Dieser Gastartikel wurde verfasst von Nora Beckmann, Projektmanagerin bei Talents4Good.
»Einen wunderschönen guten Tag, haben Sie drei Minuten, um die Rettung des Regenwaldes in Brasilien zu unterstützen…« – so oder so ähnlich sind wir sicherlich alle schon einmal im öffentlichen Raum angesprochen worden. Denn wir treffen die Kontakt aufnehmenden Personen, die für unterschiedliche Organisationen und Zwecke im Einsatz sind, überall – an Bahnhöfen, in der Fußgängerzone oder in Parkeingängen. Hier kommen wir regelmäßig mit Fundraiser:innen in Kontakt. Das sog. Face-to-Face-Fundraising ist jedoch nur eine Art dieses vielseitigen Berufsfeldes – Fundraising ist nämlich noch viel breiter in Bezug auf mögliche Tätigkeitsbereiche!
Was ist Fundraising?
Fundraising (FR) setzt sich zusammen aus »fund« (englisch für »Mittel oder »Kapital«) und »to raise« (englisch »für etwas aufbringen«). Im deutschsprachigen Raum wird der Begriff fast ausschließlich im Kontext des gemeinnützigen Sektors benutzt und meint somit das Spendensammeln. Darunter fallen das Analysieren, Planen, Umsetzen und Evaluieren verschiedenster Aktivitäten, um alle benötigten Ressourcen zu beschaffen. Abhängig von Organisation und Anlass können Geld-, Sach- oder Dienstleistungen benötigt werden.
Grundsätzlich sollten alle Aktivitäten an den Bedürfnissen der jeweiligen Zielgruppe ausgerichtet werden – es muss also vorab genau definiert sein, wer mit den geplanten Fundraising-Maßnahmen erreicht werden soll. Im anfangs genannten Beispiel umfasst die Zielgruppe Privatpersonen. Weitere Gruppen können Unternehmen, Stiftungen oder öffentliche Institutionen sein. Fundraising ist somit ein vielseitiges Tätigkeitsfeld, das sich neben den Zielgruppen auch anhand der Schwerpunkte und Maßnahmen, den sog. Fundraising-Instrumenten, untergliedern lässt.
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Die vielen Gesichter des Fundraisings
Die Art und Schwerpunkte der Fundraising-Maßnahmen sind auch abhängig von der Organisation, die Spenden für ihre Zwecke sammelt. Dies können Non-Profit-Organisationen (NPOs), Stiftungen oder kulturelle, soziale, religiöse oder politische Einrichtungen sowie Hochschulen sein.
Oftmals wird in den Organisationen sowohl nach Maßnahmen als auch nach Zielgruppe unterschieden. In großen Organisationen mit FR-Teams lassen sich demnach Expert:innen für bestimmte Schwerpunkte (z. B. Online-FR) oder den Umgang mit bestimmten Zielgruppen (z. B. Großspender:innen) finden. In kleineren Organisationen bist Du als Fundraiser:in eher als Allround-Talent unterwegs: Social-Media Kampagnen liegen genauso in Deiner Verantwortung wie das nächste Event mit verschiedenen Großspender:innen oder die Beantragung von Fördergeldern beim Bund. Den Tätigkeitsschwerpunkt und den gewünschten Grad an Abwechslung solltest Du daher bei der Jobsuche als Fundraiser:in berücksichtigen. Wiederholt begegnen werden Dir z. B. die folgenden zwei Arten des Fundraisings:
Online-Fundraising:
Die fortschreitende Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche und hat einige Entwicklungen im Fundraising ermöglicht. Hinsichtlich der Online-Kommunikation können sich die Vermarktung eines Produkts und die einer Spende stark ähneln. So werden für einen Spendenaufruf ebenfalls Maßnahmen wie Display- oder Suchmaschinen-Marketing genutzt. Wer bereits seine Kontaktdaten zur Verfügung gestellt hat, erhält regelmäßig Mails mit Informationen zu laufenden Kampagnen und Spendenaufrufen mit Nennung einer konkreten Spendenhöhe. Eine prägnante und gut platzierte Online-Kommunikation ist jedoch nicht ausreichend, um Personen zu einer Spende zu bewegen. Es muss sichergestellt sein, dass die Personen ebenfalls online unkompliziert über ein Spendenformular spenden können. Dreh- und Angelpunkt des Online-FR ist derzeit meist die Webseite einer Organisation. Darüber hinaus kann das Spendenformular auch in die Social-Media-Seiten integriert werden. Zusätzlich kann der vorangegangene Kontakt auch offline stattgefunden haben, z. B., wenn QR-Codes auf Plakaten zum Spendenformular führen.
