Bei der Bewerbung stellen sich viele die Frage, wie sie ihr ehrenamtliches Engagement in ihren Lebenslauf integrieren können – und ob es überhaupt erwähnt werden sollte. Tatsache ist: Auch wenn eine Tätigkeit, z.B. in einem Verein, einem gemeinwohlorientierten Projekt oder einer sozialen Initiative, nicht monetär bezahlt wird, erlangst du dadurch überaus wertvolle praktische und persönliche Kompetenzen, die auch im Berufsleben von Nutzen sind. Je nachdem, wie stark man in der Organisation eingebunden ist und wie viel Zeit man für sein Ehrenamt aufbringt, übernimmt man ggf. auch sehr vielseitige, verantwortungs- und anspruchsvolle Aufgaben. Gerade Menschen, die z.B. ein Vorstandsamt bekleiden, wissen: Das ist weit mehr als Freizeitvergnügen, sondern auch echte Arbeit – quasi ein unbezahlter Nebenjob.
Außerdem zeigt ehrenamtliche Arbeit, dass du eine engagierte und begeisterungsfähige Persönlichkeit bist, die über den Tellerrand hinausschaut, gesellschaftliche Herausforderungen erkennt, diese aktiv anpackt und den eigenen Werten entsprechend handelt. Genau solche Menschen werden auch von guten Arbeitgebern hoch geschätzt.
Nicht zuletzt sind viele Prozesse und Strukturen in gemeinnützigen Organisationen durchaus vergleichbar mit denen in wirtschaftlich orientierten Unternehmen – schließlich muss auch ein Verein mit seinen finanziellen und personellen Ressourcen sinnvoll haushalten und die eigenen Organisationsstrukturen so gestalten, dass der Laden läuft. Fundraising und Mitgliederwerbung im Verein kann man durchaus mit Marketing und PR im Unternehmen vergleichen. Und die grundlegenden Regeln des Projektmanagements sind ebenfalls immer gleich – egal, ob man nun ehrenamtlich eine Nachbarschaftshilfe-Kampagne startet oder als Unternehmen ein neues Dienstleistungsprodukt auf den Markt bringen will. Die Herausforderung bei der Bewerbung besteht also darin, einen konkreten Bezug zwischen deiner ehrenamtlichen Arbeit und der Stellenbeschreibung herzustellen.
Auf diese Weise können sich auch Quereinsteiger:innen, die z.B. aus einem Wirtschaftsunternehmen in den gemeinnützigen Bereich wechseln wollen, neue berufliche Optionen aktiv erschließen.
Dennoch ist bei der Angabe von ehrenamtlichen Aktivitäten in der Bewerbung Fingerspitzengefühl gefragt: Denn es sollte auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass du damit nur über fehlende »echte« Berufserfahrung hinwegtäuschen willst oder deinen Lebenslauf wahllos mit »Lückenbüßern« füllst, bei denen kein wirklicher Mehrwert zu erkennen ist.
Wir haben für dich sechs Strategien zusammengetragen, wie du zum einen dein ehrenamtliches Engagement so gestaltest, dass es nicht nur dem ideellen Zweck, sondern auch für deine persönliche Entwicklung die beste Wirkung hat – und zum anderen, wie du diese unentgeltliche Arbeit bei deiner Bewerbung überzeugend darstellst.
#1 Sei mit Herzblut dabei
Erster und wichtigster Aspekt bei der Ausübung eines Ehrenamtes sollte deine innere Überzeugung für die Sache sein – egal ob du im Rahmen einer Volunteering-Reise Schildkrötenbabies in Costa Rica rettest, eine bundesweite Klimaschutzdemo organisierst oder dich in deiner Nachbarschaft regelmäßig als Mentor:in für sozial benachteiligte Kinder engagierst – seelenlose Lebenslauf-Optimierung sollte niemals die alleinige Motivation für dein Engagement sein. Such dir daher ein Thema aus, das dir wirklich am Herzen liegt, ein Projekt, hinter dem du mit Überzeugung stehst und eine Organisation, in der dein Engagement auch Spaß macht.
Wenn deine ehrenamtlichen Projekte sich thematisch und fachlich zufällig mit deinem angestrebten Berufsfeld überschneiden, ist das natürlich für eine spätere Bewerbung ein ganz besonderes Sahnehäubchen – aber praktische Erfahrungen in der Projektorganisation sind, ganz unabhängig vom konkreten Thema, in fast allen Berufsfeldern sehr gefragt. Mal ganz abgesehen davon, dass Soft Skills wie Begeisterungsfähigkeit, Überzeugungskraft und Kommunikationsstärke, die durch ein Ehrenamt gestärkt werden, dir in wirklich jedem Job enorm weiterhelfen.
