Hinweis: Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, wird in den folgenden Antworten zwar nur die männliche Form genannt, stets aber die weibliche und andere Formen gleichermaßen mitgemeint.
Das Projekt »International Applied Soil and Plant Ecology Knowledge (IntASEK)« möchte Absolvent*innen der Fächer Ökologie, Bodenkunde u.Ä. beim Berufseinstieg unterstützen. Wie genau sieht dieses Unterstützungsangebot aus?
Lena John: Auf unseren Internetseiten bauen wir eine Datenbank auf, in der wir eine Sammlung von europäischen Unternehmen, Projekten und Forschungseinrichtungen präsentieren, die als Arbeitgeber für Absolventen aus den Bereichen Ökologie, Bodenkunde u.Ä. in Frage kommen oder die Praktika und/oder Abschlussarbeiten für Studierende aus diesen Bereichen anbieten. Weiterhin gibt es auf unseren Internetseiten eine Stellenbörse für Ökologen und Biologen, auf der wir Praktikumsstellen, Angebote für Abschlussarbeiten und Stellenangebote sammeln.
Außerdem veranstalten wir regelmäßig den »Virtual Career Day«, bei dem wir Unternehmen, Projekten und Forschungseinrichtungen die Möglichkeit geben, sich selbst zu präsentieren. Hier haben die Studierenden auch die Möglichkeit, erste Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern zu knüpfen.
Mit welchen Kooperationspartner*innen und Akteur*innen arbeiten Sie im Rahmen des Projekts zusammen?
John: Die Partner in dem von der EU geförderten Projekt sind Forscher im Bereich Bodenkunde und Ökologie der Universität Ulm, der Estonian University of Life Sciences, der University of South Bohemia, der Aix-Marseille University und des French National Centre for Scientific Research.
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Weiterhin arbeiten wir mit der Estonian Chamber of Agriculture and Commerce (EPKK), dem Plan Bleu for the Environment and Development in the Mediterranean, dem Nationalpark Šumava und dem Ulmer Initiativkreis nachhaltige Wirtschaftsentwicklung (UNW) zusammen.
Vor welchen Herausforderungen stehen speziell Ökolog*innen und Bodenkundler*innen nach Abschluss ihres Studiums?
John: Das Berufsbild als auch das Profil von Ökologen und Bodenkundlern ist eher unklar, daher wissen viele Absolventen zunächst nicht, was man mit diesem Abschluss anfangen soll und kann. Auch müssen sich die Absolventen zunächst darüber klar werden, ob sie eine Doktorarbeit an das Studium anschließen oder direkt in das Berufsleben einsteigen möchten. Da das Jobangebot im Bereich der Ökologie und der Bodenkunde begrenzt ist, müssen Absolventen häufig eine hohe Flexibilität und Mobilität sowie etwas Ausdauer bei der Jobsuche mitbringen. An dieser Stelle hoffen wir, mit unserer Datenbank Unterstützung geben zu können, indem wir potentielle Arbeitgeber und auch Stellenangebote für Ökologen und Bodenkundler sammeln und zur Verfügung stellen. In den gängigen Stellenbörsen ist es meist schwierig, passende Stellenangebote mit breiter Querschnittsausrichtung zu finden.
Inwieweit werden die Absolvent*innen schon während ihres Studiums von den Hochschulen auf den Einstieg ins Berufsleben - auch im Hinblick auf eine Karriere außerhalb der akademischen Laufbahn - vorbereitet?
John: An den verschiedenen Partneruniversitäten gibt es einige Angebote, die die Studierende auf den Einstieg ins Berufsleben vorbereiten. So gibt es z.B. an der Universität Ulm und der University of South Bohemia Seminare, bei denen ehemalige Studierende über ihren beruflichen Werdegang berichten.
An einigen der beteiligten Universitäten, wie z.B. der Universität Ulm, gibt es einen speziellen Career Service, der Veranstaltungen zu Bewerbungen und Berufseinstieg sowie Tipps rund um den Bewerbungsprozess anbietet. An der University of South Bohemia z.B. gibt es verpflichtende Praktika in Unternehmen oder Organisationen, damit die Studierenden einen Einblick in das Berufsleben bekommen.
Was sind die gängigsten Berufsfelder, in denen Ökologen und Bodenkundler nach dem Studium tätig werden? Und gibt es Tätigkeitsbereiche, für die diese Absolventen gut geeignet wären, die von den Studienabgängern jedoch noch nicht ausreichend wahrgenommen werden?
John: Viele Ökologen und Bodenkundler arbeiten in Planungs- und Gutachterbüros, als Berater im öffentlichen Bereich (z.B. Bund, Länder, Gemeinden), im Naturschutz bzw. der Naturschutzbildung oder in Forschungseinrichtungen.