Erkennst Du die Parallelen zum Marketing? Sie lassen sich gerade bei dieser FR-Art leicht finden. Fundraiser:innen, die im Online-FR tätig sind, sollten daher ähnliche Kompetenzen mitbringen: Eine gute Schreibe, eine hohe digitale Affinität und ein sicherer Umgang mit Daten und Kundenmanagementsystemen sind genauso wünschenswert wie Kommunikationsstärke, Kreativität und Freude am Ausprobieren.
Großspenden-Fundraising:
Die Hauptzielgruppe dieses FR-Bereichs liegt auf der Hand: Personen, die Großspenden an Organisationen übermitteln können. Was jedoch unter »Großspende« verstanden wird, ist nicht klar definiert. Diese Spenden umfassen einen Spendenbetrag, der über dem durchschnittlichen Spendenbetrag einer Organisation liegt. Der Betrag kann sich jedoch bspw. zwischen einer Hochschule und einer politischen Kampagnenorganisation deutlich unterscheiden. Wichtig ist, dass Großspenden aus Sicht der Organisation auf Basis der Spendenerträge betrachtet werden. Wie groß die Spende für die jeweils spendende Person ist, wird nicht betrachtet. Das Großspenden-FR umfasst die Akquise und Betreuung von Großspender:innen. Dazu werden verschiedene FR-Instrumente eingesetzt. Besonders wichtig ist der persönliche Kontakt zu Großspender:innen, der z. B. über Telefonaktionen, Events oder extra organisierte Reisen realisiert wird. Besonders wichtige Kompetenzen für Fundraiser:innen in diesem Bereich sind somit Kommunikationsstärke und ein sicherer Umgang mit einer vermögenden Zielgruppe. Darüber hinaus braucht es eine gute Organisationsfähigkeit und Stressresistenz für die Planung und Durchführung von Events.
Ähnliche Kompetenzen werden im Vertrieb für die Gestaltung von langfristigen und erfolgreichen Geschäftsbeziehungen benötigt. Auch dort gilt es, beharrlich und geduldig vorzugehen, ziel- und ergebnisorientiert zu arbeiten und ein hohes Maß an Selbstorganisation einzubringen.
Neben diesen beiden Beispielen gibt es weitere Facetten des Fundraisings. Für viele Organisationen stellt die Akquirierung von Fördergeldern von öffentlichen Stellen (Institutionelles FR) ein festes Standbein in der Finanzierung dar. Einen steigenden Anteil in der Finanzierungsstruktur nimmt zudem das Erbschafts-FR ein. Dieser Bereich umfasst die Betreuung und Bindung von (potenziellen) Testamentsgeber:innen.
Der Spendenmarkt wächst, Fundraiser:innen fehlen
Das Spendenvolumen in Deutschland steigt seit Jahren – gerade auch jetzt in Krisenzeiten – kontinuierlich an. Die Bereitschaft, einen Teil der eigenen Einkünfte via Spenden für gemeinwohlorientierte Zwecke einzusetzen, besteht nach wie vor bei vielen Personen. Entsprechend suchen viele Organisationen nach Fundraiser:innen, die eine Erhöhung der Spendeneinnahmen unterstützen und die Fundraisingmaßnahmen kontinuierlich weiterentwickeln.
Viele Organisationen im Non-Profit-Sektor zeigen gerade im Bereich Online-FR noch deutlichen Aufholbedarf. Diese Schwäche auszugleichen, ist vor allem für die Erreichung jüngerer Zielgruppen von Bedeutung. Gleichzeitig wächst der Bereich der sensiblen Betreuung von (potenziellen) Testamentgeber:innen. Immer mehr Menschen vermachen gemeinnützigen Organisationen einen Teil ihres Testaments. Für die Ansprache und Betreuung dieser besonderen Zielgruppe braucht es kommunikationsstarke und geduldige Personen, die schnell Beziehungen aufbauen können und diese kontinuierlich pflegen.
Natürlich gestaltet sich das Angebot an Positionen im Fundraising nicht auf jedem Erfahrungslevel gleich. Es fehlt besonders an spezialisierten und erfahrenen Fundraiser:innen. Doch der Markt öffnet sich immer stärker für Personen aus der Wirtschaft, um offene Positionen zu besetzen und fehlende Expertise in die Organisation zu holen.
