Helfer*innen und Organisationen, die in der Flüchtlingshilfe aktiv sind oder es werden wollen, können sich bei "Wefugee" engagieren, Aktivitäten besprechen und vernetzen. Cornelia Röper ist eine der beiden Gründer, die mit dem Austausch von Wissen die Integration der Flüchtlinge und die Arbeit der Hilfsorganisationen fördern wollen.
Wie ist Wefugee entstanden und wer ist im Kernteam dabei?
Cornelia Röper: Das Kernteam von Wefugee besteht aus zwei Personen, Torben und mir. Das Team, welches uns bei der Weiterentwicklung von Wefugee tatkräftig unterstützt, setzt sich aus - mal mehr mal weniger - internationalen Ehrenamtlichen und Praktikanten zusammen.
Wefugee entwickelt haben wir, weil wir selbst erlebt haben, wie schwierig es ist als Geflüchteter in Deutschland an Informationen zu kommen. Beispielsweise hat uns die Frage beschäftigt, ob man auch ein kostenfreies BVG Ticket bekommt, wenn man in Königs-Wusterhausen gemeldet wurde und jetzt ein Praktikum in Berlin machen könnte. Dafür haben wir einige Zeit auf deutschsprachigen Seiten im Internet verbracht und zusätzlich mit sechs verschieden Stellen telefoniert. Als Geflüchteter selbst, ohne deutsche Sprachkenntnisse, hat man da keine Chance.
Deshalb sind viele Flüchtlingsberatungsstellen momentan auch völlig überlastet und Flüchtlinge stehen stundenlang in Schlangen in der Kälte, um hoffentlich heute noch ihre Frage stellen zu dürfen. Und das alles im Jahr 2016 in Deutschland. Wir haben mit Notunterkünften und Flüchtlingen gesprochen, um herauszufinden, ob eine zentrale Online Plattform, auf der Flüchtlinge Fragen stellen und untereinander beantworten können, als sinnvoll betrachtet wird. Die Resonanz war durchweg positiv, da es nach wie vor Verständnisschwierigkeiten und Probleme bei der Informationsbeschaffung gibt.
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Was genau macht ihr?
Röper: Wir bieten eine Online Fragen und Antworten Community, in der Flüchtlinge all ihre Fragen stellen können. Beantworten können diese andere Flüchtlinge genauso wie Experten oder jeder andere, der mithelfen möchte. Da viele Fragen zu ganz alltäglichen Themen gestellt werden, kann wirklich jeder bei der Antwortensuche mithelfen. Wir glauben fest daran, dass wir mit Hilfe von Kommunikation und Interaktion in einer großen gemeinsamen Community, auch die Integration fördern können!
Wer sind die Menschen in der Community von Wefugee?
Röper: Auf Wefugee kommen sowohl Flüchtlinge als auch freiwillige Helfer*innen und Initiativen zusammen, um einander bei bestimmten Problemen zu helfen. Die Mehrzahl der User sind Flüchtlinge aus verschiedenen Herkunftsländern, die bereits in Deutschland leben. Bekannte Flüchtlingsprojekte wie die "Kiron University" oder "Flüchtlinge Willkommen" bringen ihr Fachwissen mit ein und beantworten Fragen über verifizierte Accounts. Das Ganze würde aber nie funktionieren, hätten wir nicht so tolle Freiwillige in der Community. Mitmachen kann wirklich jeder der Internet und am Tag 10 Minuten Zeit hat.
Wo seid ihr überall tätig?
Röper: Wefugee ist ein Online Knotenpunkt für Geflüchtete, freiwillige Helfer*innen und Organisationen. Wir sitzen zwar in Berlin, die Plattform kann aber an jedem Ort in Deutschland genutzt werden. Jeder mit Internet kann auf Wefugee.org zugreifen und an dem Projekt mitwirken.Wir konzentrieren uns allerdings vorwiegend auf drei Zielgruppen:
Für Flüchtlinge bieten wir EINE Plattform, auf der sie ALLE ihre Fragen stellen können. Wir geben ihnen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen, ohne sich dabei von der Gesellschaft abzukapseln. Thematisiert werden nicht nur rechtliche Probleme und Asylfragen, sondern auch ganz alltägliche Fragen zur Kultur, zu Sportaktivitäten oder gutem Halal Essen. Zusätzlich kommen immer mehr Initiativen und Beratungsstellen als Experten hinzu.
Helfern zeigen wir einen Weg, auch mit geringem Zeitaufwand, viel zu bewegen. »Ich würde ja gerne helfen, kann die Zeit dafür aber nicht aufbringen.« Das ist eine Ausrede, die wir nicht gelten lassen. Auf Wefugee kann jeder zu jeder Zeit Fragen beantworten und anderen Menschen dadurch zur Seite stehen. Ob man jetzt zu Hause auf dem Sofa liegt oder in der Bahn zur Arbeit sitzt - diese Zeit kann sinnvoll genutzt werden, indem man auf Wefugee anderen bei ihren Fragen hilft.
