Berufsbild CSR-Manager*in: Arbeitsalltag, Zugangsvoraussetzungen und Perspektiven

Umweltschädigende Produktionsketten, Menschenrechtsverletzungen und Steuervermeidung oder sind nur einige der vielen Praktiken, welche unsere Wirtschaftsweise prägen. Dies tut weder den Menschen noch der Natur gut, weshalb sich immer mehr Unternehmen ihrer Verantwortung stellen und mehr für den Schutz der Menschenrechte und der Umweltschutz. Damit dies aber nicht nur in der Theorie bleibt, sondern auch in der wirtschaftlichen Praxis Anwendung findet, hat sich ein Berufsbild herausgebildet, das sich diesen Herausforderungen annimmt: Das CSR-Management.

Foto ©: Austin Distel on unsplash.com
von Oliver Adria, 31. Juli 2020 um 14:00

CSR-Manager*innen vereinen in ihrem Arbeitsalltag die Bereiche Ökologie, Ökonomie und Soziales - immer mit dem Ziel, die wesentlichen Geschäftsprozesse eines Unternehmens oder einer Organisation in Richtung nachhaltiges Wirtschaften zu gestalten. Wie dies im Einzelnen aussieht, kommt ganz auf den*die Manager*in an, doch die Hauptaufgaben der CSR-ler*innen bestehen meistens aus dem Entwickeln und Realisieren von CSR-Strategien für das Unternehmen und dem Implementieren dieser Maßnahmen in die Unternehmensstrategie und -struktur. CSR steht hier als Akronym für den englischen Begriff »Corporate Social Responsibility«, was im Deutschen so viel wie Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung bedeutet.

Die Arbeit eines*r CSR-Manager*in setzt immer voraus, dass die Firma als Ganzes, aber vor allem die Management-Abteilung im Einzelnen, hinter dem Nachhaltigkeitskonzept steht. Nur wenn dies der Fall ist, kann eine ordentliche und sinnvolle Arbeit geleistet werden. Andernfalls ist die Gefahr hoch, dass man nichts als CSR-Manager*in für die Nachhaltigkeit, sondern vielmehr als PR-Manager*in für’s Greenwashing zuständig ist. Unter Greenwashing versteht man die Strategie, Unternehmen in der Öffentlichkeit durch geschickte PR-Arbeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen - ohne, dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt. Natürlich gehört PR-Arbeit auch zum CSR-Management dazu. Jedoch immer nur als Mittel zur Kommunikation der Nachhaltigkeitsstrategien und nicht ausschließlich, um damit ein positives Image für das Unternehmen zu generieren - auch wenn dies natürlich ein willkommenes Nebenprodukt der tatsächlichen Nachhaltigkeitsstrategie sein kann.

Arbeitsalltag im CSR-Management

Einen fest definierten Arbeitsalltag gibt es in diesem Beruf eher nicht, genauso wenig wie einen Bauplan für die perfekte Nachhaltigkeitsstrategie. Die muss speziell und individuell an die wirtschaftliche Ausrichtung und die Intentionen bzw. an das Wirkungsfeld eines jeden Unternehmens angepasst werden.

Jedoch gibt es verschiedene Richtlinien bzw. Orientierungspunkte, die man sich als Grundgerüst für eine Strategie heranziehen und dann an die jeweilige Situation anpassen kann. Zu diesen gehören zum Beispiel die 10 Prinzipien des UN Global Compact oder die ISO26000, ein »Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen«. Die hier aufgelisteten Punkte können dann mit den eigenen Zielen verglichen und gegebenenfalls erweitert werden. Da diese Richtlinien sehr allgemein gehalten sind, hat man als CSR-Manager*in also genügend kreative Freiheit, sowohl die unternehmerischen Interessen, als auch sozial und ökologisch vertretbare Maßnahmen auszuarbeiten. So könnten mögliche Maßnahmen z.B. sein, dass Teile der generierten Einnahmen des Unternehmens an wohltätige Zwecke gespendet werden, der Energiebedarf durch Ökostrom/Erneuerbare Energien gedeckt wird oder alle Plastikflaschen aus dem Büro verbannt werden und dafür umweltfreundliche Wasserspender mit Glaskaraffen für die Mitarbeiter*innen bereit gestellt werden.