Eine Brücke zwischen den Sektoren schlagen: Marketing und Vertrieb meets Fundraising
Besonders bietet sich ein Wechsel ins Fundraising aus Tätigkeiten mit vergleichbarem Aufgabenspektrum an. Ähnliche Kompetenzen werden v. a. im Marketing und Vertrieb benötigt. Wenn Du in einem der beiden Bereiche tätig und an einem Job im gemeinnützigen Sektor interessiert bist, kann die tiefergehende Beschäftigung mit den Parallelen und Unterschieden zwischen Vertrieb oder Marketing und Fundraising einen sinnvollen nächsten Schritt bei der Jobsuche bzw. weiteren Orientierung darstellen.
Die Grenzen zwischen For- und Non-Profit-Sektor aufzubrechen, ist Teil der Vision bei Talents4Good. Seit 2012 unterstützt Talents4Good gemeinwohlorientierte Organisationen bei der Suche nach den besten Menschen – immer öfter für FR-Positionen.
Um dieser Nachfrage zu begegnen und potenzielle Quereinsteiger:innen aus den Bereichen Marketing und Vertrieb für eine Tätigkeit im Fundraising zu begeistern, hat Talents4Good zusammen mit Andreas Schiemenz von neuesstiften.de und Jan Uekermann vom Major Giving Institute einen Online-Kurs zum Thema »Fundraising für Fachleute aus Marketing und Vertrieb« (Affiliate Link/Anzeige) entwickelt.
Durch diesen Kurs hast Du die Möglichkeit, den gemeinnützigen Sektor (auch Dritter Sektor genannt) als Arbeitgebermarkt kennenzulernen und tiefer in die verschiedenen Bereiche des Fundraisings einzutauchen. In sieben kompakten Lektionen lernst du genauer zu verstehen, was Fundraising ist, in welchen Bereichen Deine Expertise besonders benötigt wird und erhältst Tipps für die Stellensuche, den Berufswechsel und die Bewerbungsunterlagen. Auch das Thema Gehalt wird in einer Lektion tiefer beleuchtet.
Dieser Kurs ist für Dich genau richtig, wenn…
- Du Expertise und Berufserfahrung im Marketing oder Vertrieb hast
- Du nicht länger “irgendwas” verkaufen oder bewerben willst
- Du endlich einen Job mit Sinn haben möchtest, mit dem Du dazu beiträgst, die Welt zu verbessern – ob im Kleinen oder Großen
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Über Talents4Good
Talents4Good findet die besten Menschen für die wichtigsten Jobs. Wir stärken die Organisationen und Unternehmen, die unsere Gesellschaft positiv verändern – für eine enkeltaugliche Wirtschaft.
Als spezialisierte Personalberatung vermitteln wir Fach- und Führungskräfte auf allen Karrierestufen. Zu unseren Kunden zählen internationale NGOs, renommierte Stiftungen, innovative Sozialunternehmen und gemeinwohlorientierte Unternehmen der Nachhaltigkeitsbranche. Talents4Good wurde 2012 gegründet und arbeitet deutschlandweit, unsere Büros befinden sich in Berlin und München. Wir verstehen uns als innovatives und professionell arbeitendes Social Business und experimentieren intern mit den vielfältigen Möglichkeiten, Arbeit neu zu definieren. Unser Ziel: Das Arbeiten in einem sinnhaften Job noch attraktiver zu machen.
Über die Autorin
Nora Beckmann ist Projektmanagerin am Standort Berlin und sowohl im Bereich Personaldienstleistung als auch Karriereberatung tätig. Schon früh hat sie sich selbst auf die Sinnsuche in der Arbeitswelt begeben und kann bei Talents4Good nun andere Personen dabei unterstützen, Inspiration für die eigene Karriere zu erhalten und neue berufliche Wege zu gehen. Neben der Arbeit für eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft mit den Kund*innen und Coachees schätzt sie an ihrer Tätigkeit vor allem auch das interne Erproben neuer Formen der (Zusammen-)Arbeit und das damit zusammenhängende Testen neuer Methoden zukunftsfähiger Organisations- und Arbeitsformen.
*Die Aussage im Titel ist angelehnt an Henry Rosso, den Gründer der Fundraising School in den USA.