Feel Good-Manager*in als Beruf: Voraussetzungen, Arbeitsalltag und Perspektiven

Die physische und mentale Gesundheit der Mitarbeitenden ist eine der wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens. Denn Problemlösefähigkeiten, analytisches Denken und Kreativität - zentrale Schlüsselqualifikationen der modernen Arbeitswelt - können sich nur in einem positiven und wertschätzenden Arbeitsumfeld gut entfalten. Auch der Kampf um die besten Talente hat viele Unternehmen dazu bewogen, die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen nicht einfach dem Zufall zu überlassen, sondern gezielt zu fördern. Somit entstand ein ganz neues Berufsbild: Das Feel Good-Management.

Foto©: Stan B. on unsplash.com
von Oliver Adria, 27. Juni 2023 um 11:56 (Update)

Feel Good-Manager*innen (im Engl. auch »Chief Happiness Officer« genannt) wirken als Bindeglied zwischen Organisation, Mitarbeiter*innen und Führungskräften und sind hauptsächlich für das Wohlergehen der Mitarbeiter*innen und das Schaffen einer positiven Unternehmenskultur zuständig. Wie genau das aussieht, kommt dabei sehr auf die individuellen Maßnahmen der einzelnen Feel Good-Manager*innen an. Im Zentrum steht aber immer die körperliche, seelische und geistige Gesundheit der Mitarbeiter*innen. Oder einfach ausgedrückt: Die Arbeit im Feelgood Management macht die Arbeit der anderen besser und schöner.

Feel Good-Management bedeutet allerdings nicht nur die Anschaffung eines Kickers für den Pausenraum und das wöchentliche Feierabendbier mit den Kolleg*innen am Freitag Abend. Es geht hier vor allem darum, die Bedürfnisse und Belange der Mitarbeiter*innen wahrzunehmen und zu prüfen, wie eventuelle Konflikte gelöst oder Verbesserungswünsche umgesetzt werden können.

Tätigkeitsspektrum

Foto ©: Brooke Cagle on unsplash.com

Der Aufgabenbereiche von Feel Good-Manager*innen sind dementsprechend vielfältig und abwechslungsreich und erfordern viel Organisationsgeschick, eine soziale Ader sowie auch eine offene Art und viel Kommunikationsstärke. Sie sind Vertrauensperson, Ansprechpartner*in, Ratgeber*in, Eventorganisator*in und Vermittler*in in einem: Es wird also sicherlich nicht langweilig.

Sollte es unter den Kolleg*innen zu Konflikten oder Missverständnissen kommen, sind Feel Good-Manager*innen meist die ersten Ansprechpartner*innen und versuchen, diese Meinungsverschiedenheiten zu lösen und aufzuklären. Auch als Verbindung zwischen Führungskräften und Arbeitnehmer*innen können sie deren Belange geschickt kommunizieren. Häufig erledigen sie aber auch administrative und kaufmännische Tätigkeiten, wie z.B. die Terminplanung und Reisebuchungen, Betreuung des Empfangs und den Einkauf von Lebensmitteln (meist Obst und Getränke etc.) und Büromaterialien.

Feel Good-Management kann neben den organisatorischen und sozialen Aspekten aber durchaus auch Kreativität beinhalten, denn auf die Belange und Anregungen der Mitarbeiter*innen einzugehen, erfordert oft auch innovative Lösungsansätze und »Um-die-Ecke-Denken«. Auch das Vorstellen neuer Ideen, neuer Angebote und Events müssen clever und kreativ verpackt werden, damit sie sowohl bei den Mitarbeiter*innen als auch bei den Führungskräften gut ankommen.

Solche Maßnahmen können u.a. von Yogakursen in den Mittagspausen, über gemeinsames Frühstücken, Team-Events wie Lasertag oder Paintball, bis hin zu Änderungen der Arbeitszeitmodelle (z.B. Gleitzeit, Option auf Home Office oder reduzierte Arbeitszeit, z.B. 70%-Regelung etc.) reichen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, obgleich die Maßnahmen natürlich im Rahmen der gegebenen zeitlichen und finanziellen Ressourcen umsetzbar sein sollten. Je nach Arbeitgeber*in kann es aber durchaus sein, dass dir ein bestimmtes monatliches Budget zugeteilt wird, über das du frei verfügen kannst. Wenn nicht, könnte die Beschaffung eines solchen Budgets ja eine deiner ersten Amtshandlungen sein ;)

Darüber hinaus kannst du auch beim Onboarding neuer Mitarbeiter*innen bzw. beim Offboarding alter Mitarbeiter*innen helfen. Zum Beispiel könntest du gemeinsame Aktionen planen, um die neuen Mitarbeiter*innen schnell ins Team zu integrieren, sie verschiedenen Kolleg*innen vorstellen und ihnen am Anfang bei der Eingewöhnung mit Rat und Tat zur Seite stehen. Umgekehrt könntest du ein Abschiedsessen oder ein Abschiedsfeierabendbier mit den Kolleg*innen planen, die die Firma verlassen, ein kleines Geschenk im Namen aller besorgen und den Ausstieg so reibungslos wie möglich gestalten. Vor allem in kleineren Firmen bist du in gewisser Weise also ein*e Allrounder*in in Sachen Organisation und Kommunikation.