Die 7 CSR-Kernthemen

Grundsätzlich lassen sich beim CSR-Management 7 Kernthemen unterscheiden, die sich natürlich teilweise auch stark überschneiden und in gegenseitiger Wechselwirkung stehen:

  • Menschenrechte,
  • Umwelt,
  • Interessen der Kund*innen,
  • faire Geschäftspraktiken,
  • Einbindug der Gemeinschaft (z.B. der Stadt/Region, in der das Unternehmen ansässig ist)
  • sowie ein fairer Umgang mit den eigenen Mitarbeitenden.

Aufgabe der*des CSR-Manager*in ist es, alle diese Themen in einem ganzheitlichen Ansatz zu vereinen und mit geeigneten Maßnahmen zu fördern.

© Vitt, Franz, Kleinfeld, Thorns (2011): Gesellschaftliche Verantwortung nach DIN ISO 26000

Aufgabenbereiche des CSR-Management

Darüber hinaus sind vor allem die Themen Nachhaltigkeitsberichtserstattung und Stakeholdermanagement wichtige Aufgabenbereiche der CSR-Manager*innen. Seit 2017 gibt es für größere Unternehmen nämlich eine Berichtspflicht, die für mehr Transparenz der Geschäftsabläufe in Europa sorgen soll. Das Zusammentragen der Daten für bzw. das Verfassen des (in der Regel jährlichen) Nachhaltigkeitsberichts ist demnach ebenfalls eine zentrale Aufgabe der CSR-Manager*innen. Auch der aktive Austausch mit den sog. Stakeholdern (Interessensgruppen) sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens (z.B. Kund*innen, Medien, kooperierende Vereine etc.) ist essentieller Teil des Jobs. Ziel des Stakeholderdiaglogs ist es, die Bedürfnisse und Interessen der unterschiedlichen Akteursgruppen in die Zielsetzung und Maßnahmenplanung einfließen zu lassen und somit auch Transparenz zu schaffen: Welche Handlungsfelder oder sozial-ökologischen sind Maßnahmen sind z.B. den Kund*innen besonders wichtig? Welche Vorschläge für Verbesserungspotenzial in der Lieferkette können z.B. unabhängige Menschenrechtsorganisationen geben?

Die einzelnen Aufgaben können also grob in folgende Bereiche gegliedert werden:

  • Entwicklung und Implementierung der CSR-Strategie
  • Stakeholder-Management
  • CSR-Kommunikation und Nachhaltigkeitsberichterstattung
  • und ggf. noch Risikomanagement

Daneben bietet es sich auch direkt an, als Social Intrapeneur*in nicht nur für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise, sondern auch für ein besseres und nachhaltigeres Arbeitsklima im eigenen Unternehmen zu sorgen. Hierbei geht es vor allem darum, das Miteinander, die Unternehmenskultur oder die Ökobilanz positiv für alle zu verändern. Dies kann von kleineren Maßnahmen wie Gleitzeit oder flexiblere Arbeitszeiten, bis hin zu einer internen Kita oder mehr Entscheidungsfreiheit bzw. Mitbestimmungsrecht für die Mitarbeiter:innen reichen. Wichtig ist dabei vor allem, dass du ein offenes Ohr für die Anliegen deiner Kolleg*innen hast und versuchst, diese auch umzusetzen. Auch wenn vielleicht nicht jeder Wunsch (direkt) erfüllt werden kann, steigern solche Möglichkeiten auf lange Sicht auch die Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen, was sich wiederum positiv auf das gesamte Unternehmen auswirkt und zu einem guten Employer Branding beitragen kann - eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten also.

Voraussetzungen und Qualifikationen

Dadurch, dass du neben den sozial verantwortlichen Themen zwangsläufig auch immer mit den wirtschaftlichen Aspekten eines Unternehmens in Berührung kommst, ist eine Ausbildung im wirtschaftlichen Bereich eine gute Grundlage, um darauf fachspezifisches Wissen aufzubauen. Dies kann in Form von speziellen Masterprogrammen (z.B. MBA - CSR and NGO-Management an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg oder Business Ethics und Responsible Management an der TU Dresden, von Traineeships oder speziellen Fortbildungen (z.B. von der IHK) geschehen. Auch ein Bachelor in Sozialwissenschaften, Volkswirtschaftslehre, Politikwissenschaften oder Umwelttechnik kann mit entsprechenden Vertiefungen während des Studiums als gute Einstiegsmöglichkeit dienen.