Gerade wenn eine Organisationen oder Flüchtlingsberatungsstelle viele Supportanfragen bekommt, ist Wefugee genau das Richtige. Organisationen wie die "Kiron University" und "Flüchtlinge Willkommen" sind schon dabei und ersparen sich dadurch viel Arbeit. Mit einem verifizierten Experten Account können sie ihren Support komplett über Wefugee laufen lassen. Dadurch müssen keine Fragen mehr doppelt und dreifach bearbeitet und nicht jede neue Frage selbst beantwortet werden. Die Arbeit kann effizienter gestaltet und durch das Hinzukommen neuer Initiativen aufgeteilt werden. Wir helfen den Initiativen beim On-boarding und zeigen ihnen, wie sie den größten Nutzen erreichen.
Wie wird euer Angebot angenommen?
Röper: Wir haben insbesondere von Flüchtlingsseite aus wirklich tolles Feedback bekommen, da sich die Info-Suche im Netz sonst für viele als sehr schwierig darstelle. Von Seite der Beratungsstellen bekamen wir immer wieder zu hören, dass sie von Fragen und Problemen regelrecht überflutet würden. Mit Wefugee können wir hier Entlastung schaffen und einen Großteil der Anfragen übernehmen. Dafür möchten wir die Plattform aber natürlich noch viel weiter streuen. Je mehr User sich anmelden, Fragen stellen und beantworten, desto mehr Nutzen erbringt Wefugee.org am Ende.
Wie finanziert ihr euch bzw. was ist der Plan, um langfristig zu bestehen?
Röper: Die Software wurde uns von dem Social Start Up Enabee GmbH kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Jungs haben uns bei den ersten technischen Hürden unterstützt und stehen voll und ganz hinter dem Projekt. Unser Kernteam und alle freiwilligen Helfer*innen werkeln zur Zeit noch unentlohnt an Wefugee. Deswegen sind wir um so glücklicher darüber, dass uns das "Think Big Programm" der Telefonica Stiftung als Stipendiaten aufgenommen hat und uns mit Büroraum und Coaching unterstützt. Auf lange Sicht möchten wir aber bezahlte Arbeitsplätze anbieten und sind dafür fleißig am Kooperationen knüpfen.
Werdet ihr im Forum von Wefugee.org auch mit aggressiven oder negativen Reaktionen konfrontiert? Und wenn ja, wie geht ihr damit um?
Röper: Davor hatten wir am Anfang die größte Angst. Aus diesem Grund muss sich jeder Nutzer einen eigenen Account erstellen, bevor er in der Community Fragen stellen bzw. beantworten kann. Bisher wurden unsere Seite und auch die User von unpassenden oder gar rassistischen Beiträgen verschont und wir hoffen natürlich, dass sich das auch in Zukunft so verhält. Wir sind als Moderatoren täglich in der Community unterwegs und haben als Admins das Recht, Beiträge in richtige Kategorien zu verschieben, falsche und unpassende Beiträge zu löschen oder eben User ganz und gar aus Wefugee auszuschließen.
Wie kann man sich in der Community einbringen oder euch ehrenamtlich unterstützen?
Röper: Im Prinzip ist das ganz einfach. Man meldet sich mit seiner E-Mail-Adresse an und erstellt einen Account. Wem das zu umständlich ist, kann sich natürlich auch via Facebook oder Google+ bei Wefugee anmelden. Über diesen Account können dann so viele Fragen wie möglich gestellt und beantwortet werden. Die Unterteilung in verschiedene Kategorien und Unterkategorien schafft Übersichtlichkeit und erleichtert es den Usern, sich schnell in der Community zurechtzufinden. Wenn man darüber hinaus nach speziellen Begriffen oder Stichworten suchen möchte, hilft einem die Suchmaske.
Sobald eine Frage in einer der Kategorien auftaucht, können andere User Kommentare hinterlassen oder Lösungen in das Antwortenfeld eintragen. Top-Antworten können anschließend vom Fragensteller markiert und für alle User sichtbar als Solution gekennzeichnet werden. Außerdem können Antworten bewertet werden: Gute bekommen einen grünen Daumen nach oben, weniger hilfreiche oder falsche Antworten werden von den Community-Mitgliedern runter gevotet. So entsteht nach und nach ein übersichtlicher Fragen & Antworten Katalog, in dem man sehr schnell und einfach die benötigten Informationen findet.
Für all diejenigen, die sich vorstellen können, unser Kernteam direkt zu unterstützen, bieten wir die Gelegenheit, an der Weiterentwicklung von Wefugee aktiv mitzuwirken. Dafür suchen wir für mehrere Stellen noch freiwillige Helfer*innen, Praktikant*innen oder Studierenden, gerne aber auch Flüchtlinge selber. Wir möchten durch Wefugee so vielen Menschen wie nur irgend möglich unsere Hilfe anbieten und durch Interaktion und Kommunikation die Integration fördern.
Direkt zu Wefugee, community without borders geht es hier.