Transformation: Die Zeit zwischen zwei Jobs sinnvoll nutzen
Die Phase der Arbeitslosigkeit oder der beruflichen Neuorientierung kann wie das Ende einer Beziehung wirken – eine Zeit des Loslassens und Reflektierens. Sie ist aber auch eine Gelegenheit zur Transformation. Natürlich darfst du zunächst einmal deine Wunden lecken. Die Verarbeitung deiner Enttäuschung oder deiner Ängste ist wesentlich, um die nächsten Schritte kraftvoll gehen zu können. Bevor du dich in den nächsten Job stürzt, halte inne und stelle dir grundlegende Fragen:
- Was macht mich als Mensch aus?
- Welche Werte, Bedürfnisse und Interessen prägen mich?
- Was möchte ich in meiner nächsten Tätigkeit anders machen?
Vergleiche deinen beruflichen Werdegang mit einem Mosaik: Aus deinen bisherigen Erfahrungen kannst du ein neues Bild zusammenlegen, das deine neue, gewachsene Persönlichkeit und dein Können besser repräsentiert. Nutze diese Zeit der Wandlung, um dich bewusst mit deiner beruflichen Neuorientierung auseinanderzusetzen. Dadurch blickst du gestärkt und motiviert in die Zukunft.
Du suchst nach einem Job mit Sinn?
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Coaching: Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung
Zeiten von Veränderung gehen häufig mit einer persönlichen Krise einher. Ein professionelles Coaching kann dir in dieser Phase wertvolle Unterstützung bieten. Es hilft dir, klare Ziele zu definieren, emotionale Herausforderungen zu meistern und Strategien für deine berufliche Neuorientierung zu entwickeln:
- Emotionale Entlastung: Frust und Enttäuschung werden wahrgenommen, anerkannt und verarbeitet. Dadurch kann sich dein Blick und deine Energie nach vorne richten.
- Neue Perspektiven: Coaches bringen eine objektive Sicht auf deine Situation. Gemeinsam reflektiert ihr deine beruflichen Erfahrungen und deine Persönlichkeit, deine Stärken und Potenziale, deine Vorstellungen und Wünsche.
- Strukturiertes Vorgehen: Im Coaching erhältst du Unterstützung bei deiner Zielfindung, dem Herunterbrechen auf machbare Schritte und persönliche Begleitung auf deinem Weg zur beruflichen Erfüllung.
Ein Coaching zur beruflichen Neuorientierung kann über mehrere Wochen oder Monate gehen. Es gibt sogar Möglichkeiten, diese Leistungen mit einem Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters vollständig fördern zu lassen. Dadurch kannst Du ohne zusätzliche Kosten von professioneller Hilfe profitieren.
Weiterbildung: Deine Kompetenzen erweitern
Neben der bereits angesprochenen Persönlichkeitsentwicklung kann es im Rahmen einer beruflichen Neuorientierung angeraten sein, sich auch fachlich weiterzubilden. Voraussetzung ist natürlich, dass du bereits weißt, in welche Richtung du beruflich gehen möchtest. Wenn du dich zugleich nach einem erfüllten Berufsleben sehnst, gehe bei der Auswahl der für dich geeigneten Weiterbildung auch deinen Interessen nach:
- Was wolltest du schon immer mal lernen?
- Was bringt dich auch persönlich weiter?
- Was macht dir das (Berufs)Leben leichter?
Gerade beim Quereinstieg sind neue Qualifizierungen gefragt und verbessern deine Chance bei der Bewerbung. Der Begriff Weiterbildung darf dabei weit gefasst sein. Die intensive Auseinandersetzung mit einem Buch, ein Online-Kurs, die Teilnahme an Konferenzen oder auch Reisen bieten die Möglichkeit, dein Wissen und deine Softskills auszubauen. Neben großen Plattformen wie Udemy oder LinkedIn bietet übrigens auch NachhaltigeJobs eine Online-Akademie. Schau doch mal, ob Du einen passenden Kurs für Dich findest.
Viele weitere Inspirationen für Weiterbildungen mit Bezug zur Nachhaltigkeit findest du hier in unserem Blog.
Ausprobieren: Praktische Erfahrungen sammeln
Die Lücke im Lebenslauf gibt natürlich auch zeitliche Kapazitäten her. Berufliche Neuorientierung sollte nicht nur im Kopf oder der reinen Theorie stattfinden, sondern auch praktisch erprobt werden. Da bietet es sich an, die z. B. im Coaching entwickelten beruflichen Ideen zunächst einmal auszuprobieren in Form von
- Hospitation oder Praktikum
- Freiwilligenarbeit oder Ehrenamts
- freiberuflichen Projekten
Gerade bei einem geplanten Quereinstieg kann es hilfreich sein, verschiedene Optionen zu testen, um sicherzustellen, dass sie zu deinen Vorstellungen passen. So kannst Du Fehlentscheidungen und Abbrüche von Aus- oder Weiterbildung vermeiden und Deine berufliche Neuorientierung erfolgreich gestalten. Das Verfolgen eigener Interessen und Vorlieben kann sogar eine echte Abkürzung zur beruflichen Selbstverwirklichung sein.