Das heißt, auch wenn dein Engagement thematisch auf den ersten Blick nicht viel mit deinem Wunschjob zu tun hat, wirst du dadurch dennoch mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit auf Erfahrungen zurückgreifen können, die deine Stärken und Fähigkeiten bei der Bewerbung wunderbar ergänzen oder untermauern. Und wenn Personaler:innen eines sofort spüren und positiv auffassen, dann ist es echte, authentische Begeisterung und Überzeugung für dein Herzensthema.
Du suchst nach einem Job mit Sinn?
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#2 Finde deinen Aufgabenbereich
Du hast eine Organisation oder ein Projekt gefunden, das genau dein Ding ist und auf das du dich mit vollem Engagement stürzen willst? Fantastisch! Nun gilt es, deinen Platz im Team bzw. dem Projekt zu finden.
Möchtest du dich einer bereits bestehenden Organisation anschließen, empfiehlt es sich, zuerst einmal Kontakt zu einer bestehenden Regionalgruppe in deiner Nähe aufzunehmen und die anderen Aktiven bei einem der nächsten Gruppentreffen persönlich kennenzulernen. Schließlich sollte die Chemie auch menschlich passen, um Projekte erfolgreich stemmen zu können. Das Schöne: Du wirst hier auf Menschen stoßen, die ähnliche Werte teilen wie du, denen ähnliche Themen wichtig sind und die gemeinsam wirklich etwas bewegen wollen.
In aller Regel wirst du als neue:r Interessierte:r sehr schnell in die Gruppe integriert und kannst – sofern du dich aktiv und regelmäßig einbringst – schnell auch sehr verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, wenn du das möchtest und es deine zeitlichen Kapazitäten zulassen. Kommuniziere daher von Beginn an, wie viel Zeit du für dein ehrenamtliches Engagement investieren möchtest und für welche Aufgabenbereiche innerhalb des Vereins du dich interessierst. Das könnten neben der eigentlichen thematischen Arbeit z.B. Mitgliederakquise, Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising, Veranstaltungs- und Workshop-Organisation, Wissensmanagement, Webseitenpflege oder Finanzen sein. Etwas größere Vereine/Organisationen sind oftmals in thematische Arbeitsgruppen o.Ä. strukturiert, denen du dich einfach anschließen kannst. Egal, wie du dich einbringst: Helfende Hände sind im gemeinnützigen Bereich immer gefragt!
Dabei hast du die Wahl, ob du bereits vorhandene theoretische Kenntnisse praktisch ausbauen oder dich in ganz neuen Aufgaben ausprobieren magst. Wenn du z.B. gerade ein Studium mit Bezug zu Marketing oder Kommunikation absolvierst, ist es natürlich sehr naheliegend, wenn du z.B. für die nächste Kampagne schicke Flyer erstellst oder bei der Pflege der Social Media-Kanäle unterstützt. Du könntest dich aber auch bewusst dafür entscheiden, dich mit Themen zu beschäftigen, mit denen du bislang wenig Berührung hattest und deinen Horizont erweitern. Hier hast du die perfekte Gelegenheit, dich nach Herzenslust auszuprobieren, denn hier gibt es keine starren Hierarchien und keine strikte Aufgabenteilung. Das sieht im Berufsleben leider oft sehr anders aus.
Natürlich hast du auch die Möglichkeit, selbst ein Projekt zu starten, z.B. eine Studierendeninitiative für mehr Klimaschutz an deiner Hochschule zu gründen, einen interkulturellen Begegnungsort in deinem Viertel zu erschaffen oder was auch immer du immer schon einmal in Angriff nehmen wolltest. Hier wirst du ganz automatisch vielfältige Aufgaben übernehmen: Von der Gewinnung von Mitstreiter:innen bis hin zur geeigneten Rechtsform für deine Initiative. Ein eigenes Projekt von Grund auf neu zu initiieren, ist daher sicherlich zeitintensiv und anspruchsvoll, bietet aber im Gegenzug maximalen Entfaltungsspielraum und ist für deine persönliche Entwicklung enorm wertvoll.
#3 Ein unterstützendes Netzwerk aufbauen
Diese Empfehlung gilt eigentlich immer. Egal, ob du auf Fachkonferenzen, Seminaren, Jobmessen unterwegs bist, ein Praktikum machst oder ein Ehrenamt ausübst: Ein persönliches, unterstützendes Netzwerk ist enorm wertvoll.