Auch ein Quereinstieg in das CSR-Management ist möglich, hier können vor allem nebenberufliche Fort- bzw. Weiterbildungen hilfreich sein, wie z.B. das Zertifikat der SHR-Fernuni oder die IHK-Lehrgänge im Bereich Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmanagement. Solche Fortbildungen sind besonders (wenn natürlich nicht ausschließlich) für Menschen mit fachlichem Hintergrund in den Bereichen Personal, Kommunikation, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Umweltmanagement oder Gesundheits- und Arbeitsschutz geeignet, da es hier viele Schnittpunkte zur CSR gibt.

Neben den fachlichen Kenntnissen solltest du gute Problemlösefähigkeiten, Kommunikationsgeschick und strategisches Denken, aber vor allem Interesse an Nachhaltigkeit und sozialem Unternehmertum mitbringen. Als Schnittstelle zwischen verschiedenen Abteilungen im Unternehmen musst du dich zudem schnell in neue Themengebiete einarbeiten können und einen guten Draht zu der Belegschaft pflegen. Kontaktfreude und Eigeninitiative sind daher Eigenschaften, die dir deinen Arbeitsalltag immens erleichtern.

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Perspektiven

Da das Thema Nachhaltigkeit bzw. nachhaltiges Wirtschaften immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus rückt, ergeben sich für CSR-Manager*innen vielversprechende Zukunftsperspektiven. Viele mittelständische und größere Unternehmen sind mittlerweile auf der Suche nach Mitarbeiter*innen, die sich dieser Thematik widmen und Strategien für nachhaltigere Geschäftsprozesse ausarbeiten. Dies kann von einzelnen Mitarbeiter*innen bis hin zu ganzen CSR-Teams reichen. Auch wenn die Stelle im Unternehmen vielleicht nicht einmal ausgeschrieben ist, können Initiativbewerbungen die Unternehmen eventuell zum Nachdenken anregen und dir eine Chance geben, dein Können unter beweis zu stellen und vielleicht sogar eine CSR-Abteilung ganz neu aufzubauen. Wie erfolgreich man mit Initiativbewerbungen sein kann, kannst du als Impactify-Mitglied auch in unserem Artikel zum Thema verdeckter Arbeitsmarkt und Initiativbewerbung nachlesen.

Eine weitere Möglichkeit, die sich in diesem Berufsfeld besonders anbietet, ist die Selbstständigkeit. Als Unternehmensberater*in für CSR-Strategien bist du nicht an ein bestimmtes Unternehmen gebunden, sondern kannst dir im besten Fall sogar deine Auftraggeber*innen aussuchen und mitunter mehr verdienen. Auch die zeitliche Einteilung ist hier viel flexibler, du kannst z.B. deine Arbeit größtenteils deinem Privatleben anpassen (was vor allem mit Kindern super ist) und selbst entscheiden, wie viel du arbeiten möchtest. Dadurch, dass du für mehrere Unternehmen tätig bist, ist auch dein Wirkungskreis viel höher und deine Projekte viel abwechslungsreicher. Allerdings trägst du als Selbständige*r auch immer ein größeres Risiko und du musst für deine eigene Absicherung im Alter und/oder im Krankheitsfall sorgen, deshalb sollte man sich vor einer Selbstständigkeit immer gut informieren und die Vor- und Nachteile für sich persönlich abwägen. Mit genügend Vorkenntnissen und einem guten Netzwerk sollte dem aber relativ wenig im Wege stehen.

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Für die passende Qualifikation findest du hier eine umfangreiche Übersicht über verschiedenste Weiterbildungsoptionen: Weiterbildungen Nachhaltigkeit: Qualifizierungsangebote für den (Quer-)Einstieg in einen »Impact Job«.

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