In unserem Podcast kannst du dich von Jannike Stöhr inspirieren lassen: Sie testete in einem Jahr stolze 30 Berufe aus!
Netzwerken: Kontakte für die berufliche Neuorientierung
Netzwerken ist ein wesentlicher Faktor für deine erfolgreiche berufliche Neuorientierung. Viele Stellen werden über persönliche Kontakte oder Empfehlungen besetzt oder sogar erst geschaffen. Nutze Gelegenheiten wie
- Konferenzen und Fachveranstaltungen zu deinen favorisierten Themen
- Weiterbildungen, Seminare und Kurse
- Online-Foren
- Karrierenetzwerke wie LinkedIn oder Xing
Dabei lernst du nicht nur neues Wissen, sondern erweiterst auch – ganz nebenbei – dein Netzwerk an Menschen, die sich auch mit deinen Themen beschäftigen oder deine Interessen teilen. Diese könnten zukünftige Kolleg:innen, Vorgesetzte oder Tippgebende für deinen neuen Job sein. Viele Bekanntschaften werden dahingehend stark unterschätzt und nicht gepflegt. Nutze daher jede Gelegenheit, über Deine Vorstellungen zur beruflichen Neuorientierung zu reden. Lass andere wissen, was Dich interessiert, was Du vorhast, welchen Beitrag Du gerne leisten möchtest.
Ein wertvolles Tool, um berufliche Perspektiven innerhalb deines Netzwerkes aufzudecken, ist die Netzwerk-Mindmap. Hier erfährst du, wie sie funktioniert.
Karrierenetzwerke bieten außerdem die Möglichkeit der passiven Bewerbung: Mit einer zielgerechten Darstellung deiner Kompetenzen, Erfahrungen, Motivation und Zielen zu deiner beabsichtigten beruflichen Neuorientierung wirst du von suchenden Arbeitgebern leichter gefunden und angefragt. Suche zudem gezielt nach Personen, die es bereits „geschafft“ haben, die deinen Traumjob haben, und gehe mit ihnen ins Gespräch. Überlege Dir Fragen an die Zielperson, um alles für dich Wichtige zu erfahren.
Sabbatical oder Reisen: Zeit für persönliches Wachstum
Eine berufliche Auszeit, das Sabbatical, lässt sich nicht nur von langer Hand planen und in eine bestehende Anstellung integrieren. Wenn du durch die Lücke zwischen zwei Jobs die zeitliche und finanzielle Freiheit hast, kannst du dir auch dann überlegen, ob du beispielsweise auf Reisen gehst. Neben der Erholung bietet Reisen weitere Chancen:
- Horizonterweiterung: Du lernst neue Kulturen und Perspektiven kennen.
- Komfortzone wächst: Deine Anpassungsfähigkeit und Problemlösungsfähigkeit werden gefördert. Das lässt dich auch persönlich wachsen.
- Fremdsprachenkenntnisse: Diese baust du nicht nur in Sprachkursen aus, sondern vor allem im Kontakt mit den Einheimischen. Natürlich sind sie ein echter Pluspunkt in deinem Lebenslauf.
Übrigens zählen insbesondere im Quereinstieg deine Softskills.
Gesundheit und Wohlbefinden: Deine Basis für den Neuanfang
Wenn du über viele Jahre berufstätig warst und dich nur an abgezählten Urlaubstagen erholen konntest und vielleicht sogar in einen Burnout geraten bist, gilt es, wieder Kraft zu schöpfen bzw. zu gesunden. Wie wäre es, die berufliche Auszeit für dich zu nutzen, neue, guttuende Routinen in den Alltag zu integrieren wie zum Beispiel Sport, Yoga, Meditation oder einfach nur regelmäßige Spaziergänge in der Natur? Letztere können beruhigend und inspirierend wirken. Hast du einmal neue Gewohnheiten entwickelt, lassen sich diese leichter auch über deine berufliche Neuorientierungsphase hinaus beibehalten. Generell gilt es, die Achtsamkeit im Alltag zu erhöhen und bewusst Selbstfürsorge zu betreiben. Damit sorgst du für eine gesunde Work-Life-Balance. Das stärkt wiederum ein positives Mindset und dein Durchhaltevermögen, welches für die berufliche Neuorientierung durchaus notwendig sein kann.