Dabei geht es nicht darum, Visitenkarten zu sammeln oder jeden Menschen, den du triffst, nach seiner Nützlichkeit zu bewerten, sondern um authentisches Interesse am Gegenüber und einen Austausch auf Augenhöhe. Frage dich genauso, mit welchen Fähigkeiten und welchem Wissen du andere unterstützen kannst.
Im ehrenamtlichen Umfeld wirst du auf viele engagierte, gleichgesinnte Menschen treffen, die dich gerne unterstützen werden – z.B. bei deiner Jobsuche. Schließlich sind auch diese Menschen wiederum in unterschiedlichen Kreisen (z.B. in anderen Organisationen, Unternehmen, kommunalen Behörden…) vernetzt und können dir z.B. Tipps und Empfehlungen geben, wenn bei einem interessanten Arbeitgeber etwa eine Stelle frei wird und dir ggf. eine interne Kontaktperson vermitteln. Traue dich also ruhig, in deinem Netzwerk offen darüber zu sprechen oder auch bestimmte Menschen gezielt zu kontaktieren, wenn du auf Jobsuche bist und gerade Inspirationen oder Empfehlungen suchst.
Du hast jemanden kennengelernt, der bei einem Arbeitgeber angestellt ist, den du ebenfalls interessant findest? Frag die Person doch einfach mal, wie das Arbeitsumfeld dort wirklich ist und welche Fähigkeiten dort evtl. gerade gesucht werden. Möchtest du dich im Anschluss dort bewerben, kannst du auf diese Informationen zurückgreifen und dich ggf. auf deine Kontaktperson beziehen (frage die Person aber auf jeden Fall vorher, ob sie damit einverstanden ist!).
#4 Lass dein Engagement belegen
Auch für ehrenamtliche Aktivitäten ist es ratsam, dein Engagement durch ein offizielles Dokument belegen zu lassen, welches du deinen Bewerbungsunterlagen anhängst. Schließlich kennt dein zukünftiger Arbeitgeber dich noch nicht und so schaffst du gleich von Vorneherein Glaubwürdigkeit und Vertrauen.
Das muss in diesem Falle natürlich kein Arbeitszeugnis sein und es geht auch nicht darum, dass deine Vereinskolleg:innen deine Fähigkeit bewerten. Aus dem Dokument hervorgehen sollten jedoch die Mission des Vereins bzw. der Organisation, der Zeitraum deines Engagements, deine Zuständigkeiten im Projekt bzw. offizielle Posten sowie Aufgabenbereiche oder Veranstaltungen hervorgehen, bei denen zu unterstützt und mitgewirkt hast. Viele (größere) Organisationen bieten ihren Aktiven auch weiterbildende Kurse oder Trainerscheine (z.B. Workshop-Moderation, interkulturelle Kompetenzen etc.) an – diese können enorm wertvoll sein und sollten auf jeden Fall auch aufgelistet werden.
Das Dokument sollte von einem Mitglied des Vorstands oder der Geschäftsführung unterzeichnet werden und das offizielle Logo bzw. die Kontaktdaten der Organisation aufweisen.
#5 Ehrenamt im Lebenslauf überzeugend darstellen
Möchtest du eine ehrenamtliche Tätigkeit als praktische Erfahrung bei einer Bewerbung angeben, besteht die Herausforderung darin, den konkreten Mehrwert benennen zu können, den dein Engagement nicht nur für deine persönliche und fachliche Entwicklung, sondern auch für die Organisation selbst geschaffen hat.
Doch gerade kleine Vereine und Initiativen sind jedoch manchmal noch etwas unkoordiniert, die Aufgabenverteilung vage und die Arbeitsprozesse wenig standardisiert. Neben einer konkreten Benennung deiner Aufgabenbereiche (siehe auch #2) ist es bei der Bewerbung also sehr vorteilhaft, wenn du darüber hinaus Erfolge und erreichte Ziele angeben kannst. Im Prinzip gelten für die Präsentation von ehrenamtlichen Tätigkeiten also sehr ähnliche Regeln wie für hauptberufliche Stationen: In den Lebenslauf gehören der Name des Vereins, der Zeitraum deines Engagements sowie in ein paar kurzen Stichpunkten deine konkreten Aufgaben, Aktivitäten und ggf. offiziellen Posten (z.B. Vorstandsmitglied, Leitung der Arbeitsgruppe Mitgliederakquise, Kassenprüfer etc.). Dafür erstellst du am besten im Lebenslauf einen eigenen Abschnitt mit der Überschrift “Ehrenamtliches Engagement”. Auf besondere Projekte und Erfolge kannst du dann ggf. noch einmal im Anschreiben detaillierter eingehen, um bestimmte Kompetenzen mit praktischen Beispielen zu unterschreichen.
