Dieser Gastartikel wurde verfasst von Wanda Hummel, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF).
Aufgaben und Ziele bei internationalen Friedenseinsätzen
Zivile Expert*innen sind dafür verantwortlich, ehemalige Kämpfer*innen wiedereinzugliedern, Verwaltungsstrukturen mit aufzubauen, Frauen stärker an Friedensprozessen zu beteiligen oder Sicherheitskräfte zu trainieren. Außerdem entwickeln sie z.B. Materialien für Strafprozesse oder organisieren Rund-Tisch-Gespräche im Konfliktgebiet, um verfeindete Gruppen in der Region auf dem Weg der Aussöhnung zu begleiten. Auch die Beobachtung von Waffenstillstandsabkommen oder Wahlen gehört zu den möglichen Aufgabenfeldern.
Zivile Expert*innen arbeiten unter schwierigsten Bedingungen für die UNO, die EU oder die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Konfliktgebieten weltweit. Ihre Aufgaben werden bestimmt durch die Mandate der Einsätze, die die Mitgliedsstaaten der internationalen Organisationen festlegen. Ihre Erfolge sind die kleinen, kaum sichtbaren Schritte auf dem Weg zu mehr Frieden. Ihr Ziel: nationale Partner*innen dabei zu begleiten, staatliche Strukturen wieder aufzubauen und funktionsfähig auszugestalten und damit der Bevölkerung vor Ort wieder mehr Sicherheit und Stabilität zu geben.
Der Arbeitsort
Die zivilen Expert*innen arbeiten in humanitären und Friedenseinsätzen internationaler Organisationen in knapp 50 Ländern – von einem kleinen Büro zur Unterstützung einer freien Medienlandschaft in Tadschikistan bis hin zu einem großen Einsatz mit knapp 20.000 »Blauhelmen« in der Demokratischen Republik Kongo. Sie können in Hauptquartieren oder in kleinen Feld-Büros »stationiert« sein, Patrouillen fahren oder Meetings organisieren – stets in multilateralen Teams.
Was macht zivile Expert*innen aus?
Ob Spezialist*in für Institutionenaufbau, Mediator*in, Trainer*in für Menschenrechtsfragen, Logistiker*in, Politische*r Berater*in, Personalmanager*in oder Sicherheitsspezialist*in: Die Job-Profile in einem internationalen Friedenseinsatz sind vielfältig. Neben Fachexpertise bringen sie mehrjährige Berufserfahrung, relevante Sprachkenntnisse, interkulturelle Erfahrung sowie physische und psychische Belastbarkeit mit. Sie können mit schwierigen Sicherheitslagen wie in Afghanistan oder der Ukraine umgehen, in extremen Klimaregionen wie der Sahelzone arbeiten oder auf engstem Raum mit internationalen Kolleg*innen zusammenleben. Sie sind berufserfahren, interkulturell versiert, sprechen mehrere Sprachen und wollen einen Beitrag leisten zu einer friedlicheren Welt.
Ein persönlicher Erfahrungsbericht aus dem Berufsalltag
Sahra El Fassi ist zivile Expertin. Sie arbeitet für die EU-Mission im Irak als Beraterin für Menschenrechte und Gender.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Sahra El Fassi: Ich arbeite direkt mit dem irakischen Innenministerium sowie einem der irakischen Bundesnachrichtendienste zusammen und bekomme dort Büros gestellt. Morgens bringt mich das Sicherheitsteam also zum Ministerium, wo ich mit Partnern Fragen zum Thema Menschenrechte bespreche, und wir gemeinsam Ideen, Aktionen oder Strategien entwickeln. Dann gebe ich einen Workshop zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt oder zur Umsetzung der Agenda Frauen, Frieden und Sicherheit. Nachmittags findet ein Koordinationstreffen mit den Vereinten Nationen, der NATO, den Botschaften, der Anti-IS-Koalition oder einer nationalen oder internationalen Nichtregierungsorganisation statt, damit wir unsere Aktivitäten bündeln.
Was motiviert Sie?
