Frau Glück, welches ist Ihr aktuelles Tätigkeitsgebiet?
Marie Glück: Ich bin in der Stadtverwaltung im Referat Nachhaltige Stadtentwicklung tätig. Hier wurde mit den Bürger*innen ein Stadtentwicklungskonzept erarbeitet, das sich in elf Themenfelder gliedert. Wir sind dafür zuständig, die Veränderungs- und Innovationsprozesse zu begleiten und "auf die Straße" zu bringen.
Wie gestaltet sich Ihr Berufsalltag?
Glück: Da es sich um Querschnittsprojekte handelt, bin ich oft im Austausch mit Menschen. Wir werben für Akzeptanz und diskutieren die Umsetzung bei den Bürger*innen und in der Verwaltung. Mit Unternehmen erarbeiten wir Machbarkeitsstudien und testen technische Lösungen. Des Weiteren tauschen wir uns mit anderen Kommunen aus, um voneinander zu lernen.
Was haben Sie genau studiert?
Du suchst nach einem Job mit Sinn?
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Glück: Da es mir wichtig war, die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen, wählte ich einen Bachelor in Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Zur Schärfung meines Profils, studierte ich den International Master in "Sustainable Development and Corporate Responsibility" (IMSD) an der Escuela de Organización Industrial (EOI) in Madrid. Dies war eine sehr bereichernde Erfahrung, u. a. da wir 21 Studierende aus 14 Nationen waren.
Welche Inhalte aus Ihrem Studium haben Ihnen beim Berufseinstieg besonders genutzt oder gibt es noch heute im Berufsleben Momente, in denen Sie aus dem erlangten Wissen praktischen Nutzen ziehen können?
Glück: Bei meinem Berufseinstieg haben mir besonders die Handlungskompetenzen, die ich an der HfWU erlernt habe, geholfen. Hier wurde viel Wert auf das adressatengerechte Verfassen von Texten und auf Projektmanagement gelegt. Für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten und zur Organisation von Stakeholder-Dialogen half mir mein erworbenes Fachwissen im Master. Was sich ebenfalls als Vorteil erwies, waren meine Kommunikationsfähigkeiten, die ich durch viele Seminararbeiten und Präsentationen weiter entwickelte.
Auch haben Sie während des Studiums die Möglichkeit genutzt, sich ins Ausland zu begeben. Konnten Sie aus Ihren Auslandsaufenthalten berufliche Qualifikationen mitnehmen?
Glück: Während dem Bachelor verbrachte ich ein Semester in Südafrika und meinen Master studierte ich in Madrid. Dort fand ich mich jedes Mal in einer neuen Umgebung mit einer anderen Sprache zurecht.
Zudem fand ich es spannend, durch die internationalen Gruppenarbeiten ganz andere Perspektiven auf globale Herausforderungen einzunehmen. Das trainierte meine interkulturelle Sensibilität und hilft mir, tolerant für andere Sicht- und Herangehensweisen zu sein.
Wichtig war auch die Erfahrung, nicht alles für gegeben hinzunehmen oder vorauszusetzen. Da den anderen Personen möglicherweise ganz andere Themen wichtig sind, ist es hilfreich vor der Zusammenarbeit die Erwartungen anzusprechen und abzugleichen.
Wie ist Ihnen anschließend an das Studium der Berufseinstieg gelungen?
Glück: Schon vor dem Berufseinstieg war für mich klar, dass ich im Bereich Nachhaltigkeit tätig sein möchte. Da es mir wichtig war, Nachhaltigkeit auch wirtschaftlich zu betrachten, entschied ich mich zwischen den drei Sektoren Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft (NGOs) bewusst für Unternehmen. Um hier möglichst viele Einblicke zu bekommen, bewarb ich mich gezielt bei Nachhaltigkeitsberatungen.
Wer hat Ihnen während der Einstiegsphase Feedback gegeben?
Glück: Hilfreiches Feedback bezüglich der Arbeitsabläufe bekam ich von meinen Kolleg*innen. Konkrete Verbesserungsvorschläge für meine Arbeitsergebnisse und nützliche strategische Hinweise für meinen weiteren Berufsweges kamen von meinem Vorgesetzten.
Ebenfalls half mir der Austausch mit Familie und Freunden, die damals noch neue Umgebung besser einzuschätzen und zu verstehen.
Was waren die größten Herausforderungen nach dem Studienabschluss im Berufsalltag?
Glück: Was ich als herausfordernd empfand war, die vielen "Sprachen" zu lernen, in denen die unterschiedlichen Professionen, Ebenen und Abteilungen sprechen. Zudem war es wichtig, die Interessen und den "Pain" herauszufinden. Also das, was die Menschen wirklich bewegt und antreibt. Oft wird nicht klar angesprochen, was eigentlich gemeint wird und es wird viel Interpretationsspielraum gelassen. Da gilt es, genau hinzuhören und auch die Beziehungen zwischen den Menschen zu verstehen.
Suchen oder gefunden werden? Wie gehen Sie die Suche nach passenden Arbeitsstellen an undbieten gute Kontakte Ihnen dabei Vorteile?
Glück: Beides! Bei meinen letzte Jobsuche habe ich auf der einen Seite zwei Bewerbungen geschrieben und zwei Absagen bekommen. Auf der anderen Seite erhielt ich vier Angebote, aus denen ich wählen konnte. Diese Angebote kamen ausschließlich über mein Netzwerk zustande. Die Absagen bewerte ich ebenfalls als wertvoll, da ich die Personen an den entsprechenden Stellen nun kennen und weiß was sie bewegt. Bewerber*innen empfehle ich dringend, ihr Netzwerk zu pflegen und zu erweitern.
Liegt Ihrer Meinung nach Nachhaltigkeit in der Wirtschaft im Trend und ergeben sich in diesem Sektor gute Berufschancen?
Glück: Nachhaltigkeit ist für mich nicht nur ein Trend. Es ist eine Notwendigkeit. Einfaches Beispiel: Wir tun so, als ob wir unendliche Ressourcen zur Verfügung hätten und die Wirtschaft immer weiter wächst. Tatsächlich leben wir auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen. Das verträgt sich nicht auf Dauer. Das bedeutet, dass es immer mehr Menschen braucht, die dies erkennen und alternative Konzepte entwickeln und umsetzen.
Ich behaupte, dass die Berufschancen sehr gut sind, auch wenn die wenigsten Stellen ausgeschrieben werden. Für jemanden, dem Nachhaltigkeit am Herzen liegt und sich ehrlich damit auseinander setzt, für den wird es immer Möglichkeiten geben, sich einzubringen.
Wie ist Ihr Ausblick auf Ihr weiteres Berufsleben? Welche Möglichkeiten sehen Sie und wie stehen die zu Ihren persönlichen Wünschen?
Glück: Mein Wunsch ist es, weiter Impulse zu geben und Veränderungen zu bewirken. Dies lässt sich hervorragend mit meiner aktuellen Tätigkeit verbinden, da ich Innovationsprozesse direkt begleite und in bestehende Prozesse integriere.