Ein Beispiel: Du engagierst dich in einem lokalen Verein, der sich für Integration und interkulturellen Austausch einsetzt und bist hier für das Fundraising, also die Akquise von Spenden und Mitgliedern verantwortlich. Zuallererst ist es natürlich auch für den Verein selbst sehr vorteilhaft, wenn konkrete Ziele definiert werden, auf die hingearbeitet werden kann. In deiner Bewerbung könntest du z.B. angeben, wie mit Hilfe eines von dir organisierten Nachbarschaftsflohmarktes die Spendeneinnahmen erhöht werden und zudem neue Vereinsmitglieder gewonnen werden konnten. Dein Engagement hat dazu beigetragen, dass die Spendeneinnahmen bzw. Mitgliederzahlen mit der Zeit signifikant gestiegen sind? Das gehört auf jeden Fall auch als konkrete Angabe in deine Bewerbung – bloß keine falsche Bescheidenheit.
Was im Anschreiben auch unbedingt erwähnt werden sollte, ist deine ganz persönliche Motivation, dich genau in dieser bestimmten Organisation bzw. für dieses bestimmte Thema (Tierwohl, Bildungsgerechtigkeit, Klimaschutz etc.) zu engagieren. Hier zeigst du dich dem Arbeitgeber nicht nur als glatte Abfolge von beruflichen Stationen, sondern als reflektierte und engagierte Persönlichkeit.
#6 Erschaffe dir deine eigene (bezahlte) Stelle
Dir deine eigene, genau auf dich zugeschnittene Stelle erschaffen: Klingt cool? Ist es auch. Wie das geht? Im gemeinnützigen Bereich werden viele Aktivitäten nicht nur über Spenden, sondern zum großen Teil auch über staatliche oder private Fördergelder (z.B. von Stiftungen) finanziert. Dafür werden sog. Förderanträge gestellt, in denen detailliert beschrieben wird, welchem Zweck das Projekt dienen soll, welche konkreten Aktivitäten geplant sind und welche finanziellen Mittel dafür benötigt werden. Bei größeren Projekten können dabei natürlich auch Geldmittel für hauptamtliche Mitarbeitende beantragt werden. Hauptamtliche werden bei der Organisation als bezahlte Arbeitnehmende eingestellt.
Beachte, dass solche hauptamtlichen Stellen bei einer gemeinnützigen Organisation meist projektbezogen, also zeitlich befristet sind. Darüber hinaus kann es sein, dass keine Vollzeit-, sondern eine Teilzeitstelle genehmigt wird. Auch die Gehälter im Non-Profit-Sektor sind in aller Regel geringer als in der freien Marktwirtschaft. Aber dafür wirst du für eine Tätigkeit bezahlt, die du zuvor sogar freiwillig und unbezahlt gemacht hast – weil sie dir Freude bereitet hat und sich sinnvoll angefühlt hat. Hier muss jede:r selbst entscheiden, was wichtiger ist.
Solltest du darüber nachdenken, finanzielle Mittel für Personal zu akquirieren, macht es Sinn, diese an ein größeres oder längerfristiges Projekt zu knüpfen und geeignete Fördertöpfe zu recherchieren. Diese können z.B. bei der EU, den Bundesministerien, den Bundesländern, deiner Stadt oder auch privaten Stiftungen liegen. Die Auswahl ist riesig und oft bleiben die Geldgeber auf den Fördermitteln sitzen, so dass (je nach Thema) gute Chancen bestehen. Prüfe genau, ob deine Organisation die inhaltlichen (z.B. in Bezug auf das Projektziel) und rechtlichen (z.B. anerkannte Gemeinnützigkeit) Voraussetzungen für eine Förderung erfüllt, erstelle ein Projektkonzept und schlage das doch einfach dem Vorstand deines Vereins vor.
Auch wenn es im eigenen Verein mit einer hauptamtlichen Stelle nicht klappt, kann es sich ganz grundsätzlich bei der Jobsuche lohnen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und sich bei attraktiven Organisationen initiativ zu bewerben. Das heißt, dass du nicht zwingend darauf warten musst, bis dein Wunscharbeitgeber eine perfekt passende Stellenanzeige ausschreibt, sondern dich proaktiv bewirbst. Wenn eine Initiativbewerbung gut vorbereitet ist, erhöhen sich Erfolgschancen deutlich, denn schließlich hast du im Optimalfall kaum Konkurrenz durch andere Bewerber:innen. Hier gibt es jedoch im Vorfeld einige Spielregeln zu beachten, die wir dir in einem eigenen Artikel zum Thema Initiativbewerbung ausführlich erklären.
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