Finanzierung: Sicherheit während der beruflichen Neuorientierung
Finanzielle Sorgen können die berufliche Neuorientierung erschweren. Doch es gibt Möglichkeiten, diese Phase zu überbrücken. Vielleicht hast du Ersparnisse, die dir mentalen und emotionalen Freiraum schaffen. Arbeitslosengeld kannst du beantragen, wenn zuvor mindestens sechs Monate am Stück in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt wurde. Das deckt zumeist die Lebenshaltungskosten und kann den Kopf freimachen für die berufliche Neuorientierung. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um sich Neuem zu öffnen, kreativ denken und ein wenig experimentieren zu können. Andererseits können dich die Vorgaben der Arbeitsagentur auch einengen oder unter Druck setzen. Meiner Erfahrung nach unterstützen die öffentlichen Vermittler:innen durchaus wohlwollend, wenn du als Arbeitssuchende:r proaktiv und engagiert erscheinst.
Eine Weiterbildung oder sogar die Umschulung zum Quereinstieg wird von der Agentur für Arbeit mit dem Bildungsgutschein öffentlich finanziert. Und sogar ein professionelles Einzelcoaching zur Begleitung der beruflichen Neuorientierung und des Bewerbungsprozesses wird mit dem Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) zu 100 % von der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter oder auch der Rentenversicherung getragen. Antragsberechtigt bist du übrigens bereits dann, wenn du von Arbeitslosigkeit bedroht bist, z.B. durch Kündigung. Und dein Anspruch auf einen AVGS besteht unabhängig davon, ob du Unterstützungsleistungen wie Arbeitslosengeld beziehst oder nicht. Den Antrag für einen AVGS kannst du formlos bei deiner für dich zuständigen Vermittlung stellen. Da die Entscheidung über die Ausstellung eines AVGS im Ermessensspielraum der jeweiligen Vermittlungsperson liegt, solltest du dir Argumente überlegen, weshalb du ein Coaching benötigst.
Bewerbungsstrategien: Der nächste Schritt in Deine Zukunft
Vor der Bewerbung solltest du dich ausgiebig selbst reflektieren, vielleicht auch mit dem unabhängigen Blick von außen:
- Wie stellst du dir dein zukünftiges berufliches Wirken vor?
- Welche Eigenschaften, Werte und Motivation charakterisieren dich?
- Welche Rahmenbedingungen sind dir im nächsten Job wichtig?
Mit deinen Erkenntnissen begibst du dich auf die Suche nach passenden Stellenangeboten und Unternehmen. Zu deinen Wunsch-Arbeitgebern baust du proaktiv Kontakt auf und besprichst Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Nicht selten werden neue Stellen im Sinne des Jobcraftings für eine bestimmte Person neu geschaffen. Auf deine Initiative kommt es an.
Im Lebenslauf füllst du die entstandene zeitliche Lücke mit Angaben zu deinen Tätigkeiten und Initiativen in dieser Zeit. Neben Weiterbildung, Coaching oder Ehrenamt darfst du dort auch dein neues berufliches Ziel anführen. Im Anschreiben solltest du deine Hin-zu-Motivation beschreiben: Weshalb ist der angestrebte Job für dich attraktiv? Welchen Bezug hast du zur Tätigkeit, zum Produkt, zur Unternehmenskultur? Deine wohlüberlegten und authentischen Antworten auf diese und ähnliche Fragen sind auch für Vorstellungsgespräche wesentlich, um deinen Wunsch-Arbeitgeber von dir zu überzeugen.
Fazit: Die berufliche Neuorientierung als Chance nutzen
So schwer die Zeit der Arbeitslosigkeit zunächst auch erscheinen mag, so viel Potenzial steckt auch in ihr.
- Zunächst einmal sorge gut für dich selbst, nimm dir Zeit, deinen Schmerz zu verarbeiten und die aktuelle Situation anzunehmen. Erst dann kannst du deinen Blick weiten und offen nach vorne richten.
- Nutze die freie Zeit, dich zu reflektieren. Werde dir klar, was dich ausmacht, welche beruflichen Rahmenbedingungen dir wichtig sind und wo du einen sinnvollen beruflichen Beitrag leisten kannst und willst.
- Probiere dich aus, baue dein Netzwerk aus, gehe mit anderen Menschen ins Gespräch über deine Ideen und Vorstellungen.
- Hole dir die Unterstützung, die du brauchst, z.B. einen Bildungsgutschein für deine Weiterbildung oder einen Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) für ein individuelles Einzelcoaching zur Bewerbung und beruflichen Neuorientierung.
So legst du den Grundstein für eine erfüllende berufliche Zukunft.
Über den Autor
Christian B. Rahe bringt gute Menschen mit guten Unternehmen zusammen, damit sie gemeinsam Gutes tun. Er begleitet seit vielen Jahren Menschen in beruflichen Umbrüchen und schreibt mit ihnen »BewerbungsUnikate« für gewählte Arbeitgeber. Viele seiner Klient:innen sind hoch motivierte Quereinsteiger:innen. Mehr Informationen, Tipps und verantwortungsvolle Unternehmen findest du auf der Homepage von BewerbungsUnikate sowie auf Christians Plattform »Gute Arbeitgeber«.