Ein Bereich, in dem bisher wenige Ökologen arbeiten, ist die Umwelttechnik. Hier arbeiten häufig nur Ingenieure, obwohl Ökologen in diesem Bereich sehr gut arbeiten könnten.
Mit welchen anderen Disziplinen oder Tätigkeiten sehen Sie besonders viel Potential für Synergien, insbesondere im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung? Haben Sie den Eindruck, dass die Ausbildung an den Hochschulen und Universitäten den Studierenden eine ausreichend interdisziplinäre Perspektive vermittelt, um diese Synergien später im Beruf erkennen und nutzen zu können?
John: Ein großes Potential für Synergien sehen wir in den Bereichen Forst- und Landwirtschaft, Ökologie, Landschaftsmanagement und Naturschutz. Da die meisten Studienrichtungen keine breite Interdisziplinarität bieten, haben wir im Jahr 2012 die internationale und interdisziplinäre Summer School »Soil & Water« ins Leben gerufen. Hier werden Studierende zwei Wochen lang von den Forschern der vier europäischen Partneruniversitäten in den genannten Bereichen gemeinsam unterrichtet. Aus diesen Summer Schools entstand zunächst das Projekt »Educational Network on Soil and Plant Ecology and Management« und dann das aktuelle Projekt »International Applied Soil and Plant Ecology Knowledge (IntASEK)«. In beiden Projekten ist die Interdisziplinarität der oben genannten Bereiche ein sehr wichtiger Bestandteil.
Weitere Disziplinen mit einem hohen Potential an Synergien sind die Ökonomie und die Informatik. An einigen Hochschulen gibt es Studiengänge in Bioinformatik bzw. Bioökonomie bzw. Veranstaltungen, die diese Disziplinen beinhalten.
Wie genau möchte das Projekt IntASEK die Lehre an den Hochschulen verbessern?
John: Im Projekt IntASEK arbeiten wir an einer Sammlung von Lehr- und Lernmaterialien für den Bereich Bodenökologie. Diese Materialien sind frei verfügbar und das Niveau reicht von grundständig bis fortgeschritten, so dass (Hochschul-)Lehrer auf diese zurückgreifen können, um ihren Unterricht zu gestalten. Auch Schüler und Studierende können auf diese Materialien zugreifen, um ihr Wissen zu festigen bzw. zu vertiefen.
Ein Standbein von IntASEK ist der »Virtual Career Day«, der am 4. April 2019 zum zweiten Mal stattfinden wird. Worauf dürfen die Teilnehmenden dieses Mal gespannt sein?
John: Der »Virtual Career Day« ist ein neues innovatives Format zur Vermittlung zwischen Arbeitgebern und Arbeitssuchenden. Dabei werden die Vorträge der Arbeitgeber als Live-Webinare übertragen, so dass praktisch überall daran teilgenommen werden kann. Die Interaktion der Teilnehmer ist über den Chat möglich.
Beim zweiten »Virtual Career Day« wird der Fokus stärker auf Praktikanten- und Arbeitsstellen in den teilnehmenden Unternehmen, Projekten und Forschungseinrichtungen liegen. Auch wird es wieder interessante Beispiele aus der beruflichen Praxis von Ökologen und Bodenkundlern geben.
In welche Richtung würden Sie das Projekt IntASEK künftig gerne weiterentwickeln?
John: Unser wichtigstes Ziel ist es, die Kooperation zwischen den Partnern aufrechtzuerhalten und weiter auszubauen und möglicherweise weitere interdisziplinäre und internationale Lehr- und Lernformate zu etablieren.
Welchen Rat würden Sie Studierenden der Ökologie und verwandter Fächer in Hinblick auf die Gestaltung ihrer beruflichen Laufbahn mit auf den Weg geben? Welche Zusatzqualifikationen z.B. sind auf dem Arbeitsmarkt besonders hilfreich?
John: Die Studierenden sollten Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben und ein gewisses Maß an Risikobereitschaft mitbringen. Hilfreiche Zusatzqualifikationen sind vor allem Kenntnisse in der Informatik, aber auch in der Wirtschaft. Die Studierenden sollten bereits während ihres Studiums die Möglichkeiten wahrnehmen, internationale Erfahrung zu sammeln, z.B. über einen Erasmus-Austausch.
Du möchtest mehr über das Projekt erfahren? Hier geht es zur IntASEK-Website.
Über Dr. Lena John
Dr. Lena John arbeitet, u.a. als Koordinatorin im Projekt »International Applied Soil and Plant Ecology Knowledge«, an der Universität Ulm. Da sie selbst Biologin ist, hat sie einerseits auch miterlebt, wie schwierig die Entscheidungen nach dem Abschluss des Studiums sind, andererseits aber auch gelernt, wie vielfältig die Möglichkeiten für einen Biologen in der Arbeitswelt sind.