriert. Wir analysieren stetig, welche Zutaten, Kochmethoden, Gerichte gefragt sind, und kreieren aus diesen Informationen neue Rezepte. Natürlich spielt hier die Erfahrung unserer Food Editor*innen und Köch*innen ebenso eine große Rolle. Als Mitglied der Community kann man der Fantasie freien Lauf lassen, wenn man eigene Rezepte einstellt. Die Rezepte werden vor der Publizierung von unserem Team gelesen und auf Machbarkeit geprüft. Es ist für uns eine unglaubliche Bereicherung, Kreationen aus aller Welt mit unserer Community teilen zu dürfen.
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Was waren bis jetzt deine größten Herausforderungen als Unternehmerin? Glaubst du, du hattest als Frau besondere Hürden zu überwinden?
Mengting: Mir fällt es schwer, die eine größte Herausforderung zu definieren. Als Unternehmerin stehe ich eher täglich mehreren kleineren oder größeren Herausforderungen gegenüber. Zu Beginn war es sicherlich so, dass es sehr fordernd war, das richtige Geschäftsmodell für Kitchen Stories zu finden. Wir haben die App aus Leidenschaft gestartet. Hier gab es keinen konkreten Plan der Monetarisierung oder des Wachstums. Wir mussten also viele Experimente bestreiten, bis wir ein attraktives Modell gefunden hatten. In diesem Kontext hatte ich als Frau keine besonderen Hürden zu überwinden.
Was würdest du angehenden Gründerinnen gerne mit auf den Weg geben? Auf welche Entscheidung(en) bist du besonders stolz?
Mengting: Ich bin besonders stolz darauf, dass ich trotz aller Unsicherheiten und Gegenwind Kitchen Stories als Abenteuer und Venture gestartet habe. Und das möchte ich auch allen anderen mit auf den Weg geben - just do it! Der Versuch kann sicher daneben gehen und es wird immer mehr Gründe geben, es lieber nicht zu tun, aber er kann eben auch funktionieren ;)
Was bedeutet Female Leadership für dich?
Mengting: Eben genau das: Leadership. Und das nicht nur auf dem Papier, sondern als Haltung, Tag ein Tag aus. Ich unterscheide hier nicht zwischen Female oder Male Leadership.
Was muss sich in der Wirtschaft und in der Startup-Welt verändern, damit es vor allem weiblichen Entrepreneurinnen leichter gemacht wird, ihr eigenes Business zu gründen?
Mengting: Ich denke, dass bereits ein großes Umdenken in der Startup-Welt stattgefunden hat. Tatsächlich gibt es heute zum Glück viele Förderungen von weiblichen Unternehmerinnen. Dennoch ist die Quote der Gründerinnen sehr gering. Aus meiner Sicht sollten wir eher versuchen, Mädchen viel früher für das Unternehmertum zu begeistern und bereits in Schulen sowie im Studium den Zugang zu anderen Unternehmerinnen fördern, die Vorbild sein können und dieses Berufsbild näher bringen.
In welche Richtung soll sich Kitchen Stories in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Wie sehen eure Vision und die nächsten Schritte dorthin aus?
Mengting: Jeder Mensch, der sich fragt »was soll ich heute kochen?« soll als erstes an Kitchen Stories denken. Damit dies passiert, haben wir noch einiges an Wachstum zu erreichen. Wir konzentrieren uns hierbei auf drei Kernbereiche, die Kitchen Stories auszeichnen:
Erstens: Relevante Rezepte für jeden Tag: eine globale, strukturierte Rezeptbasis aufbauen, die den persönlichen Vorlieben unserer Kund*innen entspricht
Zweitens: Intuitive Technologie: plattform-übergreifend native Technologien bedienen, die beim Kochen unterstützen
Drittens: Internationale Community: Menschen über Ländergrenzen und Sprachbarrieren hinweg in den Austausch bringen zu gutem Essen
Was ist deine Vision für die Zukunft unserer Umwelt und Gesellschaft? Inwiefern siehst du hier deine Verantwortung als Unternehmerin?
Mengting: Vor uns liegen derzeit viele große Herausforderungen, denen wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Als Unternehmerin sehe ich es insbesondere als meine Verantwortung, in meinem direkten Wirkungskreis meinen Beitrag zu leisten und hoffentlich die Welt so »ein Stückchen« besser zu machen. Konkret geht es mir derzeit vor allem um zwei Themen:
Erstens: Unserem Team eine gesunde Work-Life-Balance zu ermöglichen: Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Remote Work, Investitionen in Trainings, Förderung offener Kommunikation sowie Feedbackkultur möchte ich eine Arbeitsumgebung schaffen, die für unser Team attraktiv ist und bleibt. Gute Talente arbeiten vor allem gern mit guten Talenten und um diese zu rekrutieren und zu halten, steht es an oberster Stelle, eine flexible, offene und authentische Arbeitskultur zu etablieren.
Zweitens: Vielfalt und Inklusion fördern: mit mehr als 16 Nationen und noch viel mehr kulturellen Hintergründen in unserem Team von 50 Mitarbeitenden sind wir sehr international aufgestellt. Mir ist es extrem wichtig, dass sich jede*r bei uns gehört und gesehen fühlt. Wir leben Vielfalt nicht nur in unserer täglichen Zusammenarbeit, sondern auch in der Art und Weise, wie unsere Plattform agiert. Wir möchten Food und Kochen nutzen, um multiple kulinarische Einflüsse zu ergründen und Menschen näher zu bringen.
Über Kitchen Stories:
Anyone can cook! Das Startup Kitchen Stories wurde 2013 von Mengting Gao (oben im Bild) und Verena Hubertz in Berlin gegründet. Kitchen Stories ist eine digitale, videobasierte Koch-Plattform, verfügbar u.a. als App, Webseite, auf Smart TVs oder via Amazon Echo Show. Die App verzeichnet über 22 Millionen Downloads in 150 Ländern und wurde mehrfach als »Best of« ausgezeichnet (u.a. mit dem Apple Design Award 2017). Mehr als 4 Millionen Menschen nutzen die Koch-App mit den gelingsicheren Rezepten jeden Monat, mehr als 30 Millionen Menschen lassen sich über unsere Social Media-Kanäle inspirieren. Nutzer*innen können ihre eigenen kulinarischen Kreationen veröffentlichen und sich tagtäglich von tausenden kostenlosen Rezepten und HD Video-Anleitungen zum Kochen und Backen animieren lassen. Ein Team von mehr als 50 Mitarbeitenden in Berlin vereint sowohl Technologie- & Kreativ-Expertise und arbeitet täglich daran, Millionen Nutzer*innen weltweit einmalige Kocherlebnisse zu ermöglichen.
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