Allerdings solltest du auch immer darauf achten, dass gewisse Grenzen nicht überschritten werden und du die »Happiness« der Mitarbeiter*innen nicht auf Teufel komm raus erzwingen kannst. Aktionismus kann ganz schnell als solcher enttarnt werden und manchmal bringt z.B. ein gemeinsames Frühstück mehr als aufwändig geplanten Aktionen für neue Mitarbeiter*innen. Denn wie heißt es so schön? Weniger ist manchmal mehr!

Wie werde ich Feel Good Manager*in?

Foto©: Tamarcus Brown on unsplash.com

Da es sich bei dem Feel Good Management um eine sehr junges Tätigkeitsfeld handelt, gibt es noch keine geregelte Ausbildung bzw. einen geraden Karriereweg, der dich auf diesen Beruf vorbereitet. Aufgrund der vielen Überschneidungen mit dem Personalwesen, kann es durchaus hilfreich sein, ein wirtschaftswissenschaftliches Studium mit Schwerpunkt Human Resources, (Wirtschafts-)Psychologie, Organisationsentwicklung oder Pädagogik zu absolvieren. Aber auch Eventmanagement oder Sozialwissenschaften könnte als mögliches Sprungbrett in Frage kommen. Möchtest du direkt nach dem Studium einsteigen, kann es durchaus hilfreich sein, vorher im Rahmen von Praktika und Werkstudententätigkeiten Erfahrungen im Bereich Personal/Recruiting sowie Eventmanagement zu sammeln, je abwechslungsreicher dein Profil, desto besser sind nachher die Chancen auf eine Stelle.

Wichtig ist aber vor allem, dass du neben den Hard Skills auch die richtigen Soft Skills mitbringst. Da der Mensch bei allen Tätigkeiten immer im Fokus liegt, sind hier vor allem Kommunikationsstärke, Empathie und Konfliktmanagement, aber genauso Organisationsgeschick und Kreativität gefragt. Wenn es dir also schwer fällt, auf Menschen zuzugehen, dich in andere hineinzuversetzen oder du z.B. nicht gerne telefonierst oder Kontakt zu anderen suchst, dann ist dieser Beruf vermutlich nicht der Richtige für dich.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dir eine Feel Good Management-Position bei deinem aktuellen Arbeitgeber selbst zu schaffen. Dafür arbeitest du am besten ein konkretes Ideenkonzept aus, welche Projekte du gerne umsetzen möchtest, welche Ziele du verfolgen und wie du deinen Erfolg messen möchtest (z.B. Reduzierung der Krankheitstage oder Kündigungsrate der Belegschaft) und besprichst die Möglichkeiten mit deiner*m Vorgesetzten. Mit innovativen Ideen wie diesen wirst du automatisch zum »Social Intrapreneur« in deinem Unternehmen!

Foto©: Priscilla du Preez on unsplash.com

Um dich auf deine Rolle als Feel Good-Manager*in optimal vorzubereiten, gibt es bereits erste Weiterbildungsangebote, die ggf. sogar von deinem Arbeitgeber bezuschusst werden können: Dazu zählt z.B. der Kurs vom Happiness Management Institut, der AHL Akademie oder des Feel Good Online Instituts. Auch einige Industrie-und Handelskammern bieten entsprechende IHK-Zertifikatslehrgänge an, z.B. die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg oder die Handelskammer Hamburg.

Perspektiven

Auch wenn es momentan vergleichsweise noch relativ wenige Stellen im Bereich Feel Good-Management gibt, ist die Prognose für die kommenden Jahre relativ gut. Durch den immer größer werdenden Fachkräftemangel und den wachsenden Ansprüchen der neuen Arbeitsgeneration werden immer mehr Unternehmen, meist Startups im Digital- und Technologie-Bereich, auf Feel Good-Manager*innen setzen. Einerseits können diese als gutes Aushängeschild für die Unternehmen, aber auch als wichtiger Bezugspunkt für Angestellte dienen. Allerdings sollte man immer darauf achten, dass das Unternehmen auch wirklich hinter dem Feel Good-Management steht und dieses nicht nur als PR-Maßnahme oder als eine Art Mitarbeiter*innenmanipulation nutzt. Hierauf sollte bei Bewerbungsgesprächen also am besten immer in Form von unterschwelligem Nachfragen geachtet werden.