Sahra El Fassi: Mich hat immer gereizt, welchen Beitrag ich in solch einem multilateralen Kontext leisten kann, um kleine Schritte zu mehr Stabilität und sozialer Gerechtigkeit im Irak zu unterstützen. Die Arbeit hier erlaubt mir einen Blick hinter die Kulissen geopolitischer Interessen und ihrer ideologischen Fassade. Ich treffe hier unglaublich inspirierende Menschen, die bereit sind, soziale Normen infrage zu stellen, familiäre Hürden zu überwinden und persönliche Risiken einzugehen, um sich unermüdlich für gesellschaftlichen Wandel einzusetzen. Und letztlich bin ich sehr dankbar dafür, in einem Sozialstaat zu leben, in dem die Mehrheit der Menschen keine Überlebensängste haben muss - keine Selbstverständlichkeit!
Wie sah Ihr Werdegang in den Friedenseinsatz aus?
Sahra El Fassi: Ich bin seit März 2019 Beraterin für Menschenrechte und Gender bei der Beratungsmission der Europäischen Union im Irak (EUAM). Ich bringe mit: 9 Jahre Berufserfahrung im Bereich der Krisenprävention, Menschenrechte, Migration, Demokratieförderung und der humanitären Hilfe, im Projektmanagement, in der Beratung und Recherche. Ich habe zuvor bereits in Konflikt- und Post-Konfliktländern wie dem Irak, Libanon, Dschibuti, Kambodscha, Madagaskar und der Ukraine gearbeitet, u.a. für die GFA Consulting Group und die UNESCO und der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Studiert habe ich Internationale Beziehungen (Master) und Kultur und Wirtschaft (Bachelor) in Mannheim und Paris.
Ihr Weg in den Einsatz
Ein Job im Friedenseinsatz einer internationalen Organisation wäre etwas für Sie? Dann ist das ZIF der richtige Ansprechpartner für Sie, denn wir suchen und vermitteln Fach- und Führungskräfte in internationale Einsätze.
Das Berliner Zentrum für Internationale Friedenseinsätze (ZIF) gGmbH ist Entsendeorganisation und Kompetenzzentrum für Friedenseinsätze. Wir bieten Personalrekrutierung und -entsendung, Training, Beratung und politische Analyse unter einem Dach. Im Auftrag des Auswärtigen Amts suchen, trainieren, vermitteln und entsenden wir Personal in humanitäre und Friedenseinsätze – ein Instrument deutscher Außenpolitik.
Voraussetzungen für einen Einsatz als zivile*r Expert*in im Friedenseinsatz sind u.a. ein Studienabschluss sowie mehrjährige Berufserfahrung in einem der im Einsatz gefragten Themenfelder. Diese sind äußerst vielfältig und reichen von Rechtlicher Beratung und Demokratisierung, Mediation & Dialogförderung über Medien, Logistik, medizinischer Versorgung bis hin zu Digitalisierung, Umweltschutz und Personalwesen.
Sie möchten wissen, ob Sie die grundlegenden Voraussetzungen als zivile*r Expert*in im Friedenseinsatz erfüllen – wie etwa Hochschulabschluss, mehrjährige Berufserfahrung (idealerweise in Krisengebieten) und weitere Sprach- und Soft Skills? Informieren Sie sich hier über die Voraussetzungen für einen Friedenseinsatz.
Sie sind Absolvent*in und haben noch wenig Berufserfahrung, interessieren sich aber für eine Tätigkeit im Friedenseinsatz oder in internationalen Organisationen? Dann stehen Ihnen die Einsteigerprogramme der internationalen Organisationen wie die JPO-Programme der UN oder das deutsche Büro Führungskräfte zu Internationalen Organisationen (BFIO) offen.
Erfüllen Sie als Berufserfahrene*r die Voraussetzungen, ist der erste Schritt zum Einsatz die Aufnahme in den ZIF Expert Pool. Aktuell sind 160 zivile Expert*innen über einen Vertrag mit dem ZIF in Einsätze »sekundiert«, also entsandt. Alle Sekundierten genießen die Vorteile eines umfassenden Vertragspakets mit relevanter sozialer Absicherung, eines an den TVÖD angelehnten Gehalts sowie Tagesgeldern oder Risikozulagen der aufnehmenden Einsätze. Wir bereiten Sie zudem auf die Einsätze vor, bieten währenddessen Betreuung und Beratung sowie Coachings für die Rückkehr. Ob aus Mali, der Ukraine, Bosnien oder Kolumbien.
Bereit für den Einsatz? Mehr über das Arbeiten in einem internationalen Friedenseinsatz erfahren Sie auf der Homepage des ZIF.