Genauere Gehaltsangaben zu einer Stelle im Feelgood Management zu machen, ist schwierig, das Jahresgehalt dürfte aber bei ca. 40.000 Euro brutto liegen - mit entsprechender Erfahrung sind aber durchaus noch Gehaltserhöhungen möglich. Die Höhe der Bezahlung hängt aber vor allem von der Größe des Unternehmens und der Branche ab.

Weitere interessante Berufsbilder mit Impact

Du suchst den (Quer-)Einstieg in den Impact Sektor?

Dann findest du hier eine umfangreiche Übersicht über verschiedenste Weiterbildungsoptionen: Weiterbildungen Nachhaltigkeit: Qualifizierungsangebote für den (Quer-)Einstieg in einen »Impact Job«

Suche im Magazin

Mehr zum Thema Wellbeing im Job Berufsorientierung New Work Nachhaltige Berufe
NachhaltigeJobs Newsletter
Keine Stellenangebote mehr verpassen! Erhalte mit unserem kostenlosen Newsletter wöchentlich die neuesten Jobs.
Neue Jobs

Weitere Artikel aus dem Magazin

Berufsorientierung

Was ist eigentlich ein erfüllender Job?

23. Juni 2022

Achtsamkeit & Selbstverwirklichung

Finde den Job mit Sinn: Werde, der Du bist.

20. November 2022

Berufsorientierung

10 Berufe für den Umwelt- und Naturschutz

30. Januar 2023

Nachhaltiger Arbeitsmarkt

Soziale Arbeit: Arbeitgeber, Jobs, Berufsmöglichkeiten

11. Mai 2019

Nachhaltiger Arbeitsmarkt

Gehaltscheck: Was bieten NGOs, abgesehen vom guten Gewissen?

23. Februar 2023

Berufsorientierung

Soziale Berufe ohne Studium

12. August 2022

Dunkler Gang, an dessen Ende ein großes Fragezeichen steht

Jobsuche und Bewerbung

Jobwechsel ja oder nein? Wann es Zeit ist, zu gehen

11. November 2022

Einige Jobs, die dich interessieren könnten

Premium
Tragwerksplaner/in / Bauingenieur/in (m/w/d)
Ruhrverband
| Essen
Premium
Nachhaltigkeitskoordinator (m/w/d)
Giesecke+Devrient GmbH
| Leipzig
Premium
Verkehrswissenschaftlerin / Verkehrswissenschaftler (m/w/d) mit Schwerpunkt Eisenbahn und...
Teilzeit möglich
KCW GmbH
| Berlin
20. November 2024
Fundraiser:in Digitales Fundraising (m/w/d)
Hybrid
ROTE NASEN Deutschland e.V.
| Berlin (Remote teilweise möglich)
19. November 2024
PR-Management im Kampagnenteam (d/w/m)
Hybrid
Volt Deutschland
| Berlin, ggf. remote
19. November 2024
Parteiinternes Kampagnenmanagement (d/w/m)
Hybrid
Volt Deutschland
| Berlin, ggf. remote
19. November 2024
Praktikant*in im Bereich Projektarbeit - open.med Magdeburg (m/w/d)
Ärzte der Welt e.V.
| Magdeburg
19. November 2024
Energiemanager*in
Hybrid
Teilzeit möglich
Stadtverwaltung Neuss
| 41460 Neuss
19. November 2024
Leiter*in der Geschäftsstelle WKB (m/w/d)
Hybrid
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK)
| 14473 Potsdam
19. November 2024
Wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in WKB (m/w/d)
Hybrid
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK)
| 14473 Potsdam
15. November 2024
Projektreferent*in medizinische Anlaufstelle München (m/w/d)
Ärzte der Welt e.V.
| München
15. November 2024
Mitarbeiter*in IT- und Informationsmanagement (m/w/d)
Hybrid
Ärzte der Welt e.V.
| München
15. November 2024
Projektassistenz (m/w/d) in der Entwicklungszusammenarbeit
Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB)
| Braunschweig
15. November 2024
Landesgeschäftsführung (m/w/d)
Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg
| Stuttgart
14. November 2024
Politische:r Geschäftsführer:in (m/w/d)
LobbyControl - Initiative für Transparenz und Demokratie e. V.
| Berlin (bevorzugt oder Köln)
Der berühmte (& kostenlose!)
NachhaltigeJobs-Newsletter  
  Ausblenden

Melde dich für unseren NachhaltigeJobs-Newsletter an und verpasse keine spannenden Jobs und Neuigkeiten mehr!
1x pro Woche vollgepackt mit aktuellen Infos: